Markus Jourdan ist von der Lernwilligkeit seines neuen Auszubildenden Hasan Husseini begeistert. Foto: Stocker Foto: Schwarzwälder Bote

Integration: Der 19-jährige Hasan Husseini beginnt eine Ausbildung zum Tischler bei Fensterbau Jourdan

Bereits im Sommer 2017 absolvierte Hasan Husseini ein Praktikum in der Werkstatt bei Fensterbau Jourdan. Diesen Herbst startete der 19-jährige Afghane mit seiner Ausbildung zum Tischler in dem Handwerksbetrieb.

Althengstett. "Im ersten Jahr ist er überwiegend in der Berufsschule und nur einen Tag in der Woche im Betrieb", berichtete Inhaber und Geschäftsführer Markus Jourdan. Der Handwerksmeister ist begeistert vom Lernwillen seines Auszubildenden, der im Jahr vor der Ausbildung seine Deutschkenntnisse vertiefte und einen guten Hauptschulabschluss absolvierte.

Ganze 35 Tage unterwegs

Im Gespräch mit dem Schwarzwälder Boten berichtete Husseini, dass er vor drei Jahren nach Deutschland kam. "Es dauerte 35 Tage und das alles zu Fuß", erzählte er von seiner Flucht aus dem Iran. Eltern und Geschwister blieben zurück. Dorthin nämlich war die Familie aus Afghanistan mit sechs Kindern geflüchtet. Doch auch im Iran war und ist die Situation schwierig, wie der Älteste der Geschwister feststellte. So blieb es ihm auch in dem vorderasiatischen Staat aufgrund der Fluchtsituation verwehrt, die Schule zu besuchen. "Mit zwölf Jahren begann ich deshalb dort in einer Schreinerei zu arbeiten, was aber nur nachts möglich war", berichtete der Berufsstarter.

Auf seinem Fluchtweg, zunächst ohne konkretes Ziel, habe er in Griechenland erfahren, dass in Deutschland die Chancen gut stünden, die Schule zu besuchen und eine Ausbildung zu machen. Nachdem er in Bad Teinach-Zavelstein mit anderen unbegleiteten Jugendlichen untergebracht wurde, konzentrierte er sich aufs Lernen.

"Ein Asylbetreuer knüpfte den Kontakt zu uns, und wir freuen uns über seine zupackende Art", sagte Jourdan, der in den zurückliegenden 15 Jahren auch andere Erfahrungen mit Auszubildenden machte. Husseini indes bringe sich ein und sehe, wo angepackt werden muss. "Es sind ganz andere Arbeitsverhältnisse und hier wird großen Wert auf Sicherheit gelegt", verglich der junge Mann seine Erfahrungen. Schon der Maschinenpark, mit dem gearbeitet werde, sei der Entwicklung, die er bislang kannte, weit voraus. Darüber hinaus seien die Arbeitsräume viel großzügiger.

Inzwischen lebt Husseini in Calw und fährt mit Bus und Bahn zum Betrieb oder in die Berufsschule nach Nagold. "Es ist eine tolle Gemeinschaft und Akzeptanz", sagte er zur Atmosphäre an den beiden Ausbildungsorten.

Sorge um Familie

Während er dadurch seinem Ziel, ohne Angst "ganz normal" arbeiten zu können, einen großen Schritt näherkam, treibt ihn die Sorge um seine Familie um. Denn seit seiner Flucht hat er sie nicht mehr gesehen und nur via Telefon Kontakt. "Sie freuen sich, dass ich einen Ausbildungsplatz erhalten habe, leben aber immer noch in gefährlichen Verhältnissen", erläuterte der junge Mann. Bei der Arbeit wird er von seinen Sorgen abgelenkt und ist etwas beruhigter, nicht zuletzt, weil sein Chef sich bereits positiv zu seinem weiteren beruflichen Werdegang äußerte.