Das dem Altensteiger Sozialkaufhaus LOT angegliederte Café Courage ist derzeit geschlossen – niemand kann sagen, wie es damit weitergeht.
Altensteig - Weshalb hängen seit einiger Zeit Jacken, Kleider, Hosen und andere Kleidungsstücke im LOT? Gibt es das Café Courage im Nebenraum nicht mehr? Warum steht dann im Altensteiger Mitteilungsblatt Woche für Woche der Hinweis, parallel zu den Ladenöffnungszeiten bestehe die Möglichkeit, sich bei einer Tasse Kaffee zu treffen und auszutauschen? "Das Café existiert nicht mehr", sagt Heidi Jakob. Zusammen mit Stellvertreterin Marion Großmann sowie den Ein-Euro-Kräften Bettina Prock, Betty Kohnke und Daniel Gutjahr sorgt sie von Montag bis Freitag dafür, dass die von Discountern, Lebensmittelmärkten und Bäckereien gespendeten, täglich von der Erlacher Höhe in Kühlfahrzeugen angelieferten Waren (Gemüse, Obst, Backwaren, Molkereiprodukte) ausgepackt, sortiert und für den Verkauf in unterschiedliche Regale gelagert werden.
Die Zahl der Kunden, die sich für wenig Geld mit Nahrungsmitteln versorgen, deren Ablaufdatum langsam näher rückt, sei in letzter Zeit nicht nur wegen der Flüchtlingssituation stark gestiegen, beobachtet die Leiterin des Ladens. Die Inflation hinterlasse bei Menschen mit geringem Einkommen immer tiefere Löcher im Budget. Deshalb seien manche Käufer bestimmt froh, im geschützten Raum miteinander ins Gespräch zu kommen zu können, um Sorgen und Zukunftsängste mit anderen zu teilen.
Einst umfangreiches Angebot
Es hat sich einiges geändert seit der Eröffnung des Sozialkaufhauses LOT – Laden, Orientierung, Treffpunkt – im Jahr 2006. Damals wurde das gemeinsame Projekt der Kirchengemeinden im Distrikt Altensteig, der Erlacher Höhe Calw/Nagold und des Diakonieverbandes im Landkreis Calw aus der Taufe gehoben. Im damaligen evangelischen Gemeindehaus konnte man nicht nur für ein paar Euro genießbare Lebensmittel kaufen, sondern sich auch von Sozialarbeiterin Daniela Rinderknecht bei Problemen beraten lassen. Das Angebot umfasste auch Kinderturnen und einen Gesprächskreis für Migranten. Klaus Henoch vom Blauen Kreuz bot seine Hilfe für Menschen mit Alkoholproblemen an, Diakon Gerd Gauß lud am Donnerstagvormittag – unterstützt von Anita Kerekesch und Kirsten Bauer – zu geistlichen Impulsen.
Umzug nach Abriss
Man unternahm gemeinsame Ausflüge, und am 24. Dezember wurden Menschen zum besinnlichen Zusammensein eingeladen, die Heiligabend nicht allein verbringen wollten. Nach dem Abriss des evangelischen Gemeindehauses in der Rosenstraße zog das LOT 2016 ins Eckhaus am Altensteiger Postplatz 2 um und im Mai 2017 in die Bahnhofstraße 44, wenige Meter von Lidl entfernt.
Die genannten Veranstaltungen gibt es nicht mehr, und jetzt hat auch noch das Café Courage geschlossen. Für immer? "Corona brachte vieles zum Erliegen", erklärte auf Nachfrage die Diakonische Bezirksstelle in Nagold. Ob das gemeinsame Kaffeetrinken überhaupt – und wenn ja, wann – wieder möglich sein werde, könne man momentan nicht sagen. Um den Nebenraum im LOT nicht leer stehen zu lassen, wurde das Angebot um günstig zu erwerbende Textilien erweitert. Wer eine Wohnraumberatung und Unterstützung bei sozialen Problemen wünscht, kann sich im LOT nach Ansprechpartnern erkundigen.
