Das Jahreskonzert der Trachtenkapelle Spielberg in der Bömbachhalle erfüllte hochgesteckte Erwartungen. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Musik: Jahreskonzert der Trachtenkapelle Spielberg / Profi am Pult duldet keine Nachlässigkeiten

Bis in die Haarspitzen motivierte Musiker, ein Dirigent, der das 33-köpfige Blasorchester zu Höchstleistungen antrieb und 200 begeisterte Zuhörer in der Bömbachhalle: Das Jahreskonzert der Trachtenkapelle Spielberg war auch diesmal ein Hochgenuss.

Altensteig-Spielberg. "Bei einigen Proben waren wir kurz davor, den Krankenwagen zu rufen" schmunzelte Annika Winter in ihrer Anmoderation und Vereinsvorsitzender Karl-Heinz Bohnet setzte noch einen drauf: "Manchmal hätten wir unseren Dirigenten am liebsten sonst wo hin geschickt." Und überreichte Pèter Vàmosi lächelnd ein Geschenk. Der gebürtige Ungar ist Berufsmusiker, duldet keine Nachlässigkeiten und spricht das auch direkt an.

Und trotzdem ist die Verpflichtung des Profis aus Bad Wildbad für das Orchester ein Glücksgriff, weil Vàmosi mit vollem Körpereinsatz das letzte Quäntchen Qualität aus seinen Musikern herausholt. Die Trachtenkapelle Spielberg hat inzwischen das Niveau eines Oberstufenorchesters erreicht.

Nach den Sommerferien mit Proben begonnen

Ein leuchtender Tannenbaum, strahlende Kugeln, baumelnde Sterne und Papierlampions, Lichtbänder in unterschiedlichen Farben am Bühnenrand und ein Teppich aus glitzernden Birnen im Hintergrund tauchten die Bömbachhalle in vorweihnachtlichen Glanz. Durch das abwechslungsreiche Programm führte Annika Winter, die sich nach der Ankündigung und Kurzbeschreibung des nachfolgenden Stücks wieder schnell auf ihren Platz im Orchester setzte und zur Klarinette griff.

Eröffnet wurde das Jahreskonzert von den TK-Kids aus Spielberg und Jugendmusikern aus Walddorf. Beide Vereine haben sich wegen des demografischen Wandels und damit einer geringeren Zahl von Teilnehmern zusammengeschlossen. Leiter ist sowohl bei den kleinen als auch den größeren Nachwuchsmusikern Dieter Krauß. Zusammengestellt hatte der Dirigent flüssig zu spielende Stücke, die vorhandenes Talent aufblitzen ließen.

Nach den Sommerferien hatte die Trachtenkapelle mit den Proben begonnen und wurde gleich mit Stücken konfrontiert, die Vàmosi herausgesucht hatte und an die Musiker höchste Anforderungen stellten, um ein homogenes Klangbild zu erzeugen. Die Ouvertüre zur "Leichten Kavallerie" von Franz von Suppé und Melodien aus Ungarn, zusammengefasst unter dem Titel "Eine Nacht in Budapest" waren solche schwer zu spielenden Kompositionen. Die Operette ist heute nur noch durch ihre weltberühmte Einführung bekannt. Sie offenbart unterschiedliche Stilrichtungen und Temperamente, man spürt den rasanten, durch galoppierende Pferde hervorgerufenen Rhythmuswechsel, die vorwärtsdrängende Entschlossenheit österreichischer Soldaten, durchsetzt mit melancholischen Phrasen. "Die leichte Kavallerie war eher eine schwere Kavallerie", murmelte in der Pause eine erschöpfte Flötistin.

Auch weihnachtliche Stimmung verbreitet

Eine feurige Fanfare mit hellen Trompetentönen kündigte die Olympischen Sommerspiele 1988 in Seoul (Südkorea) und damit das nächste Stück "The Olympic Spirit" von John Williams an. "Eine Nacht in Budapest" bündelt unterschiedliche Melodien aus Ungarn und waren erneut eine schweißtreibende Angelegenheit für das gut disponierte Blasorchester. Jedes Register hatte dabei seine besonderen Momente. Schnelle Rhythmen, langsame Passagen, feurige Klänge und melancholische Sentenzen mussten fein aufeinander abgestimmt werden. Das Orchester meisterte alle Facetten mit Bravour und großer Meisterschaft. Danach konnten sich die Ausführenden gedanklich zurücklehnen bei den weltbekannten Liedern von Simon & Garfunkel, wie "Mrs. Robinson", "The Sound of Silence" und "Bridge over troubled Water". Mit dem Medley "The Time of Rock`n Roll" ging es in die Pause.

Es war zwar ein Jahreskonzert, aber eine weihnachtliche Stimmung wollte die Trachtenkapelle mit "White Christmas" von Irving Berlin denn doch verbreiten. Auch beim nachfolgenden "I got you" von James Brown – arrangiert von Johnnie Vinson – setzten sich einige Jungmusiker ins Orchester. Mit dem Konzertmarsch "Salemonia" von Kurt Gäble (das tiefe Blech und die Holzbläser kamen dabei besonders zur Geltung) und der Polka "Die Liebste" ( Klarinetten und Querflöten konnten im Mittelteil ihr Können unter Beweis stellen) bewegte sich das Orchester auf vertrautem Terrain. Bei "El Bimbo" beeindruckte der Vereinsvorsitzende und Tenorsaxofonist Karl- Heinz Bohnet mit einem Solo. "Samba-Time" entführte nach Brasilien. Bernd Kalmbach, Julian und Andre Bauer setzten Sombreros auf den Kopf und hatten am Schlagwerk alle Hände voll zu tun.