Zu einer Abschlussbesprechung trafen sich die Tälemer am Fackelschopf Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Weihnachts-Tradition: "Tälemer" und "Tannenbergler" aktiv

Altensteig. Wenn an Heilig Abend um 18 Uhr die Glocken der Evangelischen Stadtkirche ertönen, wird in der Altensteiger Kernstadt nach altem Brauch "gefackelt". Die "Tälemer" und die "Tannenbergler" stecken jeweils hoch über der Stadt einen acht bis neun Meter hohen, fachmännisch aufgeschichteten Holzstoß in Brand.

Mitgebrachte Handfackeln der Zuschauer verwandeln den Schloss- und Hellesberg in ein Lichtermeer. Viele machen sich zu Fuß auf den Weg, andere stellen ihr Fahrzeug an der Zufahrtsstraße im Gewerbegebiet Turmfeld ab.

Die Tannenbergler haben sich seit August an der Abzweigung Egenhauser Straße/Reitstall getroffen, das gesammelte Holz geschlitzt und zum Trocknen in ihrer Hütte aufbewahrt.

Besonders aktiv sind die "Tälemer" mit ihrem Vorsitzenden und Tälesschultes Manfred Keller. Ihr Fackelschopf steht auf halber Höhe des Schlossbergs. Das gesammelte Holz stammte früher größtenteils aus dem Stadtwald, in diesem Jahr hat der Verein von Hausabbrüchen und dem abgerissenen Gasthof "Goldener Stern" profitiert. 30 bis 45 Raummeter werden benötigt.

"Tälemer" freuen sich über freiwillige Helfer

Anfang der Woche hat Keller seine rund 25 Mitglieder zur Abschlussbesprechung in die warme Stube des Fackelschopfs eingeladen, um den Ablaufplan für die nächsten Tage zu besprechen. Am Samstagmorgen, 23. Dezember, wird das trockene Holz ab 7 Uhr verladen.

An Heilig Abend heißt es ebenfalls früh aufstehen. Pünktlich um 6 Uhr will man anfangen, die Scheiter aufzusetzen. Die Tälemer würden sich über viele Helfer freuen. Zur Belohnung gibt es ein herzhaftes Vesper.

Traditionell wird das Ende der Arbeiten mit einem Donnerschlag angezeigt. Um 18 Uhr wird die ausgelegte Holzwolle mit Benzin übergossen. Die Spur führt zum Holzstoß, der kurze Zeit später in Flammen steht. Jetzt werden auch die mitgebrachten Wachsfackeln von den Zuschauern angezündet. Das Schauspiel verfolgen von Jahr zu Jahr mehr Zuschauer, ist es doch auch ein Treffpunkt von weggezogenen Freunden und Bekannten, die die Weihnachtsfeiertage im Elternhaus verbringen. Vermisst wurden im vergangenen Jahr Bläser der Altensteiger Stadtkapelle, die mit Weihnachtsliedern Freude bereiteten. "Vielleicht ist es diesmal anders" hofft Keller.

Gefackelt wird an Heiligabend nicht nur in der Altensteiger Kernstadt, sondern in Berneck,Walddorf und Altensteigdorf. Treffpunkt in Berneck ist um 17.45 Uhr der Marktplatz. Pfarrerin Dorothea Jung hält eine kurze Andacht, der Männergesangverein singt. Anschließend wird gemeinsam in Richtung Thann gewandert. Auf halber Höhe haben die "Fackelbuben" ebenfalls einen großen Holzstoß aufgebaut. Kinderpunsch und Glühwein werden angeboten.

In Walddorf wird fünf Minuten nach dem Ende des Gottesdienstes in der Johanneskirche auf einer Wiese unweit vom Sportplatz ein Holzgerüst verbrannt.

In Altensteigdorf pilgern wieder viele zur Wiese am Kirchweg. Traditionell geht eine Hälfte der Fackler rechts, die andere Hälfte links um den Holzstoß. Treffen sie aufeinander, wird der Holzhaufen in Brand gesteckt. Weihnachtslieder werden gespielt, Punsch und Glühwein ausgeschenkt.