UN-Botschafterin Cassanda Steen (von rechts) überreichte die Auszeichnung an die beiden Gymnasiallehrerinnen Eva Greule und Cornelia Sobotta Fotos: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Bildung: Bio-AG des Christophorus-Gymnasiums wird von der UN für seine biologische Vielfalt ausgezeichnet

Begonnen hatte es vor 35 Jahren mit einer kleinen Biowiese – heute grünt und blüht es an allen Ecken und Enden auf dem weitläufigen Gelände des Altensteiger Christophorus-Gymnasiums. Für seine biologische Vielfalt wurde das Langzeitprojekt von den Vereinten Nationen ausgezeichnet. Den Preis überreichte UN-Botschafterin Cassandra Steen.

Altensteig. An der Veranstaltung in der Eichwaldhalle nahmen am Dienstag alle Schüler und Lehrer des Gymnasiums sowie Vertreter aus Politik, Wissenschaft und Gesellschaft teil. Schulleiter Frank Weigand erinnerte sich in seiner Begrüßung daran, dass er vor zweieinhalb Jahren – damals noch in Bolivien tätig – auf einer Reise durch den Schwarzwald in Altensteig Station gemacht und die "einzigartige Naturlandschaft" der Schule bewundert habe. Seine Begeisterung habe als heutiger Leiter des Christophorus-Gymnasiums nicht nachgelassen und werde jetzt "sogar von der UN gewürdigt". Dass die Bio-AG auf dem Campus mehr als 600 Pflanzen hegt und pflegt, sei bemerkenswert genug. An den Freitagnachmittagen werde aber viel mehr bewerkstelligt – von der Artenbestimmung von Insekten bis zur Erzeugung von Apfelsaft und Honig.

"Auch im Kleinen kann man etwas für die Schöpfung tun"

Dass das  "kein Strohfeuer" war, sondern nach 35 Jahren immer noch der Fall ist, würdigte Bürgermeister Gerhard Feeß in seiner Ansprache. Besonders lobte er den inzwischen pensionierten Biologielehrer Johannes Jürjens als Initiator und Motor der Arbeitsgemeinschaft.

"Auch im Kleinen kann man etwas für die Schöpfung und den Naturschutz tun" erklärte der parlamentarische Staatssekretär im Bundeslandwirtschaftsministerium, Hans-Joachim Fuchtel. Er habe vor 45 Jahren einen Samen geschenkt bekommen und neben seinem Haus in Altensteig eingepflanzt. "Daraus ist heute ein Baum mit mehr als 30 Metern geworden". Den Schülern in der Eichwaldhalle rief er zu, jeder solle auf seine Weise einen Beitrag zum Schutz der Natur leisten. Dass der Schulträger sich seinerzeit gegen einen Parkplatz und für einen Biogarten auf dem Schulgelände entschieden habe, sieht Fuchtel als ein ermutigendes Zeichen.

Andreas Kubesch von den Grünen war während seiner Schulzeit in Bad Wildbad selber in der Vogelschutz-AG. Er wisse den Einsatz der Bio-AG daher sehr zu schätzen. Dass immer mehr Insekten wegen der ausgebrachten Giftstoffe auf den Feldern sterben, sei für ihn ein Warnzeichen und Aufgabe des Staates, tätig zu werden. Die Schüler auf der Empore ermutigte er, die "Lust am praktischen Naturschutz" neu zu entdecken. Rico Lippold vom Regierungspräsidium Karlsruhe ging auf das "dramatische" Artensterben ein. Durch den Einsatz von chemischen Mitteln würden – "oft aus reiner Profitgier" – immer mehr Pflanzenarten aussterben. Mit der UN-Dekade 2011 bis 2020 wollen die Vereinten Nationen bewusst darauf hinweisen und fördere nachhaltige Naturschutzprojekte. Die Bio-AG sei ein gelungenes Beispiel für eine "ökologische Sensibilisierung".

Förster und Hegeringleiter Fabian Müller aus Berneck hat während seiner gesamten neunjährigen Schulzeit am Altensteiger Gymnasium in der AG mitgearbeitet. Dabei sei ihm mehr und mehr klar geworden: "Die Natur muss geschützt werden". Deshalb sei es für ihn keine Frage gewesen, wo er seine Freitagnachmittage verbringen würde.

Popsängerin und Botschafterin überreicht die Urkunde

Professor Karlheinz Köhler aus Karlsruhe konnte aus beruflichen Gründen nicht die Laudatio auf die Bio-AG halten, sein Glückwunschschreiben wurde verlesen.

"Unsere Natur ist eure Zukunft", meinte UN-Botschafterin Cassandra Steen auf der Empore der Halle. Sie überreichte die Auszeichnung in Form einer Urkunde und eines kleinen Holzbaums an die Gymnasiallehrerinnen Eva Greule und Cornelia Sobotta, die den Antrag bei der UN gestellt hatten. Zum Schluss rief Frank Weigand alle früheren und aktuellen Aktivisten der Bio-AG zu sich und ließ Blumen überreichen.

Musikalisch umrahmt wurde die Auszeichnung von der Christophorus-Kantorei unter Leitung von Michael Nonnenmann und dem Jugendsinfonieorchester, dirigiert von Jutta Hay. Die Filmmusik aus "Fluch der Karibik" gefiel der UN-Botschafterin und Popsängerin Cassandra Steen so gut, dass sie um eine Wiederholung bat. Der Wunsch wurde erfüllt und die ganzen Halle spendete Beifall.