Jürgen Gauß präsentierte den Gästen die erste Rechenmaschine seines Unternehmens. Foto: Fritsch Foto: Schwarzwälder-Bote

Wirtschaft: Beim "Abend des Handwerks" sichert Landrat umfassende Unterstützung zu / Plädoyer für die Werkrealschulen

Die einen bieten Hilfe an allen möglichen Stellen an. Die anderen könnten – besonders auf einem Gebiet – Unterstützung brauchen. Kreisverwaltung und die Handwerker im Kreis Calw trafen sich in Altensteig zum sechsten "Abend des Handwerks".

Altensteig. Jürgen Gauß weiß ganz genau, was für ihn und sein Unternehmen ein entscheidendes Thema der Zukunft ist. Das machte er dann auch beim 6. Abend des Handwerks – eine Veranstaltung der Wirtschaftsförderung des Landkreises und der Kreishandwerkerschaft – die am Dienstagabend in seinem Unternehmen in Altensteig vonstatten ging, mehr als deutlich: "Nachwuchs, Nachwuchs, Nachwuchs", hob er in seiner Begrüßung der Gäste hervor. "Die Qualität unseres Nachwuchses soll auch in zehn Jahren so gut sein wie sie heute ist", sagte Gauß. Man tue derzeit sehr viel für den eigenen Berufsnachwuchs, schilderte der Firmenchef. Man sei Schulpartnerschaften in Altensteig und auch schon in Simmersfeld eingegangen, halte an Schulen sogar schon mal Technik-Unterricht ab. Darüber hinaus habe jeder Azubi einen eigenen Paten, der sich um ihn kümmert. Zu seinem jüngsten Azubijahrgang gehören auch zwei syrische Flüchtlinge. "Aber nicht weil ich jetzt besonders sozial wäre", bekundete Gauß, "sondern weil sie schlicht unter den Besten waren." Trotz aller Bemühungen in seinem Unternehmen sieht Gauß die Zukunft der Ausbildung in seinem Betrieb mit gemischten Gefühlen. Und das hängt mit dem möglichen Ende der Werkrealschulen zusammen. "Wir als Betrieb brauchen aber die Werkrealschulen, sie sind elementar für uns", machte der Unternehmer in den Werkstätten seiner Firma in Altensteig klar. "Denn unsere Lehrlinge, die kommen nicht aus der Realschule oder aus dem Gymnasium."

Landrat Helmut Riegger sagte bei seinem Auftritt beim "Abend des Handwerks" den Handwerksbetrieben und Innungen umfassende Hilfe zu, allerdings kam in seinen Ausführungen das Thema der Werkrealschulen nicht vor. Riegger fokussierte sich zunächst auf das Thema Digitalisierung und regte bei den Betrieben an, staatliche Zuschussprogramme in Anspruch zu nehmen. "Ich möchte, dass dieses Geld in ihren Betrieben ankommt", machte er den anwesenden Handwerkern deutlich. Gleiches gilt für ihn für das Entwicklungsprogramm Ländlicher Raum (ELR), von dem Riegger in den höchsten Tönen schwärmte. "Nutzen sie es, sonst tut es ein anderer", machte er klar.

Auch weitere Punkte seiner im Kreistag bereits vorgestellten "Digitalen Agenda" legte er den Handwerkern ans Herz, so etwa seine Initiative gegen Löcher im Mobilfunknetz des Kreises. "Ich will in Zukunft keine Funklöcher mehr in meinem Kreis", so Riegger, der sich und seiner Mannschaft ein klares Ziel steckte: "Wir müssen da schon 2018 eine deutliche Verbesserung spüren."

Auch bei anderen Themen, die das Handwerk betreffen, versprach der Kreischef Hilfe durch den Landkreis und dessen Bedienstete – sei es nun beim Thema Berufsschulen, Straßen oder auch Flüchtlingen. "Wir stehen hinter ihnen, mit allem, was wir können", versprach er den Handwerkern in aller Deutlichkeit. "Denn sie haben wirklich eine Lobby verdient."

Für die Kreishandwerkerschaft zollte Vorstandsmitglied Andreas Perrot dem Kreis seinen Respekt, genauer gesagt den Lehrern an den Berufsschulzentren in Calw und Nagold für deren großes Engagement. Das Handwerk stehe vor gewichtigen Veränderungen, darunter auch die Digitalisierung. Eine andere Herausforderung, die der Energiewende und der Elektromobilität, sei sogar so etwas wie eine Chance. "Denn die sind ohne das Handwerk nicht umsetzbar", machte der Unternehmer aus Calw deutlich, der sich aber zum Schluss seiner Ausführungen angesichts dieser Herausforderungen optimistisch zeigte: "Gemeinsam schaffen wir das."