Jeden Donnerstagnachmittag wird in der Schülerwerkstatt unter Anleitung von Rektor Thomas May gehämmert, gebohrt, geschraubt, geölt. Aufmerksamer Beobachter war diesmal Servicetechniker Uwe Schulz (links). Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder-Bote

Schulwerkstatt: Bestätigung für Praktiker

Altensteig. Erhält die Schrauberwerkstatt der Werkreal- und Friedrich-Boysen-Realschule Altensteig nach dem Porsche Panamera V8 zu Übungszwecken ein anderes, ebenfalls schnelles Auto des Sportwagenherstellers aus Stuttgart-Zuffenhausen? Es könnte durchaus sein. Servicetechniker Uwe Schulz hat den Porsche 991 schon mal zur Besichtigung am Schulparkplatz vorgefahren.

Vor eineinhalb Jahren steuerte ein Mitarbeiter des Entwicklungszentrums in Weissach einen Panamera V 8 nach Altensteig und wurde von Lehrern und Schülern mit Spannung erwartet. Die Rektoren Thomas May und Klaus Ramsaier setzten sich abwechselnd auf den Fahrersitz, drehten an Knöpfen und betätigten Hebel, bevor Schulz das PS-starke Fahrzeug mit röhrendem Auspuff in die vom Aufenthaltsraum in eine Werkstatt umfunktionierte Minihalle fuhr. Dort standen bereits ein Oldtimer, ein Motorrad, ein Roller. Und auf den Tischen lagen Bremsscheiben, Stoßdämpfer, Zündkerzen, Filter, Schläuche und andere Einzelteile. Gehämmert, geschraubt, zerlegt und wieder zusammengesetzt wurde bereits seit Juni 2012. Die Grundausstattung an Werkzeugen und Prüfgeräten stellte die Firma Boysen aus Altensteig zur Verfügung. Seitdem trifft sich die AG jede Woche am Donnerstagnachmittag von 15 bis 16.30 Uhr vor Ort.

Beim neuerlichen Besuch der KFZ-Werkstatt waren sieben Jungs damit beschäftigt, einen verschmierten Motorblock mit einem Sandstrahlgerät zu säubern, bei einem Roller die Batterien aufzuladen, den Vergaser zu überprüfen, die Spur zu vermessen, elektrische Leitungen zu kontrollieren und die Funktion der Kupplung sicherzustellen. Einer von ihnen ist der Deutsch-Brasilianer Josue Theurer aus Altensteig, der die zehnte Klasse der Werkrealschule besucht und sich vorstellen kann, nach dem Abschluss einen technischen Beruf zu ergreifen. Rektor May, ein gelernter Werkzeugmacher, ist stolzer Besitzer von zwei Simca-Oldtimern. Beide hätten schon in der Schulwerkstatt gestanden - und zuletzt der Ford Fiesta einer Lehrerin, bei dem der Lack aufgearbeitet worden sei.

Mit der Arbeitsgemeinschaft verfolgen die Schulen ein pädagogisches Ziel. Wer in den Hauptfächern Defizite hat, aber praktisch begabt ist, kann durch die Betätigung in der Schrauberwerkstatt wertvolle Erfahrungen sammeln, die bei der Bewerbung um einen Ausbildungsplatz von Vorteil sein könnten. Nicht ohne Stolz erklärte May, dass bisher alle Schulabgänger, die sich in der KFZ-Werkstatt nützlich gemacht hätten, eine Lehrstelle in einem Autohaus bekamen.