Die Führungen von Thomas Haag stießen auf großes Interesse. Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Führungen: Thomas Haag gewährt Besuchern Blicke hinter die Kulissen der Bernecker Mühle

Hauptberuflich arbeitet Thomas Haag beim Wasserwirtschaftsamt, im Nebenberuf ist er Müller. Seit 25 Jahren verarbeitet er in seiner Bernecker Kunden- und Handelsmühle Getreide. Bei Führungen am Mühlentag gewährte der 52-Jährige Einblicke in sein geschichtsträchtiges Handwerk.

Altensteig-Berneck. Das mächtige Gebäude unterhalb des vom Köllbach gespeisten Sees prägt das Ortsbild von Berneck. Seit mehr als 400 Jahren – die erste Erwähnung datiert auf das Jahr 1605 – wird an diesem Standort aus Weizen, Roggen, Dinkel und anderen Sorten Schrot, Grieß, Dunst, Kleie und Mehl in dritter Generation von Thomas Haag unter tätiger Mithilfe seiner Frau Gaby produziert. Dass Tochter Julia später einmal den Betrieb übernehmen wird, steht bereits so gut wie fest. Sie hat den Beruf der Müllerin – inzwischen lautet die offizielle Berufsbezeichnung Verfahrenstechnologin – von der Pike auf gelernt und mit Erfolg die Meisterprüfung abgelegt.

Die Führungen von Thomas Haag stießen auf großes Publikumsinteresse. Wer noch mehr Details wissen wollte, konnte seinen Vater befragen. Ernst Haag hat die Mühle 1936 übernommen. "Zu meiner Zeit konnte man davon noch leben", erinnert sich der 87-Jährige. Und daran, dass sein Vater nebenbei noch eine Landwirtschaft umgetrieben habe, das viereinhalb Meter große Mühlrad durch eine Turbine ersetzt wurde, die die Mühle mit elektrischer Energie versorgte. Damit der Betrieb von nachfolgenden Generationen weitergeführt werden kann, habe er 100 000Euro investiert, war dem Senior wichtig zu erwähnen. Ein neuer, moderner Walzenstuhl "kostete allein 70 000 Euro".

Das Getreide, das in Berneck gemahlen wird, kommt aus Überberg, Wart, Egenhausen, Neubulach, Zwerenberg und von anderen Landwirtschaftsbetrieben der Umgebung. Nach der Anlieferung wird es in eine Aufnahmegosse geschüttet, von Spelz, Stroh, Steinen und Unkraut in Schwingsieben getrennt, in weiteren Arbeitsgängen – insgesamt sind es 15 – von kleineren und leichteren Partikeln getrennt, in einer automatischen Waage das Gewicht ermittelt, in elektrisch betriebenen Walzenstühlen zerquetscht und über verschiedene Rohre zum Mehlboden befördert. Bei der Führung erfuhren die Besucher auch, auf welchem Boden Weizen und Roggen gut gedeihen, was es mit Eiweißgeräten, Fallzahlen und Feuchtigkeitsmessungen auf sich hat, dass bei der feineren Weizenmehltype 405 der Mineralstoffgehalt geringer ausfällt als bei der gröberen Type 550, die auch reicher an Vitaminen sei, weil ein höherer Anteil an Kleie mitgemahlen werde.

Während der 52-Jährige die Besucher durch die Mühle führte, stand Tochter Julia im Mühlenladen, in dem Mehlsäcke standen mit einem Gewicht zwischen 2,5 und 25 Kilogramm. Abnehmer sind Bäckerein, Konditoreien und Privatpersonen. Manchmal wird das Getreide auch als Kaninchen-, Hunde- und Geflügelfutter verwendet. Tochter Susanne stand an der "Nudel- und Müslibar".

An einer Eckwand auf dem "Walzboden" fiel der Blick auf historische Aufnahmen, Verordnungen der Königlich-Württembergischen Regierung, Kaufverträge und andere Dokumente.

Im Hof wurden die Besucher an Bänken und Tischen mit Bratwürsten, Steaks, Kaffee und selbstgebackenem Kuchen bewirtet.