Das Medienentwicklungskonzept der Realschule hat das Landesmedienzentrum überzeugt. Über den Unterricht mit dem Tablet informierte Lehrerin Kathrins Früchtl (rechts) Hauptamtsleiter Thomas Bräuning (von links), Kämmerer Udo Hirrle, IT-Leiter Peter Roming, Rektor Klaus Ramsaier und Bürgermeister Gerhard Feeß.Foto: Köncke Foto: Schwarzwälder Bote

Digitalpakt: Friedrich-Boysen-Realschule Altensteig erhält Fördermittel

Altensteig. Das Landesmedienzentrum Baden-Württemberg ist vom Entwicklungskonzept der Altensteiger Friedrich-Boysen-Realschule absolut überzeugt und hat die Landesbank angewiesen, Fördermittel bereitzustellen. Der Digitalpakt macht sich damit auch finanziell bezahlt.

Als vor wenigen Tagen die Zusage eintraf, strahlte Rektor Klaus Ramsaier. Aber nicht nur er. Bürgermeister Gerhard Feeß lobte den seit 2008 amtierenden Leiter der Realschule in den höchsten Tönen. Ohne selbst Informatik studiert zu haben, sei Ramsaier von diesem Fach so begeistert, dass er an seiner Schule "nicht nur Englisch und Gemeinschaftskunde unterrichtet". Die Planung des Medienentwicklungskonzepts trage seine Handschrift.

Ramsaier habe es auch verstanden, Lehrkräfte und Eltern mit ins Boot zu holen. Dass man auf einen sich veränderten Arbeitsmarkt mit zunehmender Digitalisierung - besonders bei den großen Firmen im Kreis Calw und Freudenstadt reagieren müsse, habe Ramsaier schon vor zehn Jahren erkannt.

Pädagogischer Leitfaden

Jetzt rief der Rektor die einzelnen Schritte des Digitalpakts in Erinnerung. Der erste Anlauf im Jahr 2011 scheiterte aus Datenschutzgründen. Fünf Jahre später erhielten die Realschüler der Klassen fünf bis sieben eine Informatik- und Medienausbildung und die Klassen acht bis zehn Tablet-Computer. Für die Anschaffung weiterer digitaler Geräte und von Anwendungen wandte sich Ramsaier an die Firma Boysen, die für die Bewilligung einer größeren Summe einen pädagogischen Leitfaden verlangte.

Daraufhin wurde ein schlüssiges Konzept vorgelegt, woraufhin die Altensteiger Abgastechnikspezialisten 55 000 Euro als Startkapital zur Verfügung stellten. Parallel dazu sorgte der Schulträger – die Stadt Altensteig – für die erforderliche Infrastruktur (Glasfaseranschlüsse, Server, WLAN). "Das haben wir bei allen Altensteiger Schulen so gemacht", ergänzte Bürgermeister Feeß. Nächster Schritt war, das Kollegium und die Eltern von der digitalen Aufrüstung auf freiwilliger Basis zu begeistern.

Als die Bundesregierung beschloss, den Kommunen für eine leistungsfähige Internetanbindung und die technische Ausstattung fünf Milliarden Euro zur Verfügung zu stellen, entwarf die Realschule auf 36 Seiten ein Medienentwicklungskonzept und überzeugte damit das Landesmedienzentrum. Die Altensteiger Schulen erhalten insgesamt 760 000 Euro, 206 000 Euro gehen an die Realschule. Das entspricht eine Förderquote von 80 Prozent. Die restlichen 20 Prozent steuert die Stadt bei. Die Friedrich-Boysen-Realschule ist die einzige, die bisher eine Zusage erhalten hat und kann damit über Geld von der Landesbank verfügen.

Den Digitalpakt unterteilt der Rektor in vier Bereiche: Unterrichtsentwicklung, Ausstattung, Fortbildung, schulische Prozesse. Unter anderem teilt er mit, dass die Klassenräume derzeit mit 400 Tablets ausgestattet sind, Hausaufgaben von den Lehrern nicht mehr korrigiert werden müssen und die Kommunikation zwischen Schule und Elternhaus auf eine neue Ebene gestellt wird. "Dass wir von der Stadt die Freiheit bekommen, Dinge selber zu entwickeln", schätzt Ramsaier sehr.

Und er blickt mit Genugtuung auf mehrere Auszeichnungen zurück. Die Altensteiger Realschule hat vom Staatsanzeiger den Titel "Leuchtturm des digitalen Wandels" verliehen bekommen, punktete beim Microsoft-Festival in Berlin, bekam vom Arbeitgeberverband das Prädikat "Mint-freundliche Digitalschule" und ist, als höchste schulische Auszeichnung eine "Smart School". Nach der Fertigstellung des vor wenigen Tagen begonnenen Neubaus fungiert die Altensteiger Realschule als Digital-Campus des Jugendforschungszentrums.