Haben bereits heute die Auswirkungen des Klimawandels täglich vor Augen: Florian Leisler, Revierleiter im Revier Nagoldtal und die (von links) die Forstwirte Eckhard Wolf, Ronny Fleischer, Luca Heinrich und Oliver Nowak Foto: ForstBW Foto: Schwarzwälder Bote

Forstreform: Das neue Forstrevier Nagoldtal reicht vom Gäu bis Neuweiler und bis zur Teinach

Das 1700 Hektar umfassende staatliche Forstrevier "Nagoldtal" von Florian Leisler reicht vom Heckengäu bei Jettingen bis zum Rand der Enzhöhen bei Neuweiler-Hofstett. Im Süden bildet der Landkreis Freudenstadt die Reviergrenze des Staatswaldreviers, im Norden das Flüsschen Teinach.

Altensteig/Jettingen. Bei einem Blick auf die Forstkarte springt sofort die Zersplitterung des Staatswaldes ins Auge: Viele kleine Walddistrikte liegen schrotschussartig verstreut zwischen Nagold und Neuweiler – das bedarf einer ausgeklügelten Planung für den langen Förstertag, um effizient arbeiten zu können.

Prägend für das Landschaftsbild sind die tief eingeschnittenen Täler der kleinen Schwarzwaldbäche, die die Hochlagen zur Kleinen Enz und zur Nagold entwässern. Steilhänge, Buntsandsteinfelsen, Blockhalden und dichte Waldkleider tragen hier maßgeblich zum Schwarzwaldbild bei. Auf der Hochfläche dominieren heute weithin Tannen- und Fichtenwälder mit Kiefer, die jedoch immer wieder durch größere Staunässeareale mit mangelnder Bodendurchlüftung und Vermoorungstendenzen gekennzeichnet sind. Diese sogenannten "Missen" sind aus forstwirtschaftlicher Sicht für den Artenschutz von hoher Bedeutung: Gemeinsam mit dem Naturschutz werden solche Flächen sorgsam bewirtschaftet, um den an diese standörtlichen Nischen angepassten Tier- und Pflanzenarten optimale Lebensbedingungen zu schaffen. Im Bereich des Heckengäus weicht der Wald landwirtschaftlichen Flächen und wandelt sein Erscheinungsbild: Während im Schwarzwald Nadelbaumarten bestimmend sind, finden sich im Gäu eine Vielzahl von wärmeliebenden Laubbäumen.

Der Klimawandel wird große Auswirkungen auf diese Wälder und deren Bewirtschaftung haben. Florian Leisler sieht sich in seinem Forstervier immer wieder damit konfrontiert: Steigende Durchschnittstemperaturen, sich im Jahresverlauf in Menge und Verteilung ändernde Niederschläge, häufigere Extremereignisse wie Trockenphasen im Sommer und Stürme werden zunehmen. Artenspektren und Dominanzen der bekannten Forstschädlinge – Stichwort: Borkenkäfer – gewinnen noch mehr an Bedeutung. Aber nach wie vor werden auch kalte Winter und Spätfröste auf die Baumarten einwirken.

Herausforderungen, denen sich die Waldgestalterinnen und -gestalter aller Waldbesitzarten stellen müssen. Um dabei komplexe Zusammenhänge, wie sie beim Klimawandel auftreten, erfassen und darstellen zu können, helfen die wissenschaftlichen Erkenntnisse der Forstlichen Versuchsanstalt Freiburg. Klimakarten und Waldbaukonzepten sind wertvolle Hilfsmittel für den Forstpraktiker, um Aussagen über das Baumartenwachstum unter Konkurrenz und unter den zukünftigen Klimabedingungen treffen zu können.

Unsicherheiten bestimmen das Handeln des Revierleiters

Forstwirtschaft in unsicheren Zeiten: Gerade diese Unsicherheiten sind es, die das Handeln des Revierleiters aufs Neue bestimmen. Die beste Möglichkeit, sich gegen Unsicherheiten abzusichern, ist – ähnlich wie bei einem Aktiendepot – das Risiko zu streuen.

Auf ökologische Begriffe übertragen bedeutet dies: Eine möglichst hohe Diversität in Bezug auf Baumarten, Genetik und Waldstrukturen zu erreichen, ist das Ziel. Das von ForstBW seit Jahrzehnten verfolgte waldbauliche Konzept der naturnahen Waldwirtschaft mit langfristigen und natürlichen Verjüngungsverfahren bietet hierfür optimale Voraussetzungen.

Von der Weißtanne, über die Fichte und Waldkiefer, die im Bereich des Schwarzwalds auf dem Oberen Buntsandstein wachsen, zur Rotbuche und Douglasie, zum Berg- und Spitzahorn bis zur Vogelkirsche und Traubeneiche sowie den wärmeliebenden Baumarten wie Elsbeere und Speierling im Bereich des Muschelkalks im Gäu: "Das breite Baumartenspektrum in Kombination mit der Vielzahl von standörtlichen Besonderheiten – das ist die waldbauliche Herausforderung, die mich reizt", führt Florian Leisler aus. "Immer mit einem Auge in die Zukunft, denn der Klimawandel zeigt sich in den Wäldern zwischen Gäu und Schwarzwald immer deutlicher."