Wie bleibt der Milchschaum auf dem Latte Macchiato am besten stabil? Damit haben sich Jan-Peter Börries, Marlene Kuppel und Lea Meier (von links) vom Nagolder Otto-Hahn-Gymnasium beschäftigt – und damit einen der 17 Regionalsiege eingefahren. Foto: Geideck Foto: Schwarzwälder-Bote

Zuwachs von 38 Prozent: Mit 150 Teilnehmern ist der Nordschwarzwald jetzt drittgrößter Regionalwettbewerb von "Jugend forscht"

Von Tim Geideck

Altensteig. Der Virus breitet sich weiter aus: Beim Regionalwettbewerb von "Jugend forscht" war dieses Mal ein Teilnehmerzuwachs von 38 Prozent zu verzeichnen. Der Nordschwarzwald ist damit ein dicker Punkt auf der naturwissenschaftlichen Landkarte geworden.

Die Altensteiger Eichwaldhalle platzte gestern fast aus allen Nähten. Rund 1000 Schüler nahmen am Besuchsprogramm teil und beobachteten – betreut von Altensteiger Zehntklässlern – an den einzelnen Ständen, an was die Jungforscher aus dem Nordschwarzwald in den letzten Wochen so getüftelt haben.

Rekordverdächtig ist aber vor allem die Zahl der Teilnehmer am diesjährigen Regionalwettbewerb von "Jugend forscht", der im jährlichen Wechsel in Altensteig und Nagold ausgetragen wird: 150 Schüler machten heuer mit – ein Zuwachs von 38 Prozent. Zum Vergleich: Bundesweit betrachtet wachsen die Teilnehmerzahlen nur um 5,7 Prozent, in Baden-Württemberg um 12,8 Prozent. Damit ist der Nordschwarzwald seit diesem Jahr nach Südbaden und Ostwürttemberg der drittgrößte Regionalwettbewerb im Land.

Besonders freut sich darüber der Wettbewerbsleiter Jürgen Stepper, der seit Jahren unermüdlich für "Jugend forscht" wirbt. Stolz sagt er: "Die Wettbewerb ist zu einem Virus geworden." Bemerkenswert: Obwohl die Teilnehmerzahl regelrecht explodiert ist, sei die Qualität der Arbeiten keineswegs schlechter geworden. "Wir hatten erst diese Befürchtung, aber das Niveau ist das gleiche wie in den Vorjahren", meint Stepper. Anfangs habe sich zwar herausgestellt, dass einige Arbeiten "dürftig" waren, was aber daran gelegen habe, dass viele Schüler, die zum ersten Mal mitgemacht haben, nicht so recht wussten, wie sie vorgehen sollen. Auf der Zielgeraden haben die betreuenden Lehrer in diesem Punkt schließlich unter die Arme gegriffen. Stepper: "Es war richtig, die dürftigen Arbeiten nicht auszusortieren, denn sie sind nun nicht mehr dürftig."

Aber woher kommt dieser enorme Teilnehmeranstieg? Maßgeblich dafür verantwortlich ist das 2001 gegründete Nagolder Jugendforschungszentrum, das in diesem Jahr so viele Teilnehmer gestellt hat wie früher der gesamte Regionalwettbewerb und zusammen mit dem Nagolder Otto-Hahn-Gymnasien mit sechs von 17 Regionalsiegen auch wieder die meisten Titel einheimste. Da sich kürzlich auch in Calw ein Jugendforschungszentrum gegründet hat, geht Stepper davon aus, dass die hohen Teilnehmerzahlen konstant bleiben – oder sogar steigen. "Das wird keine Eintagsfliege bleiben, alle Zeichen stehen auf Ausbau", ist sich der Gymnasiallehrer sicher und scherzt: "Wir müssen eher Angst haben, dass wir in Zukunft nicht wissen, wie wir das organisatorisch hinkriegen."

Dass der vom Nagolder Jugendforschungszentrum ausgehende Domino-Effekt nicht nur Calw erreicht hat, beweist die erstmalige Teilnahme des Freudenstädter Kepler-Gymnasiums. Dort haben die beiden Lehrerinnen Anne Müller und Janine Skauradszun in diesem Schuljahr durch Kontakte zum Jugendforschungszentrum eine "Jugend forscht"-AG gegründet. "Wir sind in Freudenstadt eigentlich zu weit weg. Nach Nagold und Altensteig fährt man eine halbe Stunde, die Schüler kennen den Wettbewerb nicht", räumt Skauradszun. Das hat sich nun mit der AG geändert.

Auf seiner Werbetour durch den Nordschwarzwald ist Stepper indes noch längst nicht am Ende, denn bislang sucht man Azubis unter den Teilnehmern vergeblich. "In die Firmen komme ich schlecht rein. Ich habe zwar schon Erfolge gehabt, aber nur, wenn ich wirklich Klinken putze", bedauert Stepper.

Klar ist für ihn aber, dass er nicht locker lassen will, denn "Jugend forscht" habe eine wichtige Schlüsselfunktion: "Wir hoffen, dass wir mit diesem Virus Ausstrahlung haben und den naturwissenschaftlichen Nachwuchs für die Region sichern können, denn davon leben wir in Baden-Württemberg."