Altensteig darf sich künftig "Internationale Flößerstadt" nennen / Präsident Portet: "Ihr habt es verdient"

Von Manfred Köncke Altensteig. Der Luftkurort Altensteig darf sich ab sofort "Internationale Flößerstadt" nennen. Die Urkunde und eine Fahne überreichte Flößer-Präsident Angel Portet aus Spanien im Rahmen einer Feierstunde an Bürgermeister Gerhard Feeß.Mit der Auszeichnung würdigte die Internationale Flößervereinigung den Wiederaufbau der Monhardter Wasserstube vor 25 Jahren, die Bewahrung einer kultur- historischen Tradition und vielfältige Aktivitäten der 80 Mitglieder zählenden Flößerzunft Oberes Nagoldtal.

Sichtbare Zeichen sind das alle zwei Jahre stattfindende, publikumswirksame Flößerfest an der Nagold – nach Angaben des Vorsitzenden Martin Spreng wurden am vergangenen Sonntag mehr als 5000 Besucher aus nah und fern gezählt –, monatliche Flößerführungen an der Einbindestelle, die Organisation von Floßbauprojekten mit Pfadfindern, die Teilnahme an Festzügen und Messen (das nächste Mal auf der CMT in Stuttgart) sowie die Präsenz in Presse, Rundfunk und Fernsehen, zum Beispiel die Beteiligung am Spielfilm "Die Holzbaronin", der an Weihnachten gezeigt werden soll.

Regierungspräsidentin Nicolette Kressl, die in Bühl zuhause ist und nach eigenen Angaben "schon einige Flusstäler im Schwarzwald durchwandert hat", beglückwünschte Altensteig zum internationalen Titel. Forstpräsident Max Reger erinnerte an die Glanzzeiten eines Wirtschaftszweiges, als Holzkompanien Renditen von 17 bis 56 Prozent erzielten. Ankreiden muss er der Flößerei im Schwarzwald, dass sie keinen Wert auf Nachhaltigkeit gelegt habe: "Man kann im Wald nicht mehr einschlagen als das, was an Rohstoff nachwächst."

Martin Keppler, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer Nordschwarzwald, lebt in der Flößerstadt Calmbach in einer ehemaligen Wohn- und Zollstation und war "etwas neidisch", als er von der Ernennung Altensteigs erfuhr. Zugestehen müsse er allerdings, dass es die 11 000-Einwohner-Stadt hervorragend verstehe, ihre Traditionen zu pflegen. Nicht unerwähnt ließ Keppler, dass Altensteig der größte kommunalen Waldbesitzer im Kreis Calw ist. Tourismusbeauftragter Rene Skiba kann sich vorstellen, dass die Aktraktivität der Kultur- und Schulstadt mit der Verleihung weiter erhöht wird.

Über die Geschichte der Flößerei im Oberen Nagoldtal hielt Martin Spreng einen kurzweiligen, mit vielen aussagekräftigen Bildern illustrierten Vortrag, der gespickt war mit interessanten Details über den Wassertransport der bis zu 285 Meter langen Flöße bis nach Holland und über den harten Beruf der meist trinkfesten Floßknechte.

Altensteiger Flößerliederklingt zum ersten Mal

Den Besuch der Karlsruher Regierungspräsidentin nutzte Bürgermeister Gerhard Feeß für eine Bitte: Das Land möge zum Erhalt der Monhardter Wasserstube beitragen. Am Baudenkmal müssten nach 25 Jahren viele Hölzer und tragende Teile erneuert werden.

Der Präsident der Internationalen Flößervereinigung mit 33 Zünften aus zehn Ländern war vor fünf Jahren – beim Deutschen Flößertag – schon einmal in Altensteig. Angel Portet, der in Spanien eine kleine Wein- und Likörfabrik besitzt und dessen Großvater selbst Flößer war, setzt sich dafür ein, dass die Flößerei zum Weltkulturerbe erhoben wird. In seiner Ansprache bekräftigte er die Entscheidung seiner Vereinigung und rief Bürgermeister Gerhard Feeß und dem Zunftvorsitzenden Martin Spreng zu: "Ihr habt es verdient."

Umrahmt wurde die Festveranstaltung vom Männergesangverein Berneck mit der Uraufführung vom "Altensteiger Flößerlied". Text und Melodie stammen von Martin Spreng, für den Chor bearbeitet hat es Johannes Spyrka.