Die Glocken im Walddorfer Kirchturm stammen aus den Jahren 1950 und 1962. Foto: Kitschke

In Walddorf gilt seit Ostern eine veränderte Läutordnung. Jede Glocke hat eine besondere Bedeutung.

Altensteig-Walddorf - Sie begleiten die Walddorfer Bürger täglich, doch kaum einer weiß viel über sie – die Kirchenglocken. Insgesamt befinden sich im Kirchturm der Johanneskirche vier gegossene Bronzeglocken, von denen jede ihr eigene Bedeutung hat. Seit Ostern gilt eine veränderte Läutordnung.

Schon früher riefen die Glocken die christlichen Gemeinden zum Gottesdienst und zum Gebet. Das 11-Uhr-Läuten erinnerte daran, dass es Zeit ist, das Mittagessen anzurichten. Am Nachmittag pausierte die Feldarbeit, die Freizeit wurde für Gebete genutzt. Diese Zeit hat auch biblisch eine große Bedeutung für die Christen: "Um die neunte Stunde (15 Uhr) schrie Jesus auf und verschied", schreibt der Evangelist Matthäus. Daher ist es vielerorts Tradition und es wird auch empfohlen um 15 Uhr das Nachmittagsläuten abzuhalten. Bisher geschah dies in der Walddorfer Johanneskirche ganzjährig eine Stunde später, um 16 Uhr. Doch seit Karfreitag findet auch dort das Nachmittagsläuten zur überlieferten Todesstunde Jesu statt.

Kreuzglocke läutet um 11 Uhr

Im Ersten Weltkrieg wurden drei Glocken aus dem Gotteshaus abtransportiert, fünf Jahre später kamen zwei wieder zurück. Im Jahr 1942 mussten schließlich alle abgeliefert werden.

Insgesamt finden heute im Kirchturm vier Glocken ihren Platz, die in den Jahren 1950 und 1962 gegossen wurden. Jede von ihnen hat eine besondere Bedeutung. Die größte und gleichzeitig tiefste Glocke ist die Betglocke, welche beispielsweise das Morgenläuten (6 Uhr) oder das zweite Vorläuten am Sonntag (9.30 Uhr) übernimmt. Ein wenig kleiner ist Kreuzglocke. Sie läutet um 11 Uhr, zu der Uhrzeit, die symbolisch für die einbrechende Finsternis bei der Kreuzigung steht, außerdem zukünftig auch nachmittags um 15 Uhr. Des Weiteren gibt es in Walddorf die Zeichenglocke. Sie übernimmt das Vorläuten zum Gottesdienst sonntags um 9 Uhr. Und sie schlägt die Viertelstunden. Sonst ist sie nur zusammen mit den anderen Glocken zu hören.

Die kleinste Glocke von allen ist die Taufglocke. Sie kommt, wie der Name schon verrät, bei Taufen zum Einsatz. Bei Trauungen und Bestattungen finden Dreier-Geläute statt. Alle vier Glocken gemeinsam läuten sonntagabends zum Einläuten der Winter- oder Sommerzeit sowie sonntags zu Beginn des Gottesdienstes, was auch gleichzeitig die erste liturgische Handlung des Gottesdienstes darstellt. Es ist untersagt, die Glocken bei außergottesdienstlichen Veranstaltungen der Kirche separat zu läuten.