Pflegedienstleiterin Martina Niggel (vorne links) besprach mit Vanessa Mae G. Alcoriza und Clarissa Alfonso Agbisit erste Einzelheiten einer späteren Anstellung als Pflegekraft. Aufmerksame Zuhörer waren Erich Beutler (hinten links) und Srecko Cretnik (hinten rechts). Foto: Köncke

Nach langem Hin und Her auf höchster Ebene dürfen zwei philippinische Krankenschwestern im Nordschwarzwald arbeiten.

Altensteig/Haiterbach - Nach vielen bürokratischen Hindernissen, in die auch das Bundesarbeitsministerium und das Auswärtige Amt involviert waren, hat es endlich geklappt. Zwei philippinische Krankenschwestern sind in Deutschland angekommen und haben sich bei ihrem neuen Arbeitgeber, dem Seniorenheim "Haus Waldruh" in Spielberg, vorgestellt. Nach 19 Stunden und einem Zwischenstopp in Abu Dhabi landete die Maschine der arabischen Fluggesellschaft Etihad auf dem Airport in Frankfurt. Dort wurden Vanessa Mae G. Alcoriza und Clarissa Alfonso Agbisit von Erich Beutler aus Haiterbach und Srecko Cretnik aus Unterschwandorf abgeholt.

Bereits am nächsten Morgen saßen die 22 Jahre alten Frauen in der Volkshochschule Nagold und lernten die ersten Worte Deutsch. Bisher sprechen sie nur Englisch und ihren Heimatdialekt. Der Kurs mit insgesamt 600 Unterrichtsstunden und ein nachfolgendes, mehrmonatiges Praktikum im Krankenhaus Nagold oder Calw sind Voraussetzungen, um in ihrem Beruf arbeiten zu können.

Am Nachmittag des gleichen Tages meldeten sie sich bei der Gemeindeverwaltung Haiterbach und auf dem Ausländeramt in Nagold an. Dort erhielten sie eine elektronische Aufenthaltskarte und biometrische Passbilder, außerdem legten sie einen Versicherungsnachweis vor. Am Wochenende fuhren die Philippininnen mit ihren Begleitern nach Spielberg zum Seniorenheim, wurden von Pflegedienstleiterin Martina Niggel willkommen geheißen und zu einem Rundgang durchs Haus eingeladen. Untergebracht sind die beiden Frauen in einer hübschen Dachgeschosswohnung im Haus von Srecko Cretnik. Seine philippinische Ehefrau Editha ist die Tante von Clarissa.

Ausländische Fachkräfte haben Chancen als Krankenpfleger eingesetzt zu werden

Bis sie in Manila den Flieger besteigen konnten, verging viel Zeit, die den Schreiner und Fußball-Schiedsrichter Erich Beutler – der ebenfalls mit einer Philippinin verheiratet ist und im April seine Cousine erwartet, die ebenfalls in Deutschland als Krankenschwester arbeiten will – eine Menge Nervenkraft kostete.

Weil der demographische Wandel in Deutschland massiv voranschreitet, sind ausländische Fachkräfte als Gesundheits- und Krankenpfleger gern gesehen. Deshalb unterzeichneten die frühere Bundesarbeitsministerin Ursula von der Leyen und ihr Amtskollege aus Fernost am 18. März 2013 ein Abkommen, das es philippinischen Frauen erlaubt, als Pflegekraft in Deutschland zu arbeiten. Beutler nahm Kontakt mit dem Haus Waldruh in Spielberg auf, von dort erhielt er die Zusicherung, Clarissa und Vanessa nach Beendigung des Sprachkurses und Klinikpraktikums einzustellen. Daraufhin kündigten beide ihre Stelle in Zamboanga City und warteten auf ihre Ausreise.

Über das Bundesarbeitsministerium beantragte Beutler bei der deutschen Botschaft in Manila ein Visum und bekam gesagt, dass ihr Ansprechpartner das Auswärtige Amt sei. Folglich könne der Antrag nicht bearbeitet werden und wurde kurzerhand zu den Akten gelegt. Weil die beiden Krankenschwestern auf gepackten Koffern saßen, wurden der Nagolder Anwalt Martin Hammer und Staatssekretär Hans-Joachim Fuchtel gebeten, sich einzuschalten. Die Bemühungen hatten nach langem Hin und Her Erfolg, das Visum wurde ausgestellt.

Drei Gründe sind für Vanessa und Clarissa ausschlaggebend für ihren beruflichen Wechsel ins Ausland. Erstens gebe es auf den Philippinen (zu) viele ausgebildete Krankenschwestern, zweitens kämen sie aus einer Gegend, in dem die islamische militärische Untergrundorganisation Abu Sajaf Angst und Terror verbreite und drittens erhoffen sie sich in Deutschland bessere Chancen für ihr berufliches Fortkommen.