Neues Energieprojekt: Jürgen Bortloff stellt die Pläne für die Repowering-Windkraftanlage vor. Foto: Wiegert

Nach 14 Jahren: Jürgen Bortloff plant in Römlinsdorf die erste Repowering-Windkraftanlage im Lankreis.

Alpirsbach-Römlinsdorf - Jürgen Bortloff beherrscht nicht nur Tasteninstrumente, sondern auch die Klaviatur bei der Nutzung erneuerbarer Energien. Sein neuestes Projekt ist eine Repowering-Windkraftanlage in Römlinsdorf.Noch in diesem Monat will der selbstständige Musiklehrer die Unterlagen für das Genehmigungsverfahren beim Landratsamt einreichen.

Wenn alles glatt läuft, könnte die neue Repowering-Anlage im vierten Quartal dieses Jahres errichtet werden – "vorbehaltlich der Genehmigung und Finanzierung", sagt Bortloff im Gespräch mit unserer Zeitung. Die Einspeisungszusage der EnBW liege bereits vor. Der Strom wird über das bereits bestehende Mittelspannungsnetz auf dem Gelände direkt ins Netz eingespeist.

Mehr als 14 Jahre alt ist das bestehende Windrad im Gewann Unteres Aischfeld auf Gemarkung Römlinsdorf. Dessen Bau hatte Bortloff gegen anfangs beträchtlichen kommunalpolitischen Widerstand durchgesetzt. Bortloff hat die hoch aufragende Errungenschaft von seiner Haustür aus gut im Blick. Nun hält der 48-Jährige die Zeit für gekommen, die Windkraftanlage gegen eine neue, leistungsstärkere auszutauschen.

Das Windrad bei Römlinsdorf ist das älteste der insgesamt 16 im Landkreis Freudenstadt, sagt Martin Walter vom Bau- und Umweltamt im Freudenstädter Landratsamt auf Anfrage. Und es ist das erste, das nun durch eine Repowering-Anlage ersetzt werden soll. Probleme bei der Genehmigung dürfte es nach der ersten Einschätzung Walters nicht geben.

60 Meter nordwestlich vom heutigen Standort soll das neue, getriebelose Windrad errichtet werden. Es wird weit höher und effizienter als die bestehende Anlage: Die alte Anlage auf einem Grundstück von Jürgen Bortloffs Frau Cornelia hat eine Nabenhöhe von 50 Metern, die Repowering-Anlage von 113,5 Metern. Der Rotordurchmesser steigt von 29,5 auf 71 Meter. In senkrechter Position eines der drei Rotorblätter ist die neue Gesamtanlage 149 Meter hoch.

Die Dauerleistung steigt enorm – von bisher 300 auf 2310 Kilowattstunden. Rund 2,8 Millionen Kilowattstunden soll das neue Windrad pro Jahr erbringen. Das entspricht laut Bortloff dem durchschnittlichen Stromverbrauch von mehr als 2800 Privatpersonen. Rechnet man die Photovoltaikanlagen im Solarpark im Unteren Aischfeld hinzu, könnten die Haushalte von 3500 Personen mit Strom versorgt werden.

Vor dem Abbau steht noch Besitzerwechsel an

Die jetzige Anlage wird bei 25 Metern Wind pro Sekunde abgeschaltet. Bei der neuen ist erst bei 34 Metern pro Sekunde Schluss. Das entspricht einer Geschwindigkeit von 122,4 Stundenkilometern. Die Windkraftanlage zapft also selbst Orkanen Energie ab – zumindest den nicht allzu starken.

Die Einspeisevergütung nach dem Erneuerbare-Energien-Gesetz würde bei der neuen Anlage derzeit 9,8 Cent pro Kilowattstunde betragen – 0,5 Cent davon wären ein Bonus für Repowering-Anlagen. Bundesumweltminister Peter Altmaier will den Bonus allerdings abschaffen und die Vergütung senken, sodass, würde das Gesetz entsprechend geändert, sich die Vergütung laut Bortloff um rund 20 Prozent auf acht Cent pro Kilowattstunde verringern würde.

Dem alten Windrad in Römlinsdorf – das einzige in der Gesamtstadt Alpirsbach – steht vor dem Abbau noch ein Besitzerwechsel bevor. Bortloff hat es vor vier Jahren an die Stadtwerke Tübingen verkauft. Die Windkraft Römlinsdorf KG, die auch die Repowering-Windkraftanlage baut, kauft die Anlage demnächst zurück. Bortloff ist geschäftsführender Gesellschafter der Kommanditgesellschaft, die Mitte April gegründet werden soll.

Er plant nicht nur die Repowering-Anlage, sondern übernimmt auch die kaufmännische und technische Betriebsführung vor Ort. 17 Kommanditisten aus der Region schließen sich in der KG zusammen, dazu kommt Jürgen Bortloff als Komplementär. 60 Prozent der Investitionssumme von rund 2,7 Millionen Euro für das neue Windrad hat die KG bereits als Kapital zusammen, sagt Bortloff.

Der Solarpark am Standort der Windkraftanlage soll auf den nicht mehr benötigten Restflächen erweitert werden. Bortloff: "Wir wollen die freiwerdende Trafo-Kapazität nach dem Abbau der alten Anlage nutzen." Die Nachführ-Solaranlagen gehören auch künftig nicht der KG, sondern Einzelinvestoren.