Viel Beifall gab’s für das Satori-Ensemble München und Kantorin Carmen Jauch am Cembalo (Dritte von links). Foto: Wiegert Foto: Schwarzwälder-Bote

Kreuzgangkonzert: "Deutschland – Italien": Satori-Ensemble München entfaltet barocke Klangpracht

Zum Abschluss der Konzertsaison im Kreuzgang des Alpirsbacher Klosters gab’s ein Vollbad in barocker Klangpracht: Das Satori-Ensemble München verband virtuoses Können mit emotionalem Tiefgang.

Alpirsbach. "Deutschland – Italien": Hinter dieser Ankündigung verbarg sich kein Fußball-Klassiker, sondern ein stilistisch eng begrenztes Programm mit Kammermusik von Meistern des Barock und der Vorklassik aus den beiden Ländern. Aber musikalische Vielfalt kann sich auch ohne gewagte Zeitsprünge und Stilbrüche ergeben und reizvoll sein. In die Gefahr gepflegter Langeweile gerieten die rund 450 Zuhörer bei dem ausverkauften Kreuzgangkonzert an dem lauen Sommerabend jedenfalls nie. Denn das Satori-Ensemble ging mit ansteckender Vitalität ans Werk.

Das Kammerorchester wurde 2004 von seiner Konzertmeisterin und Primgeigerin Dorothee Keller, erste Geigerin im Bayerischen Staatsorchester, gegründet.

Luftig-leichte Linienführung

Schon bei Georg Friedrich Händels Ouvertüre zeigte sich die hohe Qualität des Musizierens. Dem Ensemble gelang bei der unaufgeregt festlichen Komposition eine präzise, aber auch luftig-leichte Linienführung. Nach getragenem Beginn nahm die Musik zügig Fahrt auf.

Bei Carl Phillip Emanuel Bachs Cembalokonzert in G-Dur zeigte Kantorin Carmen Jauch, die das Ensemble bei seinem Gastspiel souverän am Cembalo begleitete, ihr Können als Solistin. Blieb ihr Instrument beim dominanten Streicherklang sonst eher im Hintergrund, entfaltete Carmen Jauch nun eindrucksvoll das feingliedrige Laufwerk und den grazilen Klang des Cembalos, und das mit schnörkelloser Klarheit. Mit spieltechnisch ausgereiftem und beherztem Spiel entfaltete sie die starke Ausdruckskraft dieses Werks des vorklassischen "Sturm und Drang". Anrührenden emotionalen Tiefgang hatte die innige Zwiesprache zwischen Cembalo und Geige im Largo.

Das Publikum im Kreuzgang war an diesem Abend besonders applaudierfreudig – selbst nach einzelnen Sätzen kam Beifall auf. Aber die Wahrer der Konzertkonventionen setzen sich schließlich durch – die Spontanklatscher wurden ausgebremst.

Bei Johann Sebastian Bachs Violinkonzert Nr. 2 in E-Dur BWV 1042 brillierte Dorothee Keller als Sologeigerin. Straff und geschmeidig zugleich präsentierte sie die Melodien, die stets eng mit dem Orchesterpart verwoben waren.

Von der Sonne durchflutet

Ergreifend erklang der düstere Mittelsatz mit seinem Zwiegesang von Geige und Bässen, unbeschwert hingegen das Allegro Assai.

Gottfried Sirotek kostete als Solist bei Tomaso Giovanni Albinonis Oboenkonzert d-Moll op. 9 Nr. 2 die melodischen Feinheiten des klangfarbenreichen Werks voll aus. Behutsam und doch intensiv ließ er lange Haltetöne aufblühen – ein Paradestück barocker Kammermusik, von der Sonne durchflutet.

Die Interpretation von Georg Philipp Telemanns Suite "La Putain" ("Die Dirne") war gefühlsmäßig anregend und entschleunigend zugleich. Denn die dramaturgischen Stilmittel Telemanns wirken, auch wenn wie in diesem Werk thematisch die "Schneckenpost" abgeht, ein Hexentanz oder das Schicksal der "Baaß Lißabeth" geschildert wird, für heutige Ohren doch recht dezent.

Zum Abschluss ging es mit Carlo Ricciottis "Concertino in G" nochmals über die Alpen. Teils vor Freude überschäumend, teils melancholisch, melodisch geschmeidig und rhythmisch klar akzentuiert erklangen die vier Miniaturen. Die Musiker verband die reine Spielfreude. Sie präsentierten die leichte, aber geschmackvolle klangliche Kost virtuos und ohne Scheu vor Schmelz.

Die deutschen Komponisten, das bleibt festzuhalten, hatten an dem Abend zwar eindeutig die größeren Spielanteile, aber die Herzen der Zuhörer gewannen die Italiener nicht minder. Es gab langen Beifall und eine Zugabe.

Nach dem Konzert lud der Verein Kreuzgangkonzerte noch zu einem Empfang im Cellarium des Klosters ein, wo ein Rückblick auf die Spielzeit gehalten wurde. Sie fiel auch im 65. Jahr des kleinen, aber feinen Festivals rundum positiv aus.