Stimmlich perfekt ausgewogen präsentierte sich der Kammerchor Rosenheim in Alpirsbach. Foto: Schmidtke Foto: Schwarzwälder-Bote

Konzert: Kammerchor aus Rosenheim brilliert in der Klosterkirche mit vielseitigem Repertoire

Von Karin Schmidtke

Mit einer großen Bandbreite an kirchenmusikalischen Leckerbissen, serviert beim Eröffnungskonzert des Alpirsbacher Orgelsommers in der Klosterkirche, landete die evangelische Kirchengemeinde als Organisator einen Volltreffer.

Alpirsbach. Die Kirche füllte sich beim Eröffnungskonzert des Alpirsbacher Orgelsommers fast komplett mit Zuhörern. Den Auftakt gestaltete Kantorin Carmen Jauch mit einem Klassiker von Johann Sebastian Bach. Die Kirchenmusikerin hatte erst im März erfolgreich eine Tournee absolviert. Durch berufliche Kontakte hatte Carmen Jauch den Dirigenten Konrad Heimbeck kennengelernt. Dieser war mit dem Kammerchor aus Rosenheim angereist. Der Chor feiert in diesem Jahr sein 25-jähriges Bestehen.

Klassisches und zeitgenössisches Liedgut

So gönnten sich die Sänger einen mehrtägigen Jahresausflug, dem sie das Konzert anknüpften. Gesanglich brillierte der stimmlich perfekt ausgewogene Chor durch ein vielseitiges Repertoire von klassischem bis zeitgenössischem Liedgut und hervorragend ausgebildete Stimmen. Diese kamen auch in Soli und im A-Cappella-Gesang bestens zur Geltung. Fast schon zart und meditativ wirkte das "Salve Regina" von Arvo Pärt. Energiegeladen, lebendig und kraftvoll hingegen die Symphonie No. 3 in fis-Moll von Louis Vierne. Schlicht aber fein abgestimmt, umkränzten die feinen Untermalungen der Orgel die Motetten und Lieder.

In der Pause wurden im Kreuzgang Imbiss und Getränke angeboten, und so gab es für die Besucher reichlich Raum, um sich über das bisherige Programm auszutauschen.

Innerhalb der Kirche war ein Spektakel angesagt. Acht Jahre jung ist die Königin der Instrumente, erbaut von Claudius Winterhalter. Neben der prachtvollen Schönheit in Klang und Bauweise punktet die Orgel durch eine Besonderheit. Mittels Luftdrucktechnik kann die Orgel "verfahren" werden. So lautet der fachliche Ausdruck für die Verschiebung der 17 Tonnen schweren Majestät. Hochöfen werden durch dieselbe Technik verschoben, informierte der Kirchengemeinderatssprecher.

Diese Verfahrung wurde in der Pause des Konzerts von vielen Zuschauern mit Spannung beobachtet. In der Mitte des Kirchenschiffs angekommen, wurde die Orgel schließlich mittels derselben Technik gedreht. An ihrem neuen Standort wirkte das imposante Instrument durch den Lichteinfall fast schon mysteriös. Die Beobachter belohnten die gelungene Fahrt begeistert mit Applaus.

Viel Beifall galt aber vor allem Carmen Jauch durch ihr Spiel. Werke aus verschiedenen Jahrhunderten waren ausgewählt worden. Mit einer eigenwilligen sphärischen Extravaganz erklang die Komposition "In nomine Lucis" von Giacinto Scelsi. Dieses außergewöhnliche Werk, fernab von klassischen Melodieläufen und hin zu bizarren Schwingungen, fand seine Liebhaber unter den hartgesottenen Fans der Orgelmusik. Auf völlig andere Weise kam die "Toccata aus Schlafes Bruder" von Norbert Jürgen Schneider gut an.

Das Stück stammt aus der Verfilmung des gleichnamigen Romans. Ein talentierter Junge legt darin bei einem Orgelwettvorspiel sein ganzes Leben als Außenseiter leidenschaftlich und grell in die Musik. Das Konzertende setzte der Chor mit einem Abendlied von Josef Gabriel Rheinberger.

Das Klangerlebnis war beim Publikum bestens angekommen. Die Zuhörer zeigten ihre Begeisterung in einem enthusiastischen Applaus und stehenden Ovationen.