Eine feine Musikmeditation begeisterte Kenner bei der Orgelsoiree: Der lyrische Bariton Andreas Meier und Carmen Jauch an der Orgel boten selten Gehörtes. Foto: Haubold Foto: Schwarzwälder Bote

Konzert: Bariton Andreas Meier und Organistin Carmen Jauch gestalteten Soiree

Alpirsbach. Bereits das dritte Konzert der Reihe "Orgelherbst" fand am Samstag statt. Erstmals gestaltete Kantorin Carmen Jauch eine Soiree bei Kerzenschein. Gastsänger Andreas Meier konnte sich am Ende über lang anhaltenden Beifall freuen.

Ein Orgelwerk von Arno Pärt, Julius Reubkes "94. Psalm" und die "Vier ernsten Gesänge" von Brahms – das klang zunächst nach einem übersichtlichen Programm. Doch bei der Soiree im Rahmen des zehnjährigen Bestehens der Winterhalter-Orgel kamen die gut 100 anwesenden Klassikliebhaber voll auf ihre Kosten.

Ein besinnliches Merkzeichen

Ein besinnliches Merkzeichen setzte zunächst Axel Kohler. Der Laienvorsitzende der evangelischen Kirchengemeinde entführte mit dem Gedicht Herbsttag von Rainer-Maria Rilke im nur vom Kerzenschein erhellten Altarraum in die dunkler werdende Jahreszeit. Er schaffte es, die Gefühlssprache dieser Dichtkunst gut intoniert auf den Punkt zu bringen. Das ausdrucksvolle Orgelstück Trivium des estnischen Komponisten Arvo Pärt charakterisiert eine ganz eigene Harmonie und eine sehr aparte Tonsprache. Die Stimmungsschwankungen und emotionalen Ausbrüche, die durch das einsätzige Konzert wirbelten, wühlte Carmen Jauch mit viel Verve auf.

Bariton Andreas Meier, der als Dozent für Gesang und Stimmbildung an der Erzdiözese Freiburg unterrichtet, zeigte sich bei seinen lyrisch-beseelten Hölderlin-Gesängen des Ungarn Jörg Kurtag als feinsinniger Liedinterpret und besonnen intonierender Solist.

Leise, zart, manchmal kaum vernehmbar erklangen die ekstatischen Dichtungen des Friedrich Hölderlin. Der melodische Gesang gestattete den Zuhörern in der fast dunklen Kirche einige Minuten tiefer musikalischer Einkehr.

Spontan berührende Momente rief die Vertonung des 94. Psalms von Julius Reubke hervor. Hier hat der Komponist eine große Spannbreite zwischen Hoffnung, Verzweiflung und Zuversicht in Musik verfasst. Carmen Jauch an der Orgel gestaltete diese halbstündige Meditation mit immer wechselnden Stimmungen zu einem spannenden Ereignis: Zwischen kreativer, mitunter grotesk anmutender Schwere und tänzerischer Leichtigkeit bewegte sich die Organistin auf diesem reichhaltigen Klangteppich. Beifall hätte nach diesem Werk gebührt, wurde aber bis zum Schluss aufgehoben.

Den Ausklang gestalteten Meier und Jauch mit den Brahms-Liedern, die für den Komponisten von Schmerz und Verlusten geprägt waren. Carmen Jauch gelang es, die kraftvollen, lebhaften Klänge, aber auch die weichen Zwischentöne in Einklang zu bringen und Brahms’ subjektive Poetik bei den "Vier ernsten Gesängen" in Musik zu verwandeln.

Meiers glockenklare tiefe Singstimme kam mitunter zwar expressionistisch, aber doch bildhaft daher und gab dem spärlich beleuchteten Raum einen besonders feinen Anstrich. Der begeistert aufbrandende Beifall zum Schluss galt beiden Interpreten gleichermaßen.

Diese Soiree schlage eine Brücke zum Konzert am Sonntag, 4. November, sagte Axel Kohler. Ab 17 Uhr wird in der Klosterkirche "Ein deutsches Requiem" von Johannes Brahms aufgeführt.