Mit 62 Jahren hätte er schon aufhören können, vier Jahre mehr sind es geworden: Herbert Ade wird pensioniert. Foto: Archiv Foto: Schwarzwälder-Bote

Bildung: Schulleiter Herbert Ade hört mit 66 Jahren auf – und startet in der Jägerausbildung durch

Das Finale seiner beruflichen Laufbahn wünschte sich der streitbare Pädagoge und passionierte Jäger ganz leise: Jeglicher Würdigung zum Abschied wollte Herbert Ade entgehen – was dann doch nicht ganz gelang.

Alpirsbach. Auf dem Parkplatz des Alpirsbacher Progymnasiums erreichte Herbert Ade der Anruf des Schwarzwälder Boten – nach seinem letzten Arbeitstag auf dem Sulzberg wollte der 66-Jährige gerade losfahren. "Ich bin einfach nicht mehr da", winkte der Talheimer ab, der 24 Jahre lang das Alpirsbacher Progymnasium geleitet, dessen pädagogisches Profil maßgeblich mitbestimmt und für die kleine Schule gekämpft hat. Vor Jahren war die Schule nah am Ausbau zum Vollgymnasium dran, geklappt hat es letztlich aber nicht. Obwohl das Progymnasium in mancher pädagogischer Hinsicht vorbildlich war und ist: Schon vor 20 Jahren wurde unter Federführung Herbert Ades am Progymnasium das Alpirsbacher Schulmodell entwickelt, in dessen Mittelpunkt der Themenunterricht steht. In ihm werden vor allem soziale und methodische Lernziele anhand von fächerübergreifenden Inhalten verfolgt.

Der Themenunterricht wurde ergänzt durch ein Individualisierungskonzept mit einem Mentorensystem. Eine Stärke des Progymnasiums ist die familiäre Atmosphäre – im vergangenen Schuljahr unterrichteten die 13 Lehrer 108 Schüler in sieben Klassen. Auch wenn er mit dem Progymnasium weiterhin verbunden bleibt – mit dem Blick zurück hält sich des bisherige Schulleiter nicht lange auf: "Ich habe meinen Job gemacht und bin dafür bezahlt worden", sagt Ade. Leise Töne, die zu dem kantigen Pädagogen nicht recht passen.

Auf die Politik, genauer: die Bildungspolitik, ist Ade nicht gut zu sprechen. Er schimpft auf die "Mogelpackungen", die er in seinen Lehrerjahren oft genug präsentiert bekam: Stets hätten die Politiker betont, wie wichtig Investitionen in die Bildung seien, und dann sei letztlich nur wenig gemacht worden. Dabei müsse man gerade im schulischen Bereich langfristig denken.

Seine berufliche Erfüllung fand Herbert Ade im Umgang mit den Kindern. Deshalb, sagt er im Gespräch mit unserer Zeitung, sei seine Zeit als Lehrer für ihn unterm Strich doch eine "unheimlich schöne Zeit" gewesen.

Herbert Ade hat nicht nur Kinder unterrichtet, sondern auch Lehrer und Schulleiter ausgebildet. Selbst im Ruhestand lässt er nicht von der Pädagogik, wenn auch in einem ganz anderen Bereich: Er arbeitet als "Ausbilder für Ausbilder" am Lehrplan für die Jägerausbildung mit und war in dieser Sache in dieser Woche beim Ministerium für Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg. Kreisjägermeister und Präsident des Rotary-Clubs Horb/Oberer Neckar sind weitere Funktionen, die bei dem Neupensionär sicher keine Langeweile aufkommen lassen.

Die Existenz des Alpirsbacher Progymnasiums steht auch nach seinem Abschied nicht auf dem Spiel, versichert Herbert Ade. Für das neue Schuljahr gibt es 26 Anmeldungen.

Die Stelle des Schulleiters wurde bereits zweimal ausgeschrieben – bisher allerdings ohne Erfolg. Kommissarisch übernimmt diese Position nun Ades bisherige Stellvertreterin Ute Schneider (62).