Pavillon der Grundschule: Der neue Standort sorgt für Diskussionen in der Klosterstadt, die offene Jugendarbeit in Alpirsbach selbst auch. Foto: Dyba Foto: Schwarzwälder-Bote

Alpirsbacher Gemeinderat will für Grundsatzbeschluss ein Jahr abwarten / Neues Konzept

Von Claus Wiegert Alpirsbach. Bei seiner jüngsten Sitzung nahm der Alpirsbacher Gemeinderat die offene Jugendarbeit der Stadt ins Visier. Sie geriet bei der Beratung über den Haushaltsplan 2014 in die Kritik. Ein Jahr will das Gremium noch abwarten, dann soll ein Grundsatzbeschluss darüber gefasst werden, ob Juigendarbeit beibehalten wird oder nicht. Zunächst, so Bürgermeister Reiner Ullrich, soll das Jugendreferat ein neues Konzept für die offene Jugendarbeit vorlegen. Auch eine Jugendkonferenz, die von den Jugendreferenten Petra Overdick-Horn und Mathias John vorbereitet wird, soll Anregungen ergeben.

"Die finanzielle Förderung der Vereinsarbeit ist ein Klacks im Vergleich zu dem, was die Stadt für die Jugendarbeit ausgibt", meinte UBL-Stadtrat Roland Schnell. Laut Ullrich ist die offene Jugendarbeit eine freiwillige Leistung der Stadt. Ob der Gemeinderat am Jugendreferat festhalten wolle, müsse er sich jedes Jahr neu fragen – unabhängig davon, ob er die Jugendarbeit für sinnvoll halte oder nicht.

FWV/CDU-Stadtrat Hans-Dieter Rehm war dafür, das Thema perspektivisch anzugehen und nicht "schwarz oder weiß" zu betrachten: "Wir müssen die Jugendarbeit thematisieren, mit allem Drum und Dran." Ullrich warf er vor, den Bereich "zementiert" zu haben. Das ließ der Bürgermeister nicht auf sich sitzen: Die Verwaltung habe mit der Ansiedlung der Jugendarbeit im Pavillon der Grundschule lediglich den Willen des Gemeinderats umgesetzt.

Grundsätzlich sei er für die offene Jugendarbeit, versicherte Reinhold Bronner (FWV/CDU). Er führte aber auch den im Haushaltsplan ausgewiesenen jährlichen Finanzbedarf des Jugendreferats in Höhe von 41 000 Euro an. Am Brennpunkt Bahnhof, wo die Jugendreferenten nach der Vorgabe des Gemeinderats aktiv sein sollten, sehe er keine Tätigkeit des Jugendreferats.

Der Bahnhof sei kein Brennpunkt mehr, hob Ullrich hervor. Dort hätten sich früher viele türkische Jugendliche aufgehalten, die nun allerdings in die Baumaßnahmen am Haus in der Torgasse 1 integriert seien, das die türkisch-islamische Gemeinde erworben hat.

"Die Brennpunkte sind abgebaut – die Arbeit, die man wollte, wird heute nicht mehr getan", meinte FWV/CDU-Stadtrat Hans Frick. Im vergangenen Jahr habe sich in der Jugendarbeit außer der Ferienbetreuung "nichts getan". Deshalb müsse man ernsthaft überdenken, ob man den Bereich beibehalten wolle. In den vergangenen Jahren sei die Jugendarbeit ausgedünnt worden, gab Ullrich zu bedenken. Von einst drei Mitarbeitern seien zwei übrig geblieben. SPD-Stadtrat Peter Günther regte an, dieses Jahr noch abzuwarten und die Jugendarbeit "kritisch zu betrachten". Wenn sich die Situation nicht ändere, müsse man 2015 einen Schlussstrich ziehen. FWV/CDU-Stadtrat Stefan Seeger plädierte dafür, den betreffenden Personen zu sagen, dass der Gemeinderat von ihnen mehr Engagement erwarte.

Seegers Fraktionskollege Johannes Müller fragte, ob in der jetzigen personellen und räumlichen Lage überhaupt noch eine sinnvolle Jugendarbeit möglich sei. Um dies zu beantworten, ist laut Ullrich eine neue inhaltliche Konzeption erforderlich. Der im Mai neu zu wählende Gemeinderat müsse eine so weitreichende Entscheidung wie die über die Jugendarbeit mittragen, warnte Hans-Dieter Rehm vor einem übereilten Beschluss.

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