Die imposante Dachkonstruktion des Klosters zeigte Berthold Kaupp interessierten Besuchern. Foto: Hering Foto: Schwarzwälder-Bote

Besichtigung der Dachstühle im Alpirsbacher Kloster zeigt hohe Baukunst der Zimmerer / Mit Axt geschlagen

Von Werner Hering

Alpirsbach. Die hohe Baukunst der damaligen Zimmerleute zeigt das bis zu 530 Jahre alte Gebälk des Alpirsbacher Klosters.Berthold Kaupp vom Vermögens- und Verwaltungsamt Baden-Württemberg zeigte bei einer Besichtigung des Klosters mit der Dachkonstruktion einen Bereich, in die sonst keine Besucher kommen.

Reformen, die von Rom ausgingen und um 1480 nach Alpirsbach kamen, lösten einen Bauboom aus. Zunächst wurde die Südklausur, der Bereich der heutigen katholischen Kirche, umgebaut. Der damalige Baustil führte zu steileren Dachformen, wie sie vom Kreuzgarten zu sehen sind. Das Holz für die Südklausur wurde im Winter 1481/82 geschlagen. Bis 1485 waren dann alle drei Anbauten, die Ost-, Süd- und Westklausur, überdacht.

Die Formen, die so genannten liegenden Dachstühle, wie sie auch heute noch gebaut werden, überspannen die Gebäudebreite ohne Abstützungen. Die Decken hängen an den "schwebenden" Pfeilern, die die Last nach außen auf die Mauern verteilen.

Das Holz wurde damals mit der Axt geschlagen und mit der Bügelsäge auf Länge gesägt. Dann wurde der Balken mit der Axt herausgearbeitet und schließlich mit dem Zugeisen abgezogen und geglättet. Der Nachteil dieser Methode war, dass viel Abfallholz anfiel, denn aus einem Stamm konnte nur ein Balken hergestellt werden.

Das Alter des Holzes und wann es geschlagen wurde, kann man heute genau durch die so genannten dendrochronologischen Untersuchungen der Jahresringe feststellen. Die Gebälke wurden auf dem so genannten Reißplatz im Maßstab 1:1 aufgerissen und zusammengebaut. Die einzelnen Balken wurden dann mit römischen Zahlen gekennzeichnet und in den Dachstuhl eingebaut.

Nachdem die Südklausur aufgebaut war, wurden die Ostklausur und später die Westklausur angebaut. Beim Zusammenbau der Gebälke entstand eine Baufuge, die heute in den Dachstühlen deutlich zu sehen ist. Bei der Besichtigung über der katholischen Kirche konnte man den ältesten Dachstuhl sehen, der 530 Jahre alt ist. Das alte Holz musste vor rund 40 Jahren behandelt werden, da der Holzbock seine zerstörerische Arbeit begonnen hatte. Er konnte aber erfolgreich bekämpft werden. In diesem Teil des Gebäudes sind in drei Etagen deutlich die liegenden Dachstühle zu sehen. Der Abschluss der Besichtigung war dann der Aufstieg in 25 Meter Höhe in den Dachstuhl über der Klosterkirche mit dem Längs- und Querschiff. In diesem gewaltigen Gebälk waren ebenfalls die liegenden Dachstuhlkonstruktionen zu erkennen.

Über der Vierung, dem Raum zwischen Längs- und Querschiff, wird die Last der Decke mit einem Eisenstab nach oben gezogen und zur Seite abgeleitet. Mit verschiedenen "Aufzügen" wurden die Lasten seinerzeit nach oben befördert, erläuterte Berthold Kaupp.