Spätestens nach seiner Interpretation des schwäbischen Klassikers "Muss i denn zum Städtele hinaus" hatte er die "Neulinge" in Sachen "Orgelfrühling" auf seine Seite gezogen. Dass auch Carmen Jauch eine begnadete Improvisatorin ist, zeigte sie an diesem Morgen einmal mehr durch die "Musikalischen Miniaturen über Il Patriota Per Vincenco", einer eigenwilligen Komposition von Fabrizio Giannuzzi.
Beifallsstürme für spektakuläres Konzert
Diesem abstrakten, recht langen Werk ließ Carmen Jauch wundersame Verwandlungen angedeihen und stellte dabei das gewaltige Klangpotenzial der Orgel melodisch unter Beweis. Zunächst behutsam, später beherzt schwirrten wechselnde Melodien durch das Kirchenschiff. Klang es zu Beginn noch ein wenig unruhig, überzeugte das Arrangement dann umso mehr durch sein Tempo und seine Kraft.
Dass die Organistin auch die Bach’sche Passaglia und Fuge in c-Moll mit oft wechselnder Klangfarbe interpretierte, war keine Überraschung mehr. Giannuzzi begeisterte unter anderem mit einem Solostück, das daherkam, wie ein Mix aus erdigem Chicago-Blues, groovendem Boogie Woogie und einer guten Portion Funk und Soul. Diese eigenartige, eher traurige, gefühlvolle und melancholische Ballade präsentierte der Instrumentalist mit perfekter Atemtechnik. "Ich bin Italiener, der Blues kommt aber aus den USA", sagte der Virtuose gutgelaunt. Auch bei Giulio Caccinis Vertonung des "Ave Maria" und Astor Piazzollas "Oblivion" war es erstaunlich, mit welchem Einfallsreichtum beide Interpreten das musikalische Material neu interpretierten.
Es war eine spektakuläre Matinee mit zwei genialen Solisten, die mit eigenen Wiedergaben und einer großartigen Spielweise überzeugten. Den Besuchern gefiel es. Sie wurden immer wieder zu Beifallsstürmen hingerissen.
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