Fabrizio Giannuzzi zeigte virtuoses Können auf der Mundharmonika. Foto: Schwarzwälder Bote

Matinee: Orgel und Mundharmonika treten in Dialog

Alpirsbach. Eine außergewöhnliche Klangkombination war bei der jüngsten Orgelmatinee in der Alpirsbacher Klosterkirche zu erleben. Mit viel Ausdruck und musikalischer Leidenschaft begeisterten Fabrizio Giannuzzi (Mundharmonika) und Carmen Jauch an der Orgelskulptur das Publikum.

Unter dem Motto "Orgel trifft Mundharmonika" trat die Orgelskulptur mit einer sogenannten Mundorgel in Dialog. Dabei erklangen Werke von Johann Sebastian Bach, Astor Piazzolla und Giulio Caccini in ganz neuem Klanggewand. Auch eigene Musikstücke wurden mit viel Beifall aufgenommen. Schon bei Bachs Toccata und Fuge in C-Dur, von Carmen Jauch einleitend auf der Orgelskulptur, gespielt sprang der berühmte Funke über.

In sich ruhend und besonnen gab sich Fabrizio Giannuzzi dem musikalischen Fluss hin, improvisierte über den bekannten klassischen Klängen und würzte die Komposition mit wechselnden Stimmungen. Die musikalische Spannung baute die Kantorin dazu linear auf.

"Ein noch nie dagewesenes Programm", hatte zuvor Axel Kohler, Laienvorsitzender des evangelischen Kirchengemeinderats, den zahlreichen Zuhörern angekündigt. Der in Bergamo aufgewachsene Wahlmünchner Fabrizio Giannuzzi entlockte seiner Mundharmonika fast schon Orchesterklänge.

Spätestens nach seiner Interpretation des schwäbischen Klassikers "Muss i denn zum Städtele hinaus" hatte er die "Neulinge" in Sachen "Orgelfrühling" auf seine Seite gezogen. Dass auch Carmen Jauch eine begnadete Improvisatorin ist, zeigte sie an diesem Morgen einmal mehr durch die "Musikalischen Miniaturen über Il Patriota Per Vincenco", einer eigenwilligen Komposition von Fabrizio Giannuzzi.

Beifallsstürme für spektakuläres Konzert

Diesem abstrakten, recht langen Werk ließ Carmen Jauch wundersame Verwandlungen angedeihen und stellte dabei das gewaltige Klangpotenzial der Orgel melodisch unter Beweis. Zunächst behutsam, später beherzt schwirrten wechselnde Melodien durch das Kirchenschiff. Klang es zu Beginn noch ein wenig unruhig, überzeugte das Arrangement dann umso mehr durch sein Tempo und seine Kraft.

Dass die Organistin auch die Bach’sche Passaglia und Fuge in c-Moll mit oft wechselnder Klangfarbe interpretierte, war keine Überraschung mehr. Giannuzzi begeisterte unter anderem mit einem Solostück, das daherkam, wie ein Mix aus erdigem Chicago-Blues, groovendem Boogie Woogie und einer guten Portion Funk und Soul. Diese eigenartige, eher traurige, gefühlvolle und melancholische Ballade präsentierte der Instrumentalist mit perfekter Atemtechnik. "Ich bin Italiener, der Blues kommt aber aus den USA", sagte der Virtuose gutgelaunt. Auch bei Giulio Caccinis Vertonung des "Ave Maria" und Astor Piazzollas "Oblivion" war es erstaunlich, mit welchem Einfallsreichtum beide Interpreten das musikalische Material neu interpretierten.

Es war eine spektakuläre Matinee mit zwei genialen Solisten, die mit eigenen Wiedergaben und einer großartigen Spielweise überzeugten. Den Besuchern gefiel es. Sie wurden immer wieder zu Beifallsstürmen hingerissen.