Das Stadtzentrum in Alpirsbach bietet nicht zuletzt auch für Senioren viele Angebote. Archiv-Foto: Wiegert Foto: Schwarzwälder Bote

Der Bevölkerungsrückgang ist in Alpirsbach besonders deutlich: In den vergangenen 20

Der Bevölkerungsrückgang ist in Alpirsbach besonders deutlich: In den vergangenen 20 Jahren hat die Klosterstadt die Einwohnerzahl eines Dorfs wie Reinerzau oder Reutin verloren. Das schafft Probleme, Bürgermeister Michael Pfaff sieht aber auch Chancen für die Stadtentwicklung.

(cw). Die Zahl der Einwohner der Gesamtstadt hat sich von 6892 im Jahr 1998 um 601 auf 6291 im Jahr 2016 verringert, der aktuellsten beim Statistischen Landesamt verfügbaren Zahl – ein Rückgang um 8,7 Prozent. Zum Vergleich: Im Landkreis Freudenstadt sank die Einwohnerzahl im gleichen Zeitraum nur um knapp drei Prozent. Besonders hoch ist in der Klosterstadt der Anteil der Senioren. 34 Prozent der Einwohner sind älter als 65 Jahre. Im Landkreis Freudenstadt beträgt der Anteil nur 20 Prozent. Die Prognose des Statistischen Landesamts für Alpirsbach ist negativ – die Bevölkerungszahl sinkt in den nächsten Jahren wohl weiterhin stetig.

Alpirsbach. "Wir haben die Bevölkerungsentwicklung wahrgenommen", sagt Bürgermeister Michael Pfaff im Gespräch mit unserer Zeitung, "den Blick darauf aber wegen anderer kommunalpolitischer Probleme verloren." Wenn die Stadt Alpirsbach ein Rezept hätte, wie man die Landflucht verhindert und die Attraktivität steigert, "könnten wir es gewinnbringend verkaufen".

Mit seinen Schwierigkeiten bei der Stadtentwicklung stehe Alpirsbach nicht alleine da. Nach Schule und Ausbildung verließen viele junge Menschen den Landkreis, weil die Region ihnen zu wenige berufliche Perspektiven biete. Andererseits, so Pfaff, kämen viele im Alter von etwa 35 bis 40 Jahren wieder zurück. Alpirsbach habe ein breit gefächertes Bildungsangebot und viele Schüler. Allerdings kämen 45 Prozent von diesen aus umliegenden Gemeinden.

Nicht nur die Weltmarktführer im Kreis Freudenstadt hätten Schwierigkeiten, Mitarbeiter zu bekommen. Für den Mittelstand sei es ebenfalls schwer, Auszubildende zu finden. Auch wenn sich Firmen positiv entwickelten, bedeute dies nicht unbedingt, dass sie mehr Arbeitsplätze anbieten. Die Automatisierung nehme zu, es gebe immer weniger Arbeitsplätze in der Produktion. Pfaff gibt sich keinen Illusionen hin: "Der Wandel ist vollzogen, wir sind über den Punkt hinaus, an dem wir gegensteuern können." Aber es gelte, das Beste daraus zu machen, beispielsweise durch gute Verkehrsanbindungen. Das A und O für die Zukunft sei die Digitalisierung, meint Pfaff. Sicher, einen Breitbandausbau in Alpirsbach habe es gegeben, aber nur in den Stadtteilen, nicht im Kernort. "Wie soll die Stadt das stemmen", fragt Pfaff. Die "Global Player" interessierten sich nicht für einen solchen Spartenmarkt.

Der Kreis Freudenstadt müsse selbst eine Lösung finden, was er auch tue. Der Kreis habe in anderer Hinsicht ebenfalls die Weichen dafür gestellt, um den Bürgern "Signale zum Verweilen" zu senden, etwa im Gesundheitsbereich oder mit der Verkehrswegeplanung, um die Wettbewerbsnachteile gegenüber den Ballungsräumen auszugleichen. Zwar stünden die Kommunen im ländlichen Raum im Wettbewerb um Bürger, sagt Pfaff, gleichzeitig seien sie aber nur gemeinsam wettbewerbsfähig.

Der Landkreis habe ein großes Repertoire an touristischen Angeboten, auch an Einrichtungen für Kinder und Jugendliche. Pfaff: "Es mangelt an nichts." Verbesserungsfähig sei der Öffentliche Personennahverkehr, damit man "nicht nur im Stunden-, sondern auch im Halbstundentakt Anschluss hat". Bei der Stadtentwicklung in Alpirsbach dürfe man nicht unüberlegt handeln, sondern müsse sich zunächst Zeit für eine Analyse und die Auswertung nehmen. Erforderlich sei ein Spagat zwischen dem Erhalt der Natur, touristisch attraktiven Angeboten und den Erfordernissen eines starken Wirtschaftsstandorts. Pfaffs Ziel klingt bescheiden: "Wir müssen nicht mehr Einwohner gewinnen. Wenn wir die Zahl halten, haben wir schon einen Sieg errungen."

Dass der Anteil der Senioren in Alpirsbach besonders hoch ist, liege auch daran, dass es in der Innenstadt viele Betreuungsangebote und Wohnungen für Senioren gibt. "Wir bieten der älteren Bevölkerung sehr viel", sagt Pfaff. Er ist stolz darauf, dass die Senioren in Alpirsbach nicht an den Stadtrand verbannt werden, und fragt: "Wo kann man seinen Lebensabend schöner verbringen?"