Inmitten der Alpirsbacher Sternsinger begrüßten Pfarrer Horst Schmelzle (links), Diakon Georg Lorleberg (Vierter von rechts) und die beiden Laienvorsitzenden des evangelischen und katholischen Kirchengemeinderats, Axel Kohler und Marc Wesle (Dritter und Zweiter von rechts), die Besucher des Neujahrsempfangs. Foto: Günther Foto: Schwarzwälder Bote

Religion: Bei ökumenischem Neujahrsempfang in Alpirsbach neben kritischen auch selbstbewusste Töne

Mit einem Neujahrsempfang der evangelischen und der katholischen Kirchengemeinde wird in Alpirsbach traditionell das neue Jahr begrüßt.

Alpirsbach. Bereits seit vielen Jahren laden beide Kirchengemeinden Anfang des Jahres zu einem gemeinsamen ökumenischen Gottesdienst mit anschließendem Ständerling im Kapitelsaal des Klosters ein. Dieser Einladung waren wieder zahlreiche Besucher gefolgt.

Passend zum Anlass und zur räumlichen Situation der beiden Kirchengemeinden – beide sind unter dem Dach des Alpirsbacher Klosters angesiedelt – gestalteten Diakon Georg Lorleberg und Pfarrer Horst Schmelzle den Gottesdienst unter dem Motto  "Im Haus meines Vaters sind viele Wohnungen".

In diesem Jahr fand der gemeinsame Gottesdienst in der "Wohnung" der katholischen Kirchengemeinde St. Benedikt im Südwestflügel des Klosters statt. Dabei sorgte der Kirchenchor der Gemeinde St. Benedikt Gemeinde unter der Leitung von Kantor Henry van Engen mit seinen herrlichen Liedbeiträgen für den feierlichen Rahmen.

Beim anschließenden Ständerling im Kapitelsaal wagte Pfarrer Horst Schmelzle mit einem Zitat des katholischen Theologen Karl Rahner einen Blick in die Zukunft: "Der Christ des 21. Jahrhunderts wird Mystiker sein oder er wird nicht mehr sein" und fragte, an die aufmerksamen Besucher gerichtet: "Wie sieht die Zukunft der Kirche, der Kommune aus?". Schmelzle ging dabei auch auf die schwindenden Mitgliederzahlen der Kirchengemeinden und die zunehmende Überalterung der Bevölkerung ein. Bezug nehmend auf ein im vorausgegangenen Gottesdienst gesungenes Lied forderte er die Anwesenden auf, sich nicht ständig von Bedenken leiten zu lassen, sondern den neuen Wegen zu vertrauen und zudem selbstbewusst "als Christen der Welt etwas zu sagen zu haben".

Frieden bedroht

Auf die Jahreslosung des Jahres 2019 "Suchet Frieden und jaget ihm nach" bezog sich Diakon Georg Lorleberg in seiner Ansprache. Was den Frieden anbelangt, zeigte er sich ob der derzeitigen Situation besorgt und beklagte: "Er droht uns abhandenzukommen." Sowohl bezogen auf eigene Erlebnisse in der Silvesternacht – gemeinsam mit anderen Pfarrern war er vor der Stadtkirche gezielt mit Böllern beworfen worden – als auch bezogen auf die stetig wachsenden Christenverfolgungen in der ganzen Welt forderte er die Anwesenden auf: "Bekennen wir uns zu dem, was wir glauben."

Eine Gruppe, die ihren Glauben Jahr für Jahr bekennt, zog anschießend feierlich in den Kapitelsaal ein: Die Alpirsbacher Sternsinger erfreuten mit Gesang und Gedichten die Besucher.

Mit eindrucksvoll vorgetragenen Flötenwerken des Frühbarock sowie mit zeitgenössischen Melodien trug auch das Alpirsbacher Blockflötenensemble unter der Leitung von Gertrud Heinzel zum Gelingen der Feierstunde bei, wobei die vier Musikerinnen besonderen Beifall für ihre Interpretation von "Greensleeves" erhielten. Zur Freude der Gäste hatte der ökumenische Festausschuss in bewährter Weise im anschließenden gemütlichen Teil des Neujahrsempfangs wieder die Bewirtung übernommen.

Der Laienvorsitzende des katholischen Kirchengemeinderats, Marc Wesle, lobte dabei besonders "die absolut schöne Tradition, dass die beiden Kirchen unter dem Klosterdach jedes Jahr gemeinsam zum Neujahrsempfang einladen".

Ein Lob, dem Bürgermeisterstellvertreter Holger Korneffel, der kurzfristig für den verhinderten Michael Pfaff eingesprungen war, als Vertreter der bürgerlichen Gemeinde nur zustimmen konnte.