Es weihnachtet in Alpirsbach – und festlich geht’s im neuen Jahr weiter. Foto: Hering

150 Jahre Stadtrecht: 2019 gibt es einen Festmarathon. Spiegelbild des Zusammenhalts.

Alpirsbach - Besonders gefeiert wurde in Alpirsbach nicht, als König Karl von Württemberg am 6. Mai 1869 dem Pfarrdorf das Stadtrecht verlieh. Das ist bei der 150-Jahr-Feier 2019 anders. Vor dem Jubiläum blickt Bürgermeister Michael Pfaff im Gespräch mit unserer Zeitung zurück – und nach vorn.

Das Stadtrecht ist vor allem eine Image-Angelegenheit. "Eine Stadt hat gegenüber einer Gemeinde keine steuerlichen oder andere finanzielle Vorteile", sagt Bürgermeister Michael Pfaff. Aber das Jubiläum wird in Alpirsbach dennoch groß gefeiert. Zum einen zeigt es die historische Bedeutung der Klosterstadt. Zum anderen sollen die Feierlichkeiten einen Zusammenhalt in der Bevölkerung spiegeln, der in den vergangenen Jahren nicht so deutlich sichtbar war. Nach innen, aber auch nach außen – und damit soll auch die Abgeschiedenheit überwunden werden, die Alpirsbach durch seine Randlage im Landkreis und Regierungsbezirk hat.

Probleme hat Alpirsbach genug – von der durch Bundesstraße und Bahnlinie komplett zerschnittenen Kernstadt über die dringend sanierungsbedürftige Kläranlage bis zur im Vergleich zu manch anderen Gemeinden im Landkreis recht bescheidenen Wirtschaftskraft. Auch der Breitbandausbau ist in der bergigen Flächengemeinde komplizierter und vor allem teurer als anderswo. Umso wichtiger ist es für Pfaff, gemeinsam ans Werk zu gehen und auch auf politischer Ebene zu verdeutlichen, dass bei der Entwicklung im ländlichen Raum verschiedene Maßstäbe angelegt werden müssen. "Die Stadt hat eine historische Bedeutung", sagt Pfaff, "aber es ist schwierig, wenn man nicht mehr machen kann und Wettbewerbsnachteile hat." Auch wenn die Kommunalpolitik einen "schweren Rucksack" zu tragen habe, ist Pfaff zuversichtlich. Er setzt auf ein ganzheitliches Entwicklungskonzept für die Gesamtstadt, denn, so gibt er zu bedenken, "die Ortsteile geraten schnell in Vergessenheit".

Auch künstlerische Projekte angedacht

Hoffnungsvoll blickten die Alpirsbacher vor 150 Jahren in die Zukunft, den großen Schub brachte das Stadtrecht allerdings nicht. Auch von anderen Entwicklungsschritten, etwa dem Anschluss an die Eisenbahn vor gut 130 Jahren, erwartete man positive Impulse, vor allem wirtschaftliche. Erfüllt haben sie sich nur bedingt (siehe gesonderten Bericht). Die Zuversicht ist den Alpirsbachern aber nicht abhanden gekommen: Die Stadt startet im Jubiläumsjahr 2019 durch. "Wir kommen aus dem Festen nicht mehr heraus", meint Pfaff mit Blick auf den vollen Terminkalender. Die Veranstaltungen sollen "das ganze Repertoire der Stadt abbilden", sagt Pfaff und formuliert als Leitsatz: "Vom Jubiläumsjahr soll das Signal ausgehen: In Alpirsbach bewegt sich was."

Die Zusammenarbeit bei den Helferdiensten über Vereinsgrenzen hinweg könne das Zusammengehörigkeitsgefühl stärken. Angedacht sind auch künstlerische Projekte. So wollen Jugendliche aus Alpirsbach und der französischen Partnerstadt Neuville gemeinsam unter Anleitung triste Stützmauern in der Kernstadt bemalen.

Was erhofft sich Pfaff für die Zeit in 50 Jahren, wenn das 200-jährige Bestehen des Stadtrechts gefeiert wird? Vor allem, dass Alpirsbach dann als Gesamtstadt zusammengewachsen ist – wegen der topografischen Zersplitterung heute noch alles andere als eine Selbstverständlichkeit. Dazu eine gute Infrastruktur mit Alleinstellungsmerkmalen wie Kloster und Brauerei, aber auch Schulen und Kindergärten, kulturelle Vielfalt und eine bunte Mischung von Vereinen. Kurz, so Pfaff: "Die Stadt soll zukunftsfähig und für alle Generationen attraktiv sein – mehr kann man sich nicht für sie wünschen."

Zahlreiche Veranstaltungen zum Jubiläum

Zum Jubiläum "150 Jahre Stadtrecht" gibt es 2019 zahlreiche Veranstaltungen in Alpirsbach. Federführend organisiert werden sie von der Stadtverwaltung und dem Festkomitee, in dem 15 bis 20 Personen mitarbeiten.

 Den Auftakt bildet am Sonntag, 27. Januar, ab 17 Uhr ein Neujahrskonzert mit den musiktreibenden Vereinen der Stadt in der Klosterkirche. Der Eintritt ist frei.

 Das fünftägige Hauptfest steigt Ende Mai/Anfang Juni. Am Mittwoch, 29. Mai, gibt es im Bereich Marktstraße/Karl-straße in Zusammenarbeit mit den örtlichen Gastronomen eine kulinarische Tafel. Organisiert wird sie von Petra Jäckle.

 Ein Klosterkonzert ist an Christi Himmelfahrt, Donnerstag, 30. Mai, ab 17 Uhr vorgesehen.

 Der Festakt zum Jubiläum im Alpirsbacher Haus des Gastes ist am Freitag, 31. Mai. Die Festrede hält Stadträtin Anita Frank.

 Erstmals seit Jahren gibt es in Alpirsbach wieder ein Stadtfest – und es soll nach dem Wunsch von Bürgermeister Michael Pfaff auch nicht das letzte sein. Das Fest beginnt am Samstag, 1. Juni, um 15 Uhr, offizieller Fassanstich ist eine Stunde später. Vorgesehen ist eine Genussmeile, die sich über die komplette Karlstraße erstreckt. Für Bewirtung sorgen die örtlichen Gastronomen mit Unterstützung der Vereine. Auf der kleinen Bühne bei der Muggelbruck treten zunächst die "Schwobe-Brasser" auf, dann der Ex-Klostertaler Chris Torchiani. Auf dem Maba-Gelände, bei der Abzweigung Torgasse, wird ein großes Festzelt erstellt, in dem Eintritt verlangt wird. Zunächst tritt DJ Manny auf, dann die Partyband Alpenhohl. Fans von Popmusik und Schlagern kommen beim Auftritt von Anna-Maria Zimmermann und Axel Fischer auf ihre Kosten. Anschließend spielt noch mal "Alpenhohl", und zum Abschluss legt DJ Manny auf.

 Ein Festumzug startet am Sonntag, 2. Juni, um 13.30 Uhr. Bei ihm präsentieren sich die örtlichen und Vereine und Institutionen. Moderator ist Hansy Vogt. Auf der kleinen Bühne spielen die "Schwarzwaldbuam", auf der großen auf dem Maba-Gelände die "Hamperlesband" aus Stein-ach. Den Abschluss gestaltet einer der ortsansässigen Musikvereine.  

 Vorgesehen, aber noch nicht terminiert sind eine Fotoausstellung mit dem Thema "150 Jahre Stadtrecht" und ein Fachvortrag von Stadthistoriker Stefan Zizelmann.

 Zum Stadtrecht-Jubiläum kommt in diesem Jahr bis auf das Bürgerfest noch das ganze übliche Festprogramm hinzu – vom Klosterfest Anfang Juli über das Hopfenfest Mitte Juli, das Subiaco-Open-Air-Kino im August und den Kunsthandwerkermarkt Ende August bis zum Weihnachtsmarkt mit Neubürgerempfang Ende November. Und am 28. April gibt’s auch noch die Gewerbeschau.