Viele Firmen haben in digitales Marketing und Vertrieb investiert.Symbolfoto: Stache Foto: Schwarzwälder Bote

Umfrage: Teilnehmer unzufrieden mit Unterstützung

Einpersonen- und Kleinunternehmen leiden laut der IHK besonders stark unter den wirtschaftlichen Folgen der Pandemie. Sie verzeichnen große Umsatz- und Gewinnrückgänge, Liquiditätsengpässe und müssen oftmals ihre Alterssicherung antasten.

Zollernalbkreis. 242 kleine und kleinste Unternehmen aus der Region haben sich an der jüngsten IHK-Umfrage beteiligt. Demnach verzeichnen 35 Prozent einen Umsatzrückgang von mehr als 75 Prozent, weitere 21 Prozent zwischen 50 und 75 Prozent. In der Folge erwarten 47 Prozent der Befragten für das laufende Geschäftsjahr Verluste, nur zehn Prozent rechnen mit einem Gewinn.

"Die Auswirkungen von Corona für Einpersonen- und Kleinstunternehmen sind gravierend. Vielen ist die Nachfrage weggebrochen und nun haben sie Liquiditätsprobleme. Die Kleinen gehören zu den großen Verlierern der Pandemie", sagt Bert Bormann, Vorsitzender des Ausschusses für Einpersonen- und Kleinstunternehmen bei der IHK.

Das zeigt auch die Frage nach der Alterssicherung: 56 Prozent der Umfrageteilnehmer mussten sie antasten, um laufende Kosten und den eigenen Lebensunterhalt bestreiten zu können. Bei 35 Prozent mehr als die Hälfte. "Diese Rücklagen sind aufgebraucht. Wir müssen bei vielen Kleinunternehmern mit Altersarmut rechnen", sagt Bormann.

72 Prozent der Befragten haben bisher staatliche Corona-Hilfsprogramme in Anspruch genommen. Dies bedeutet jedoch nicht, dass 28 Prozent keine Hilfe nötig hatten. Tatsächlich scheiterte die Antragstellung in vielen Fällen an bürokratischen Hürden oder individuellen Konstellationen, die zum Ausschluss einer Förderung führten.

Insgesamt erteilen viele Umfrageteilnehmer der Politik für ihre Unterstützung schlechte Noten: 19 Prozent geben ein "Ungenügend", 29 Prozent "Mangelhaft", "Ausreichend" und "Befriedigen" geben ebenfalls je 19 Prozent.

"Die erste Corona-Soforthilfe der Landesregierung war schnell und pragmatisch. Alle Programme, die seither gekommen sind, werden als zu bürokratisch, umständlich und langwierig beurteilt", erklärt Bormann. Dazu kommt: Gerade bei den Überbrückungshilfen der Bundesregierung sind viele Soloselbstständige und Kleinstunternehmen durch das Raster gefallen. Außerdem mindern die Hilfsprogramme nur die Last der betrieblichen Verluste. Die Teilnehmer an der Umfrage zeigen aber auch, dass sie im Angesicht von Corona nicht die Hände in den Schoß legen. Bei der Frage nach unternehmerischen Maßnahmen, um die negativen Folgen der Pandemie abzufedern, gaben 46 Prozent an, Produkte und Dienstleistungen umgestellt zu haben, 38 Prozent haben ihr Geschäftsmodell angepasst oder erneuert und 34 Prozent haben in digitales Marketing und digitalen Vertrieb investiert. 242 kleine und kleinste Unternehmen aus der Region haben sich an der IHK-Umfrage beteiligt. Dabei entfielen jeweils mehr als ein Drittel der Teilnehmer auf den Einzelhandels- und den Dienstleistungssektor.

Weitere Fragen waren beispielsweise:

n Welche Auswirkungen hat die Pandemie auf ihr Unternehmen? 1. Rückgang der Nachfrage (62 Prozent) 2. Liquiditätsengpässe (50 Prozent) 3. Betriebsschließungen (45 Prozent) 4. Drohende Insolvenz (30 Prozent) 5. Logistische Probleme beim Bezug von Waren und Vorleistungen (24 Prozent)

n Welche unternehmerischen Maßnahmen tätigen Sie, um die Folgen der Pandemie abzufedern? 1. Produkte und Dienstleistungen anpassen (46 Prozent) 2. Geschäftsmodell anpassen oder erneuern (38 Prozent) 3. Investitionen in digitales Marketing und Vertrieb (34 Prozent) 4. Interne Prozesse optimieren und digitalisieren (27 Prozent) 5. Renovierungen und Sanierungen (26 Prozent)