Foto: Schwarzwälder Bote

"Hättest Du geschwiegen, wärst Du ein Philosoph geblieben!" hat einst der

"Hättest Du geschwiegen, wärst Du ein Philosoph geblieben!" hat einst der römische Philosoph Boëthius empfohlen. Nun, geschwiegen haben sie sicher nicht, die Stadträte, als die Verwaltung sie damit konfrontierte, dass Unter dem Malesfelsen ein Heizkraftwerk für Ersatzbrennstoffe aus nicht weiter recycelbaren Abfallresten errichtet werden soll. Der Fehler war allein, dass sie es "hinter verschlossenen Türen" getan haben, wie Grünen-Stadtrat Jürgen Kiefer es nun so unverblümt bezeichnet hat.

Warum lassen es sich die von uns Albstädtern gewählten Vertreter auch immer wieder gefallen, dass die Stadtverwaltung wichtige Themen auf die Tagesordnung der nichtöffentlichen Gemeinderatssitzung setzt? Über jeden Hasenstall, den einer an sein Haus anbauen will, wird – zugegeben: das Beispiel ist überspitzt – zumindest in einer Ausschuss-Sitzung öffentlich entschieden, über jedes Carport und jede handelsübliche Fertiggarage. Geht es aber um ein Heizkraftwerk für Abfallstoffe, das manche – ob zu Recht oder zu Unrecht sei mal dahingestellt – als Gefahr für ihre Gesundheit betrachten, wird "hinter verschlossenen Türen" gesprochen. Offenbar schon seit geraumer Zeit, sonst wäre die Planung nicht so weit fortgeschritten, denn Alexander Korn, dessen Recycling-Firma das Kraftwerk bauen will, ist ebenso wenig ein Novize in Sachen Bauantrag wie die Firma Groz-Beckert, die als Großabnehmer der dort produzierten Energie in den Startlöchern steht. Und nun wundern sich alle, dass sich Widerstand regt, eine Bürgerinitiative sich formiert hat und nicht wenige Albstädter ihrem Unmut Luft machen.

Die Firma Korn – das muss hier mal gesagt werden – trifft dieser Unmut unverdient. Das Familienunternehmen kennt sich aus mit unserem Wohlstandsmüll, will ihn so rückstandsfrei wie möglich beseitigen und hat bestimmt kein Interesse daran, die Luft zu verschmutzen, die Familienmitglieder und Mitarbeiter ja auch selbst einatmen. Natürlich will und muss der Betrieb auch Geld verdienen, und das ist legitim. Schließlich arbeitet keine Firma in dieser Stadt für Gottes Lohn, und wie viele gesundheitsschädliche Stoffe sie dabei in die Umwelt entlässt, scheint erst jetzt im Falle Korn zu interessieren, während das Betonmischwerk der Firma "Valet + Ott" seit Jahr und Tag in Truchtelfingen, nur unweit zahlreicher Wohngebäude, produzieren und seine Nachbarn in die schiere Verzweiflung treiben darf. Die Zementstaubwolken, die dem Mischturm entweichen, sind vielfach bildlich dokumentiert. Interessiert das jemanden? FDP-Fraktionschef Philipp Kalenbach kommt das Verdienst zu, mal wieder daran erinnert zu haben im Gemeinderat. Vermutlich folgenlos. Einmal mehr.

Die Verwaltung, die Stadträte und der liebe Gott alleine wissen, was noch alles "hinter verschlossenen Türen" diskutiert und entschieden wird, obwohl es viele, oft alle betrifft. Wie’s mit den Schulen in der Corona-Krise weitergeht, zum Beispiel, war erst kurz vor der zweiten deutschen Welle Thema in nichtöffentlicher Sitzung. Gehört es dort hin? Fragen wir die Eltern doch mal! Oder lassen wir Sophokles, den griechischen Dichter, sprechen: "Versuche nichts zu verbergen, denn die Zeit, die alles hört und sieht, deckt es doch auf." Es wäre schön, wenn unsere Stadträte das auch mal beherzigten. Sie haben nämlich die Macht dazu.