Laster, Autos, Motorräder: 8800 Fahrzeuge wälzen sich Tag für Tag über die Seedorfer Ortsdurchfahrt. Die Anwohner sind genervt. Jetzt soll endlich etwas geschehen. Foto: Schönfelder

Laut und nervtötend geht es an der Ortsdurchfahrt Seedorf zu. Tag für Tag sind die Anwohner einer lärmenden Lawine aus Lastern, Personenwagen und Motorrädern ausgesetzt. Aber es gibt Hoffnung. Das Zauberwort heißt Lärmaktionsplan.

Dunningen-Seedorf - Sage und schreibe 8800 Fahrzeuge rauschen täglich durch den Ort. Das hatte eine Verkehrszählung im Oktober des vergangenen Jahres ergeben (wir berichteten).

Aber ist der Lärm nur lästig oder schon gesundheitsgefährdend? Peter Koehler vom Ingenieurbüro Koehler und Leutwein aus Karlsruhe hatte die Sache untersucht. Allein durch die schiere Zahl der Fahrzeuge sei von einer Gesundheitsgefährdung auszugehen, sagte er.

145 Seedorfer betroffen

Koehler hatte berechnet, dass der Lärm beim sogenannten Fassadenpegel, das ist der Lärm, der unmittelbar auf die umstehenden Häuser trifft, am Tag 65 dB und in der Nacht 55 dB übersteigt. Betroffen seien im Zuge der Ortsdurchfahrt 145 Seedorfer, die 51 Gebäude bewohnen. Damit können, so machte Koehler klar, verkehrsrechtliche Maßnahmen in Erwägung gezogen werden. Um den Lärm runterzubringen, wird die Gemeinde einen sogenannten Lärmaktionsplan erstellen. Koehler hatte auch gleich einen Vorschlag: Man könnte einen langen Abschnitt der Ortsdurchfahrt zur Tempo-30-Zone erklären. Er denkt dabei an eine Strecke von rund 1100 Metern. Damit könne, so zeigte er sich überzeugt, der gewünschte Effekt herbeigeführt werden.

Ein Lärmaktionsplan funktioniert ähnlich einem Bebauungsplan, kann allerdings im Falle von Seedorf in vereinfachter Form auf der Basis eines sogenannten Musterberichts erstellt werden. Die Öffentlichkeit ist jedoch zu beteiligen. Zudem haben die Träger öffentlicher Belange, besonders die Straßenverkehrsbehörde, bei der Aufstellung eines Lärmaktionsplans ein Wörtchen mitzureden. Da eine Buslinie durch Seedorf führt, gilt dies auch für den ÖPNV.

Nur ein Mittel der "Symptombekämpfung"

Weitere Größen, die sich aus der Reduzierung der Höchstgeschwindigkeit ergeben könnten, wie Fahrzeitverlängerungen und die Verlagerung des Verkehrs auf andere Strecken, würden im Musterbericht ebenfalls zusammengefasst werden. Die eingegangenen Stellungnahmen der Ämter und der anderen Beteiligten und deren Gewichtung würden sich, so erläuterte Koehler weiter, ebenfalls im Musterbericht widerspiegeln. Der so entstandene Bericht münde dann in einen Lärmaktionsplan.

Bürgermeister Peter Schumacher räumte ein, dass der Verkehr in der Ortsdurchfahrt Seedorf ein Thema sei, das schon lange in der Diskussion stehe. So einverstanden sich der Schultes mit der Erstellung eines Lärmaktionsplans zeigte, war für ihn die Einrichtung einer Geschwindigkeitsbegrenzung allerdings nur ein Mittel der "Symptombekämpfung". Damit sei das Problem im Grunde nicht wirklich gelöst. Man dürfe nicht vergessen, dass beispielsweise auch das benachbarte Waldmössingen stark vom Verkehr in Richtung Freudenstadt betroffen sei, dort sehe es beim Verkehrslärm kaum besser aus. Schumacher sieht vielmehr die Notwendigkeit einer Ortsumfahrung, in die beispielsweise Waldmössingen einbezogen werden müsse. Dies erfordere jedoch den politischen Willen aller betroffenen Gemeinden.

Auf Nachfrage von Inge Erath stimmte Koehler ihrem Gedanken zu, dass bei den zu treffenden Maßnahmen auch Sicherheitsaspekte für den Kindergarten und den Eschachtreff zu berücksichtigen seien. Diese seien jedoch unabhängig von den lärmmindernden Maßnahmen zu sehen.

Simone Spengler sah in der Einrichtung einer 30er-Zone die eine Sache, fragte sich allerdings, wie man dies überwachen wolle. Koehler erläuterte, dass dies bei der Umsetzung berücksichtigt werden müsse. Welche Maßnahmen zum Tragen kommen ("Ein Smiley bringt tatsächlich was"), müsse noch entschieden werden.

Doktern am Symptom

Auch Peter Schumacher plädierte für eine Überwachung, wobei er stationären Messanlagen eine Absage erteilte. "Wenn die Autofahrer wissen, wo die stehen, bremsen sie kurz ab und geben danach wieder Gas." Flexible Messungen hätten eine größere Chance, die Autofahrer zu einem Umdenken zu bringen.

Helmut Faller fürchtete, dass durch das langsame Fahren die Umweltbelastung an der Ortsdurchfahrt ansteigen könnte. Koehler bezeichnetet die vorgeschlagene Lösung jedoch als "schadstoffneutral".

Martin Hangst wollte erfahren, ob sich bei der Überprüfung des Lärmaktionsplans im Jahr 2024 vielleicht andere Maßnahmen als nötig erweisen könnten. Koehler schloss dies nicht aus. Vielleicht werde die Verkehrsbelastung ja dann sogar geringer sein.

Der Gemeinderat stimmte schließlich für die Erstellung eines Lärmaktionsplans, der Ende des Jahres vorgestellt werden soll.