Bianca Franz mit den Brüdern Josef und Jakob neben „Lieblingsmensch“-Gewinner Eduard Stückle (von links) Foto: Niklas Ortmann

Eduard Stückle setzt seine Zeit und Kraft für das Wohl seiner Mitmenschen ein. Der Loßburger ist unser Gewinner der „Lieblingsmensch“-Aktion des Schwarzwälder Boten im Kreis Freudenstadt.

Wie sehr Eduard Stückle das, was er tut, am Herzen liegt, wird schon vor dem Pressetermin deutlich. 14 Uhr wäre gut, 16 Uhr aber besser, er möchte die Kinder beim Termin mit dabei haben, sagt Stückle am Telefon. Die Kinder, damit meint er nicht etwa seine eigenen, auch wenn er mit ihnen beinahe so viel Zeit verbringt, als sei er ihr Vater. Gemeint sind der sechs Jahre alte Josef und der zwei Jahre alte Jakob. Die lebhaften Brüder sind längst nicht die einzigen Kinder, um die sich Stückle kümmert, aber sie stehen sinnbildlich für sein Engagement.

Die Familie der beiden ist vor etwa sieben Jahren nach Deutschland gekommen. Woher, darüber spricht Stückle nicht besonders gerne, es spielt für ihn schlichtweg keine Rolle. Für ihn ist jeder Mensch einfach ein Mensch, egal woher er kommt – so banal es klingt, so oft wird dies auch heute noch überall auf der Welt ignoriert oder abgestritten.

Stückle weiß, wie schwierig es für Menschen ist, in einem zunächst fremden Land Fuß zu fassen, auch aufgrund persönlicher Erfahrungen. Für seine Firma bereiste er fast 40 Jahre lang die Welt, war 80 bis 100 Tage im Jahr selbst Ausländer, wie er erzählt, und lebte für seinen Beruf auch zwei Jahre lang in Frankreich. Dort habe er gelernt, was es heißt, niemanden zu haben.

Josef und Jakob sind für ihn „wie eigene Enkel“

Und genau deshalb ist er für die Menschen, die nach Deutschland gekommen sind, dass, was er damals selbst vermisst hat. „Wir können nicht erwarten, dass die Fremden auf uns zugehen, wir müssen auf die Fremden zugehen“, sagt Stückle. Die Familie der beiden Brüder kennt er, seit Josef ein halbes Jahr alt ist.

Und es gibt kaum etwas, dass Stückle für die Jungs und deren Eltern nicht macht. Josef und Jakob sind für ihn längst „wie eigene Enkel“, sie nennen ihn liebevoll „Opa“. Er spielt mit den beiden, geht mit ihnen im Sommer Fahrrad fahren und schwimmen oder fährt sie mit dem Lastenrad durch Loßburg.

Den Eltern half er dabei, in Deutschland anzukommen und sich dort zu sozialisieren, von der Wohnungs- und Arbeitssuche über Behördengänge. Da sie mittlerweile längst beruflich Fuß gefasst haben, fährt Stückle die Söhne jeden Tag frühmorgens zu ihrer Tagesmutter Bianca Franz.

Bianca Franz ist tief beeindruckt von Stückle

Franz war es auch, die Stückle, der in Loßburg vielen als „Eddi“ bekannt ist, für die Aktion „Lieblingsmensch“ nominiert hatte. Der Schwarzwälder Bote hatte in Kooperation mit der Lahrer Zeitung und dem Verlagshaus Jaumann bei der „Lieblingsmensch“-Aktion nach besonderen Menschen aus dem Verbreitungsgebiet gesucht, um diese für ihr Engagement mit 500 Euro zu belohnen. Die Kandidaten konnten sich jedoch nicht selbst vorschlagen, sondern mussten von einem Bekannten nominiert werden.

Franz war sich sicher, dass kaum jemand die Auszeichnung „Lieblingsmensch“ so sehr verdient hat. Stückle sei „eine Anlaufstelle für alle, die irgendwie Hilfe brauchen“, sagt sie. Auch als der heute 66-Jährige noch berufstätig gewesen sei, habe er immer Zeit für die Kinder gehabt. Sie könne sich nicht daran erinnern, dass Stückle mal im Urlaub oder krank gewesen sei.

Christlicher Glaube als Antrieb

Und das, obwohl Stückle selbst Ehefrau, vier Kinder und elf Enkel hat, die er als ein großes Privileg betrachtet. Doch mindestens ein Auge hat er immer auch auf seinen Mitmenschen, vor allem denen, die es schwer haben, ganz wie es ihm sein christlicher Glaube lehrt.

Familien wie die von Josef und Jakob betrachtet er als eine Bereicherung für Loßburg. „Sie wollen sich integrieren, ihren Platz hier finden“, sagt Stückle. Bei der Familie der beiden Brüder ist das längst gelungen. Doch Stückle weiß, wie schwer es nach wie vor die Menschen haben, die aus der Ferne nach Deutschland kommen, hier Fuß fassen wollen, aber die Sprache nicht sprechen und folglich im Alltag auf sich allein gestellt sind. Ihnen möchte er weiterhin helfen, sich ein geregeltes Leben hier aufzubauen – immer verbunden mit einem Ziel: Dass niemand mehr fragt, wo der Mensch herkommt.