Heinz Kieninger hat nach nahezu 50 Jahren als Waagmeister viele Geschichten zu erzählen. Foto: Gemeinde Foto: Schwarzwälder Bote

Leben: Heinz Kieninger ist einer der Letzten seiner Zunft / Rückläufige Zahlen veranlassen zu dem Schritt

Heinz Kieninger, öffentlich bestellter und vereidigter Waagmeister der Gemeinde Aichhalden, war einer der Letzten seiner Zunft in Baden-Württemberg – nun ist er in den Ruhestand gegangen.

Aichhalden. Nicht weil er die Aufgabe als Waagmeister nicht mehr gern ausüben würde oder sie ihm mit seinen bald 80 Jahren zu schwer oder gar zu lästig geworden wäre. Grund sind die seit Jahren ständig rückläufigen Zahlen der jährlich durchzuführenden Wiegevorgänge.

Wurden seine Dienste als Waagmeister vor einigen Jahren für noch bis zu 80 Wägungen jährlich in Anspruch genommen, so hatte Heinz Kieninger im vergangenen Jahr nur noch zwei Aufträge abzuwickeln und im laufenden Jahr noch gar keine. In der Landwirtschaft und bei Metzgern habe sich eben viel verändert, erzählt Heinz Kieniger.

Oft sei es früher vorgekommen, dass Kunden, insbesondere solche von auswärts, teilweise sogar schon am Sonntagabend vorgefahren kamen, um Tiere, die am andern Tag geschlachtet werden sollten, wiegen zu lassen. Weil sich das Anwesen von Familie Kieninger in direkter Nachbarschaft, genau gegenüber dem Waaghäusle in Bach-Altenberg befindet, sei des in all den Jahrzehnten kein Problem gewesen. Hochbetrieb habe hauptsächlich am Montag in der Frühe geherrscht. Oft sei es vorgekommen, dass die Tätigkeit des Waagmeisters schon morgens um 5 Uhr gefragt war.

Jede Wägung wurde sorgfältigst durchgeführt, notiert und jährlich mit der Gemeinde abgerechnet. Gewogen wurde auf der Viehwaage fast alles, was vier Beine hatte – Schweine, Kälber und auch schlachtreife Bullen.

Manches Tier ahnte wohl schon, was ihm bevorstehen würde und versuchte, seinem Schicksal zu entkommen. Einer der Bullen musste nach dem Wiegen mit dem Frontlader aus der Dunglege des Nachbarn gerettet werden. Seinem Schicksal sei das Tier aber trotzdem nicht entgangen, erzählt Heinz Kieninger mit einem verschmitzten Lachen.

Dass er mit seinem Traktor für eine Reparatur der Waage auch schon mal zum Eichamt nach Ebingen gefahren ist, und dies dann eben eine Tagesreise war, ist eine eigene Geschichte.

Nahezu 50 Jahre hat Heinz Kieninger seine Tätigkeit als öffentlich bestellter und vereidigter Waagmeister der Gemeinde ausgeübt. Bereits sein Vater sei Waagmeister in Bach-Altenberg gewesen und schon als kleiner Junge habe er dem Vater oft beim Wiegen der Tiere zugesehen. 1972 hat Kieninger die Tätigkeit als Waagmeister, nach einer entsprechenden Prüfung, dann offiziell mit Urkunde und Siegel vom Vater übernommen. Wenn jetzt der Betrieb der Waage beim Bacher Brunnen endgültig eingestellt wird, schwingt schon etwas Wehmut mit – hat Waagmeister Heinz Kieninger diese Tätigkeit doch von Kindesbeinen an begleitet.