Zwar sanierbar, aber ohne Erweiterungsmöglichkeit: Die vereinseigene Halle des TSV Aichhalden. Foto: Wegner Foto: Schwarzwälder-Bote

Ohne finanzstarke Partner oder Sponsoren geht es bei einem Neubau einfach nicht / Lasten sonst zu hoch

Aichhalden. Der TSV hatte bei der Gemeinde Aichhalden zum Bau einer neuen Halle einen erhöhten Zuschuss von 300 000 (statt bislang 110 000 Euro) beantragt. Dieser wurde vom Gemeinderat abgelehnt. Wir sprachen mit dem Vorsitzenden Patric Janson.

Welche Auswirkungen hat das für den Verein?

Ganz einfach, dadurch ist die geplante Turnhalle für den TSV Aichhalden nicht finanzierbar und damit schlicht und einfach vom Tisch. Uns fehlen rund 450 000 Euro, wobei wir der Überzeugung waren, rund 150 000 Euro mit sehr viel Aufwand und Engagement selbst stemmen zu können.

Und wie geht es jetzt weiter?

Der TSV steckt in dem Dilemma, dass auf der einen Seite der Bedarf für eine neue Turnhalle durchaus vorhanden ist, auf der anderen Seite eine Umsetzung ohne die entsprechenden Partner wie Gemeinde, Zuschüsse durch den WLSB und Spenden nicht realisierbar ist. Es ist den Mitgliedern des Vereins nur sehr schwer vermittelbar, diesen Spagat ohne größere Belastungen des Vereins zu meistern.

Wieso hat der Turnverein überhaupt einen solchen zusätzlichen Raumbedarf?

Zum Einen haben wir sehr viele Ausfälle des Trainingsbetriebs durch Belegungen wie Weihnachtsfeiern, Hauptproben von Musik, Theater und Fasnet, speziell an Freitagen. Auf der anderen Seite besteht aber zusätzliches Potenzial wie unsere neu gegründete Badmintongruppe, wo mittlerweile zwischen zehn und 20 Personen aktiven Bedarf angemeldet haben. Andere Sportarten stehen in den Startlöchern. Dann haben wir noch nicht darüber gesprochen, was wäre, wenn unsere Kinderturngruppen zweimal pro Woche trainieren möchten. Also der Bedarf ist aus der Sicht des TSV auf alle Fälle da. Das ursprüngliche Hallenkonzept basiert ja gerade auf dem vorhandenen Bedarf.

Das ursprüngliche Hallenkonzept hat eine zusätzliche zweifeldrige Sporthalle vorgesehen. Wie sieht es damit aus – dann wäre ja eine eigene Turnhalle verfügbar und Ihr Bedarf wäre gedeckt?

Da haben sie ganz Recht. Das ursprünglich mit allen Vereinen und mit der Gemeinde erarbeitete Hallenkonzept, das derzeit aufgrund der Mehrheitsverhältnisse im Gemeinderat nicht umsetzbar ist, war am Bedarf orientiert und sah drei Bauabschnitte vor. Dieses Vorhaben hatte in der Gemeinde bis 2009 höchste Priorität. Allerdings wurden nur zwei Teile des Gesamtkonzepts wirklich umgesetzt, der dritte Teil, die neue Sporthalle, fehlt noch. Dabei hätte uns eine Sporthalle mit einem Feld ausgereicht, zwei hatte der der TSV nie gefordert. Hier haben wir jetzt ein typisches Problem, je mehr Vereine Bedarf anmelden, je größer und teurer wird das Projekt. Eine zusätzliche Halle in der Größe der Josef-Merz-Halle hätte dem TSV völlig ausgereicht.

Aber wie sieht es jetzt mit den Prioritäten aus?

Was jüngst im Gemeinderat noch höchste Priorität genoss, ist heute nach dem Motto zu behandeln, was kümmert mich das Geschwätz von gestern? Natürlich hat die Finanzkrise ihre Wirkung hinterlassen, das sollte man nicht unter den Tisch kehren. Wenn solche großen Projekte anstehen, dann sollte man in allen Gremien breite Mehrheiten zusammenbekommen, das sehe ich mittlerweile als sehr schwierig an.

Sehen Sie dennoch die Chance einer Realisierung?

Überall, im Privaten wie bei einer Firma oder bei einem Verein, geht es darum, in die Zukunft zu investieren. Wenn ein Unternehmen nicht in die Zukunft investiert, wird es auf Dauer nicht konkurrenzfähig bleiben. Wir als Verein wollten in die Zukunft investieren, leider sind uns hier bei einem solchen Projekt die Hände gebunden – dies braucht Partner und die haben wir nicht in dem erforderlichen Umfang. Einem Fußballverein ist es ja schließlich auch nicht zuzumuten, 300 000 Euro für einen Sportplatz selbst aufzubringen. Auch da sind Partner wie die Gemeinde und Sponsoren gefragt, ansonsten werden die Vereine, wenn sie solch hohe Lasten zu tragen haben, zerstört. Mir liegt sehr viel daran, dass alle Vereine optimale oder gute Bedingungen vorfinden, und diese sollten dann auch, wenn notwendig, von der gesamten Gemeinde mitgetragen werden.

Wie geht es jetzt aus Ihrer Sicht weiter?

Wir haben uns im Ausschuss ausführlich mit diesem Thema befasst und sind zu der Entscheidung gekommen, das Bauvorhaben neue Turnhalle beim Netto komplett aufzugeben. Das ist uns zwar sehr schwer gefallen, aber nun mal nicht zu ändern. Wir haben alle Kraft darauf konzentriert eine für den TSV praktikable Lösung zu erarbeiten und zur Umsetzung zu führen – das ist jetzt endgültig vom Tisch und schon etwas frustrierend wenn ich ehrlich bin.

Wie sieht es jetzt mit ihrer bestehenden Vereinshalle aus?

Jetzt bleibt uns nichts anderes übrig, als mit dem angesparten Geld wohlüberlegt die Vereinshalle zu ertüchtigen. Dort haben wir allerdings das Problem, dass sie ringsum auf den Grenzen steht und eine sinnvolle Erweiterung nicht machbar ist.

Gibt es nicht viele, die meinen, das ist falsch investiertes Geld?

Ganz so ist es nicht. Bei Tanzgruppen, Kursen und auch als Ersatz bei Belegung der Merz-Halle benötigen wir sie. Deswegen werden wir jetzt versuchen, mit vorhandenen Mitteln das Bestmögliche daraus zu machen.

Welche längerfristigen Auswirkungen wird das für Sie haben?

Der TSV Aichhalden ist im Bereich Gesundheits- und Breitensport hervorragend aufgestellt. Unser Hauptaugenmerk liegt in der Aufgabe und Vision, allen Bürgern die Möglichkeit zu bieten, sich aktiv sportlich betätigen zu können. In unseren 18 Gruppen können sie von ganz klein bis ins hohe Alter Sport treiben. Wir sehen uns im weitesten Sinne als Dienstleister für die Gesellschaft und versuchen, durch das entsprechende Umfeld der soziale Kitt der Gesellschaft zu sein. Das gelingt uns, glaube ich, ganz gut. Der Bereich Leistungssport ist bei uns außen vor, hier haben wir einfach nicht die nötige Infrastruktur in der Gemeinde – da wären wir wieder beim Hallenthema.

Natürlich hätte der Turnhallen-Neubau einen zusätzlichen Schub generiert, welcher sicher auch für die Gemeinde und im Besonderen für die Kinder von großem Nutzen gewesen wäre, die sollte nicht sein und deshalb gilt es nun die Mitglieder von anderen Dingen zu überzeugen – zum Beispiel von unserem Jubiläum im Jahr 2013.

Die Fragen stellte Stephan Wegner