Ohne Gegenstimme mit einer einzigen Enthaltung befürwortete der Gemeinderat eine neue Dreifeldsporthalle. Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Gemeinderat entscheidet sich bei einer Enthaltung für vier Millionen Euro teuren Anbau

An die bestehende Josef-Merz-Halle wird eine neue, dreifeldrige Sporthalle angebaut. Sie kostet rund vier Millionen Euro. Dies hat der Gemeinderat in seiner Sitzung am Dienstag beschlossen und Nägel mit Köpfen gemacht.

Aichhalden. Bürgermeister Michael Lehrer zeigte sich erfreut, dass der prägende Tagesordnungspunkt über die Entscheidung, ob eine Zweifeld- oder Dreifeldsporthalle gebaut werden soll, von vielen Besuchern verfolgt wurde. Dieses Bauprojekt besitze eine längere Vorgeschichte. Wie er erinnerte, habe die Gemeinde im Juni 2006 ein Planungsbüro beauftragt, ein Konzept für die Generalsanierung der Josef-Merz-Halle und des Lehrschwimmbeckens sowie den Neubau einer reinen Sporthalle zu erstellen. Letzteres habe aufgrund der Wirtschafts- und Finanzkrise auf unbestimmte Zeit verschoben werden müssen. Die Sanierungen der Merz-Halle und des Bads hätten gut in ein Förderprogramm des Bundes gepasst. Es sei damals eine mutige Entscheidung des Ratsgremiums gewesen, die Umkleiden und Sanitärräume für eine zukünftig zu bauende Sporthalle herzustellen, betonte der Bürgermeister. Die Pläne seien dann in der Schublade verschwunden, weil andere wichtige Bauprojekte umgesetzt werden mussten.

Bei einer Klausursitzung im November 2016 habe der Gemeinderat den Neubau einer Sporthalle auf die erste Stelle einer Liste von wichtigen umzusetzenden Maßnahmen platziert. Im Herbst vergangenen Jahres hätten zwei Nutzungsworkshops mit Architekten, Sport treibenden Vereinen und Verwaltung stattgefunden. Dabei sei von den Teilnehmern der Bedarf an die neue Sporthalle definiert worden. Verwaltungsintern habe es danach noch ein Gespräch mit dem Architekten gegeben, in dem die Rahmenbedingungen festgelegt worden seien. Auf dieser Grundlage habe das Planungsbüro die Kosten für eine Dreifeld- und alternativ für eine Zweifeldsporthalle ermittelt, so Lehrer.

In zwölf Jahren sei man hinsichtlich des Standorts der neuen Halle nicht klüger geworden. Grundsätzlich könne festgestellt werden, dass gemeindeeigene wie vereinseigene Hallen voll ausgelastet seien. Für weitere Kursangebote, Trainingszeiten und Einführung neuer Sportarten bleibe da kein Platz. Auch komme es wiederholt zu Nutzungskonflikten zwischen Kultur- und Sportvereinen. Veranstaltungen unter der Woche führten stets zu Diskussionen.

In der Gemeinde stehe den Bürgern ein Sportangebot vom Hochleistungssport bis zum Breitensport mit allen Facetten zur Verfügung. Hierfür müssten Trainings- und Hallenkapazitäten geschaffen werden. "Ein Neubau einer Sporthalle ist eine Investition in die Zukunft und in die Vereine unserer Gemeinde", bekräftigte der Bürgermeister. Die Vorteile einer Dreifeldsporthalle seien eine um 50 Prozent größere Sportfläche mit zusätzlichen Trainingsmöglichkeiten und eine Normhalle für überregionale Sportveranstaltungen. Auf der anderen Seite koste sie mit geschätzten 3,9 Millionen Euro circa 18 Prozent mehr als eine Halle mit zwei Feldern (3,3 Millionen Euro), auch seien die laufenden Unterhaltungskosten höher.

In der Abwägung komme die Verwaltung zu der Ansicht, dass die höheren Kosten durch verbesserte Trainingsmöglichkeiten und Wettkampfnutzung mehr als ausgeglichen würden. Der Bau einer Zweifeldhalle sei angesichts der überschaubaren Mehrkosten eine Fehlinvestition. "Wenn wir uns für eine Zweifeldsporthalle entscheiden, wird ein dritter Teil wohl nie hinzukommen", warb der Rathauschef um Zustimmung des Verwaltungsvorschlags.

Eine große Mehrheit der Räte sah dies genauso. Uwe Scheerer warnte, nicht in Luxus zu verfallen und dem Architekten genau auf die Finger zu schauen. Ratskollege Stefan Wiedmann stimmte die Investitionssumme von rund vier Millionen Euro nachdenklich. Dies mache allein die Gewerbesteuereinnahme der Firmengruppe Simon aus. Er wollte von Lehrer wissen, welche anderen Maßnahmen dadurch blockiert werden, ob Kredite erforderlich seien und in welchem Zeitraum getilgt werden soll. Die Gemeinde müsse weiterhin ihre Hausaufgaben erledigen und habe beispielsweise Kanäle zu sanieren, argumentierte Wiedmann.

Wie Lehrer einräumte, könne die neue Sporthalle nicht aus der Portokasse und den Rücklagen finanziert werden. Ohne die Neuaufnahme von Krediten werde es nicht gehen und dies entscheide sich bei den Haushaltsberatungen. Aufgrund des derzeitigen Darlehenszinses und langer Zinsbindung bestehe die Möglichkeit, auf 15 Jahre zu tilgen. Dann bleibe man für andere Projekte handlungsfähig, erläuterte der Bürgermeister.

Hinsichtlich der Bedenken stellte Rat Jochen Schmid klar, dem Gemeinderat sei es nicht erst jetzt eingefallen, eine Sporthalle zu bauen. Deshalb seien andere Projekte in der mittelfristigen Finanzplanung berücksichtigt worden. Den einstimmigen Ratsbeschluss (mit einer Enthaltung) wertete Lehrer als gutes Ergebnis für den Zuschussgeber.