Leader-Geschäftsstellenleiterin Julia Kiefer (von links), Bürgermeister Michael Lehrer und Bauleiter Matthias Bonath (rechts) freuen sich mit Gastwirtin Julia Eberhard, dass die Bauarbeiten an der Aichhalder Mühle begonnen haben.Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Wirtschaft: Ausbau der "Aichhalder Mühle" mit Leader-Mitteln gefördert / Arbeiten haben sportlichen Zeitplan

Aichhalden/Schiltach. Das Vorhaben ist sportlich und die Bauhandwerker müssen sich sputen. Gastwirtin Julia Eberhard hat bereits für Ende März 2021 einer größeren Hochzeit zugesagt. Am vergangenen Mittwoch erfolgte mit dem Baggerbiss und der Übergabe des Förderhinweiszertifikats der Leader-Aktionsgruppe Mittlerer Schwarzwald der Startschuss für den Anbau eines Festsaals an das bestehende Landgasthaus Aichhalder Mühle im Aichhalder Loch.

Bürgermeister Michael Lehrer sprach von einer spannenden Geschichte. Es sei keinesfalls einfach und erfordere einen gewissen Aufwand, um an die Fördermittel von Leader zu kommen. Aber die Gelder dienten dazu, die Region voranzubringen. Seit 2008 seien schon viele Projekte gefördert worden und entstanden. Für die junge Gastronomin freue er sich besonders, dass ihr Vorhaben mit einer hohen Förderung unterstützt werde. Diese Mittel brauche es, um den Standort sicherstellen zu können.

Das Traditionsgasthaus in landschaftlich idyllischer Lage an der Gemarkungsgrenze zwischen Aichhalden und Schiltach sei einmal das Sorgenkind der Gemeinde gewesen, räumte der Bürgermeister ein. Als Julia Eberhard vor acht Jahren als 19-Jährige die Gaststätte mit der historischen Mühle von Vater Martin übernommen habe, hätte er an eine solche positive Entwicklung nie gedacht. Sie habe das Lokal mit viel Elan vorangebracht, gebe sich damit aber nicht zufrieden und nehme den nächsten Schritt in Angriff. So wie sie ihr Unternehmen bisher führe, habe er keine Bedenken, dass das Bauprojekt ein riskantes Wagnis darstelle, hob Lehrer hervor.

Wie Julia Kiefer von der Leader-Geschäftsstelle Regionalentwicklung Mittlerer Schwarzwald in Schiltach erläuterte, würden private Projekte mit bis zu 30 Prozent bezuschusst. In der aktuellen Förderperiode seien bereits mehr als 30 Vorhaben bewilligt worden.

Die Aichhalder Mühle sei seit der Erbauung im Jahre 1792 ein sozialer Treffpunkt. Einst sei den auf ihr gemahlenes Korn wartenden Bauern in der Gaststube ein Vesper serviert worden.

Wohl einmalig vom Gastraum aus einsehbar sei eines der größten oberschlächtigen und funktionierenden Mühlräder Europas. Zusammen mit der ebenso original erhaltenen historischen Mühltechnik bilde das Anwesen ein Technikdenkmal ersten Ranges. Durch den gastronomischen Erfolg sei auch die Nachfrage für größere Veranstaltungen gestiegen, wofür jedoch die Räumlichkeiten fehlten.

Die Erweiterung der bestehenden Gastronomie durch einen in die Natur eingebetteten Saalanbau bilde den Gegenstand des Leader-Antrags, erläuterte Kiefer. Darin enthalten sei auch ein circa 200 Meter langer neuer Themenweg, der das Lokal entlang des Mühlenkanals mit dem Parkplatz verbinden werde. Mittels Schautafeln sollen Besucher über die Arbeit und die Lebensumstände in der Mühle informiert werden.

Der Erhalt und das Schaffen von Arbeitsplätzen, Barrierefreiheit sowie der Beitrag zur Entwicklung kultureller Identität seien weitere Punkte gewesen, die vom Vorstand der Aktionsgruppe positiv bewertet worden seien, so die Geschäftsführerin.

Nach Auskunft von Bauherrin Julia Eberhard liegt die Baugenehmigung seit Ende Oktober 2019 vor. Nach Hangsicherungsarbeiten und einer aufwendig aufgestellten Barriere für die geschützte Zauneidechse habe die Corona-Pandemie einen früheren Baubeginn verhindert. "Ich weiß wohl, dass die Fertigstellung bis im Frühjahr 2021 äußerst sportlich ist. Aber ich habe einer Hochzeitsgesellschaft für Ende März bereits zugesagt. Und in kurzer Zeit sind weitere acht dazugekommen", freute sich die Gastwirtin über künftige Aufträge.

Im Mai erhielten die 18 Leader-Aktionsgruppen im Land nochmals Fördermittel, die für kurzfristig beschlussreife Projekte zur Verfügung stehen. Obwohl die Zeitspanne sehr kurz war, reichten zwei Projektträger ihre Antragsunterlagen fristgerecht ein.

Der Vorstand des Vereins Regionalentwicklung Mittlerer Schwarzwald konnte in seiner elften Auswahlsitzung zwei weitere Projekte zur Förderung beschließen. Die Befürwortung durch den Vorstand ist ein erster Schritt zur Förderung und Voraussetzung für die endgültige Bewilligung. Anschließend ergeht der Bewilligungsbescheid durch die zuständigen Bewilligungsstellen.

 Aichhalden: In Aichhalden soll ein Wohnmobilstellplatz für drei Wohnmobile mit entsprechender Ver- und Entsorgungsstation entstehen. Der Wohnmobilstellplatz ist durch seine Lage am geplanten Leader-Projekt Eschachweg ein guter Ausgangspunkt für Ausflüge und Wanderungen, heißt es in der Mitteilung.  Hornberg-Reichenbach: In Hornberg-Reichenbach steht das Jugendheim Unterschembachhof der evangelischen Kirchengemeinde Hornberg. Das überkonfessionell genutzte Freizeitheim und Selbstversorgerhaus verfügt über 48 Betten und zwei Gruppenräume. Mit Leader-Mitteln soll in die Barrierefreiheit des Hauses investiert, die Sanitärbereiche den heutigen hygienischen Anforderungen angepasst sowie die Elektroinstallation erneuert werden.