An den bestehenden Kindergarten in Rötenberg soll ein zweistöckiger Anbau angebaut werden, um den Bedarf an Betreuungsräumlichkeiten auf Jahre zu decken. Foto: Herzog Foto: Schwarzwälder Bote

Kommunales: Kindergarten wird größer als derzeit erforderlich / Kosten von 1,123 Millionen Euro / Planungsbüro kündigt Auftrag

Mit einem zweistöckigen Anbau an den Kindergarten Rötenberg soll über den aktuellen Bedarf hinaus geplant werden. Das hat der Gemeinderat einstimmig entschieden. In Sachen Planung ging bislang jedoch nicht alles glatt.

Aichhalden-Rötenberg. Bereits im April 2020 wurde dem Gemeinderat vom Architekturbüro Schaudt aus Konstanz ein weit fortgeschrittener Plan vorgestellt mit dem Ziel, einen Gruppenraum für die Einrichtung einer Kinderkrippe und einen Multifunktionsraum herzustellen. Mit einem Baubeginn war im Spätsommer 2020 gerechnet worden. Das Vorhaben geriet jedoch ins Stocken, da die Gemeinde notgedrungen den Planer austauschen musste (siehe Infokasten).

In der Ratssitzung am Dienstag stellte nun Architekt Alexander Zeyher aus Alpirsbach ein geringfügig überarbeitetes Planwerk vor. Dies beinhaltete den bisher vorgesehenen einstöckigen Anbau mit Flachdach, auf dem später eine Aufstockung problemlos möglich sei. Gegenüber der Kostenschätzung des Büros Schaudt (700 000 Euro) kommen Mehrkosten von 207 500 Euro hinzu. Dies begründete Zeyher unter anderem mit einer verlängerten Baustellenzufahrt von der Lindenstraße aus, der Außenanlage, der Lüftungsanlage, einem erhöhten Schallschutz der Innenwände und der Verkleidung der Außenfassade mit wetterfesten HPL-Platten statt Holz. Damit summieren sich die Baukosten auf rund 977 500 Euro.

Als Alternative schlug Zeyher vor, schon jetzt ein zweistöckiges Gebäude zu bauen, in dem die zweite Etage nur außen fertiggestellt und der Innenraum im Rohbau belassen wird. Hierfür errechnete er einen finanziellen Mehraufwand von rund 146 000 Euro, womit sich das Vorhaben auf 1,123 Millionen Euro verteuern würde.

HPL-Platten bewährt

Die Verwaltung empfehle trotz der nicht unerheblichen Mehrkosten einen zweigeschossigen Anbau, so Bürgermeister Michael Lehrer. Es handle sich um "eine Investition in die Zukunft". Zwar rechtfertigten die derzeitigen Kinderzahlen in Rötenberg einen solchen Bau (noch) nicht. Allerdings habe man damals beim Kinderhaus in Aichhalden auch über den Bedarf gebaut und sei heute mehr als froh darüber. "Es wird in der Kinderbetreuung noch einiges auf uns zukommen, da werden wir Räumlichkeiten brauchen. Falls sich das doch anders entwickeln sollte, sind die freien Kapazitäten schnell anderweitig genutzt", warb der Bürgermeister um Zustimmung für die teurere Variante.

Auf Nachfrage aus dem Rat versicherte Bauhofleiter Wolfgang Haberstroh, die Gemeinde habe mit den langlebigen HPL-Platten an der Josef-Merz-Halle gute Erfahrungen gemacht. Manfred Moosmann pflichtete ihm bei. Auch die Vereinsgemeinschaft Aichhalden habe an der Festplatzanlage solche Platten verwendet, "weil es die beste Lösung ist. Beim einstöckigen Bauwerk muss der Rückbau des Flachdachs bedacht werden, wenn wir aufstocken. Das Bauen wird nicht billiger, in fünf Jahren wird es mindestens 15 Prozent teurer sein", prognostizierte Moosmann.

Abstände im Rahmen

Die Bedenken von Stefan Wiedmann, dass ein Nachbargrundstück durch den zweistöckigen Anbau im Winter stark beschattet werde, räumte der Architekt aus. Mit dem Nachbarn sei der Bau vor Ort besprochen worden und die erforderlichen Abstandsflächen würden eingehalten, bekräftigte Zeyher, der sich zum Termin der Fertigstellung nicht äußerte. Michael Schwab sprach von einem wichtigen und zukunftsträchtigen Projekt. "Da nehmen wir viel Geld in die Hand, aber das wird sich lohnen." Hans Wössner erinnerte sich an die Diskussionen beim Kinderhausbau. "Da vertrat man in Rötenberg die Auffassung, in Aichhalden ist man verrückt. Aber der Bau hat sich als richtig herausgestellt.". Heike Hug zeigte sich hinsichtlich der Planung begeistert.

Der Ratsbeschluss, einen zweistöckigen Anbau an das bestehende Kindergartengebäude in Rötenberg zu errichten und die Außenfassade mit HPL-Platten zu verkleiden, fiel einstimmig.

In der Sitzung des Gemeinderats hat Bürgermeister Michael Lehrer über einen erfolgten Architektenwechsel beim geplanten Kindergartenanbau in Rötenberg informiert.

Das ursprünglich beauftragte Planungsbüro Schaudt aus Konstanz habe Ende 2020 mitgeteilt, den Auftrag aufgrund von Personalknappheit abgeben zu müssen. "Das Büro hat einen genauen Zeitplan gehabt. Es ist für mich eine Unverschämtheit, nun einfach abzusagen", rügte Lehrer und war froh, dass der gebürtige Aichhalder Architekt Alexander Zeyher kurzfristig in die Bresche sprang und das Bauvorhaben zur Baugenehmigung bringen wird.

Marcus Storz sprach von einer "Lachplatte", was sich das Büro Schaudt da erlaube. "Ist die Rechnung schon bezahlt?", wollte er wissen. "Die Rechnung haben wir erhalten und es hat ein Telefonat gegeben. Einen Teil haben wir bezahlt und ich gehe davon aus, dass die Sache damit erledigt ist", hielt sich Lehrer bedeckt und verwies auf den nichtöffentlichen Teil der Sitzung, in der das Thema nochmals auf den Tisch kam.

Auf Nachfrage, wie hoch der bezahlte Betrag an das Büro Schaudt denn war, wollte sich der Rathauschef am Mittwoch nicht äußern und berief sich auf den Daten- und Persönlichkeitsschutz des Büros.