Virologe Marcus Panning von der Uniklinik Freiburg erklärt, warum sich die Affenpocken höchstwahrscheinlich eindämmen lassen. Foto: Brandel, UKF

Bei den Affenpocken ist vieles anders als beim Coronavirus. Sie sind "wohl erst übertragbar, wenn es schon Symptome gibt", betont Virologe Marcus Panning.

"Der Mensch ist eigentlich ein Fehlwirt, und Mensch-zu-Mensch-Übertragungen sind selten", sagt Marcus Panning unserer Redaktion. Der Facharzt für Mikrobiologie, Virologie und Infektionsepidemiologie an der Uniklinik Freiburg betont: Affenpocken sind eine sehr seltene Erkrankung, die außerhalb Zentral- und Westafrikas üblicherweise nicht vorkommt und dort eine sogenannte Zoonose darstellt – also vom Tier, vor allem von Nagetieren, auf den Menschen überspringen kann.

Herr Panning, wieso kann der Ausbruch einer Viruskrankheit im Fall der Affenpocken – wahrscheinlich – eingegrenzt werden?

Das hängt, salopp gesagt, schon damit zusammen, dass es um unterschiedliche Viren mit verschiedenen Übertragungsmechanismen geht. Bei SARS-CoV-2 sind die Patienten relativ infektiös – und zwar schon bevor Symptome auftreten. Dabei geht es unter anderem um die viel genannten Aerosole, die durch den Raum schweben. Bei den Affenpocken ist es anders: Sie werden bei Mensch-zu-Mensch-Übertragungen primär über engen Schleimhaut- und Hautkontakt übertragen – und zwar aller Wahrscheinlichkeit nicht, ohne dass jemand Symptome hat.

Das ist anders als bei Covid-19.

Ja, das ist ein großer Unterschied: Affenpocken sind wohl erst übertragbar, wenn es schon Symptome gibt. Dabei geht es vor allem um Hautläsionen, um die Veränderung der Haut. Vorzeichen gibt es auch: Fieber, Schwäche, Kopfschmerzen, geschwollene Lymphknoten. Ein zweiter Übertragungsmodus über Tröpfchen ist denkbar. Dafür muss es aber einen viel, viel längeren und engeren Kontakt als bei Corona geben.

Wenn nun jemand eine Türklinke anfasst oder den Stopp-Knopf im Bus drückt: Können dort so viele Viren kleben, dass es für eine Ansteckung ausreicht?

Über Oberflächen ist das Virus theoretisch übertragbar. Es werden aber nicht Tausende Erkrankte unerkannt unterwegs sein, die von ihrer Ansteckung nichts wissen. Dieses Szenario – wie bei Corona – gibt es hier nicht und ist wenn, dann eher im häuslichen Kontext mit einer an Affenpocken erkrankten Person denkbar.

Mancher schaut bei einem Mückenstich oder einer Hautveränderung nun genauer hin.

Wer an Affenpocken erkrankt, zeigt aber meist vorab unspezifische Symptome und danach Hautläsionen – sie treten bei Affenpocken erst nach dem Fieber auf. Wichtig im jetzigen Ausbruchs-Kontext ist dabei der enge Kontakt zu nachweislich mit Affenpocken infizierten Menschen innerhalb der letzten drei Wochen. Das lässt sich so gut einordnen.

Was sagen Sie Eltern, die mit Blick auf Corona genug haben von Quarantäne oder Schulschließungen: Kindergärten und Schulen wird es diesmal eher nicht treffen, oder?

Nein. Von einer allgemeinen Gefährdung der Bevölkerung wird zurzeit nicht ausgegangen.

Gegen Affenpocken gibt es eine Impfung. Für wen ist sie sinnvoll?

Die Impfdosen werden zwar bestellt. Es wird aber in jedem Fall eine Einzelfallabwägung sein. Kein Mensch wird hingehen und sagen: Lasst uns die gesamte Bevölkerung impfen. Eine Impfempfehlung der Ständigen Impfkommission hierzu wird demnächst erwartet. Es geht jetzt darum, Erkrankte zu finden, sie eine Zeit lang zu isolieren.

Wie kann man Kontaktpersonen helfen?

Hier haben wir einen Nutzen durch die Impfung. Sie kann an Menschen im Umfeld eines Erkrankten nach einem Kontakt verabreicht werden. Doch auch das ist immer eine Einzelfallabwägung. Die Inkubationszeit – die Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch – liegt bei etwa 6 bis 12 oder 13, im Extremfall bei 21 Tagen. Es bleibt also Zeit, zu impfen. Die Impfung kann noch helfen und einen Ausbruch möglicherweise verhindern.