Wie kommt man an einen Facharzttermin? Gabriela Kiunke von der KVBW hat Antworten. Foto: sb/kvbawue

Frauen suchen oft lange, bis sie einen Termin beim Frauenarzt bekommen. Wir haben nachgefragt.

Sie werden vertröstet auf das gynäkologische Medizinische Versorgungszentrums (MVZ) des Klinikums, das im April eröffnen soll. Seit Ursula Bunz krankheitsbedingt aus der Gemeinschaftspraxis mit Lilia Beierbach ausgeschieden ist, haben die Patientinnen keine Frauenärztin mehr. Andere Praxen nehmen keine neuen Patienten mehr auf. Wir haben bei der Kassenärztlichen Vereinigung (KVBW) nachgefragt, wie die Versorgung mit Gynäkologen im Zollernalbkreis aussieht. Unsere Gesprächspartnerin Gabriele Kiunke hat Antworten.

Wie viele Gynäkologen gibt es denn aktuell im Zollernalbkreis?

Es gibt 22 Frauenärzte und 19 Versorgungsaufträge.

Wie viele Patientinnen stehen dem gegenüber?

Mit Stand vom 30. September 2022 leben 97 708 Frauen im Zollernalbkreis.

Die Praxen in Balingen zum Beispiel nehmen keine Patientinnen mehr auf. Wohin kann eine junge Frau sich wenden, die zum ersten Mal zu einem Gynäkologen gehen will?

Die Kassenärztliche Vereinigung bietet einen Terminservice an, über den gesetzlich Versicherte Termine bei Haus- und Fachärzten vermittelt bekommen. Bei Fachärzten ist eine Überweisung erforderlich, allerdings nicht für Termine beim Gynäkologen.

Gibt es Überlegungen, wie man mehr Gynäkologen an den Start bringen kann?

Das Hauptproblem ist, dass es zu wenig Ärzte gibt. Die Zahl der aus Altersgründen ausscheidenden Mediziner ist deutlich größer als die des ärztlichen Nachwuchses. Viele junge Ärzte wollen als Angestellte oder in Teilzeit arbeiten. Diese Praxisstrukturen sind in Städten häufiger zu finden als auf dem Land. Um zwei Ärzte zu ersetzen sind drei nachrückende Ärzte notwendig.

Was also tun gegen den eklatanten Ärztemangel?

Die KVBW hat bereits 2015 mit dem Förderprogramm „Ziel und Zukunft“ auf den Ärztemangel reagiert. Haus- und Fachärzte, die eine Praxis übernehmen oder neu gründen, können eine Förderung von bis zu 120  000 Euro beantragen. Daneben stellt die KVBW in ausgewiesenen Fördergebieten eine Förderung für die Anstellung von Ärzten für einen Zeitraum von bis zu drei Jahren zur Verfügung.

Und was können die Gemeinden tun?

Wir bieten ein Service-Paket für die Kommunen. Gemeinsam mit den Verantwortlichen und den Niederlassungs-Experten der KVBW werden Strategien erarbeitet, um junge Ärzte für eine bestimmte Region zu gewinnen. Das umfasst auch die telemedizinische Versorgung, beispielsweise durch die Onlinesprechstunde „docdirekt“.

Immer wieder wird beklagt, die Kriegsflüchtlinge aus der Ukraine würden die Plätze in den Sprechstunden wegnehmen und dazu noch eine bessere Versorgung erhalten. Was ist dran?

Ukraine-Flüchtlinge sind bei uns gesetzlich versichert, haben damit auch keinen anderen Leistungskatalog als andere gesetzlich Versicherte. Im Übrigen weiß der Arzt gar nicht, ob es sich bei dem Patienten überhaupt um einen Flüchtling handelt. Daher gibt es keine „Sonderbehandlung“ gegenüber „normalen“ Kassenpatienten.