Mindestens 3,4 Millionen Menschen in Deutschland tragen Kontaktlinsen. Die Sehhilfen sind ein Fremdkörper im Auge, die das Risiko für teils schwere Infektionen der Hornhaut erhöhen. Foto: picture alliance / dpa-tmn/Franziska Gabbert

Augenkrankheiten werden immer häufiger. Denn es gibt zunehmend mehr Erreger wie Pilzen und Amöben, warnen Augenärzte. Insbesondere Kontaktlinsenträger haben ein erhöhtes Risiko und sollten einige Verhaltensregeln beachten.

Es fühlt sich an, als hätte sich ein Sandkorn zwischen Lid und Auge festgesetzt. Jedes Blinzeln verursacht Schmerzen. Mit diesen Symptomen reagiert das Auge vor allem auf Allergene oder Keime wie Bakterien, Pilze und Viren. Und die sind derzeit keine Seltenheit: „Diese Erreger kommen – womöglich auch bedingt durch klimatische Änderungen in unseren Breiten – zunehmend häufiger vor und können teils sehr schwere Infektionserkrankungen der Hornhaut und des Augeninneren auslösen, die eine monatelange Behandlung mit Augentropfen und Tabletten erfordern“, erklärt Gerd Geerling, Experte bei der Deutschen Ophthalmologischen Gesellschaft (DOG).

 

Kontaktlinsen verursachen winzige Verletzungen

Kontaktlinsenträger sind davon häufiger betroffen, denn der Tränenfilm unter der Linse wird nicht so häufig ausgetauscht wie bei einem Auge von Normalsichtigen. „Ein intakter Tränenfilm und ein dichter oberflächlicher Zellverband der Hornhaut halten die Keime jedoch vom Eindringen ins Auge ab“, sagt Gerd Geerling, der als Ärztlicher Direktor die Augenklinik an der Uniklinik Düsseldorf leitet. Wer nun Sehfehler – ob Kurzsichtigkeit, Weitsichtigkeit oder Hornhautverkrümmung – oder auch Narben mithilfe von Kontaktlinsen korrigiert, legt die runden Haftschalen auf genau diese schützende Schicht aus Tränenfilm und Hornhaut. Das kann zu mikroskopisch kleinen Verletzungen führen, die zum einen schmerzen und obendrein eine Eintrittspforte für Infektionserreger sind.

Niemals mit Leitungswasser reinigen

Grundsätzlich ist es daher wichtig, bei der Augenpflege auf eine gute Hygiene zu achten: Werden etwa Linsen länger als empfohlen getragen, gibt es ein höheres Infektionsrisiko. Die Hände sollten zudem vor dem Einsetzen und vor dem Herausnehmen stets gewaschen werden. Die Linsen selbst und auch die Reinigungsbehälter sollten dagegen nicht mit Leitungswasser in Berührung kommen. „Leitungswasser ist nicht steril, es enthält Mikroorganismen, Metallpartikel, Chlor und andere Stoffe“, erläutert Geerling. „Wer Haftschalen damit reinigt oder darin aufbewahrt, riskiert, dass sich Keime an der Linse festsetzen.“

Besser ist es, die Linsen täglich mit der vorgeschriebenen Reinigungs- und Aufbewahrungsflüssigkeit zu desinfizieren. Denn diese Mittel unterliegen einer Norm, nach der Hersteller sicherstellen müssen, dass die Zahl der Bakterien und Pilze reduziert wird. Zusätzlich rät Geerling zur manuellen Reinigung: „Dazu die Kontaktlinsen auf die gereinigte Handinnenfläche legen und einige Tropfen Reinigungsmittel sanft mit der Fingerspitze auf der Linse verreiben, danach die Linsen mit Kochsalzlösung abspülen.“ Ist eine Kontaktlinse beschädigt oder verschmutzt, sofort entsorgen.

Biofilm bildet sich in den Kontaktlinsenbehälter

Da sich auch im Kontaktlinsenaufbewahrungsgefäß Bakterien vermehren, sollte auch hier auf eine regelmäßige Reinigung geachtet werden. „Sie können dort einen Biofilm bilden, eine Art vom Erreger selbst hergestellten Schleim, eine richtige Bakterienfalle“, sagt Geerling. Am besten ist es, den Behälter mit der Desinfektionslösung auszuspülen und an der Luft trocknen zu lassen. Nach drei Monaten sollte das Gefäß gegen ein neues ausgetauscht werden.

Sogar bei Tageslinsen, die täglich weggeworfen und neu eingesetzt werden, ist die Infektionsgefahr erhöht. „Das gilt insbesondere für den Fall, dass sie länger als empfohlen getragen werden, zum Beispiel ununterbrochen durch die Nacht“, sagt Geerling. Vom Schwimmen mit Kontaktlinsen in natürlichen Gewässern rät der Experte ganz ab: „Damit reduziert man das Risiko für eine Infektion mit Akanthamöben, die eine schwerwiegende Hornhautentzündung hervorrufen können.“

Bei diesen Symptomen ist ein Arztbesuch notwendig

Zeigen sich allergische Reaktionen, Beschwerden wie Sehminderung, Sekretabsonderung, Rötung oder Schmerzen, sollten Betroffene einen Termin beim Augenarzt ausmachen. „Sie entscheiden auch, ob die Linsen weiterhin getragen werden können oder ob etwa bei einer Tropfbehandlung eine Kontaktlinsenkarenz einzuhalten ist“, so der DOG-Experte.