Werner Koczwara und Ernst Mantel auf der Außenbühne im Hof der Alten Seminarturnhalle in Nagold. Foto: Stadler

Werner Koczwara und Ernst Mantel räumen als "Vereinigtes Lachwerk Süd" bei ihrem Auftritt in Nagold mit Vorurteilen auf.

Nagold - Zum Abschluss der diesjährigen "Nagold Alive" Open-Air-Veranstaltungen begeisterten Werner Koczwara und Ernst Mantel als "Vereinigtes Lachwerk Süd" mit ihrem neuen Programm "The Bänd in the Länd" die zahlreichen Gäste im Hof der Alten Seminarturnhalle. Urkomische Coverversionen zu Welthits der Popgeschichte trafen dabei auf eine Hymne zu Ehren von Landesvater Winfried Kretschmann, eingebettet in Klassiker aus bisherigen Erfolgsprogrammen. Sprühender und vertonter schwäbischer Humor, gepaart mit spitzen und unerwarteten Pointen zogen das Publikum zu allerlei Themen in den Bann und sorgten für beste Unterhaltung, bei der kein Auge trocken blieb und die Lachmuskeln in Wallung kamen.

Beim Gipfeltreffen schwäbischen Humors mit Kabarettist Werner Koczwara, bekannt als Erfinder des juristischen Kabaretts und dem schwäbischen Liedermacher und Komödianten Ernst Mantel, zuletzt im Juni 2021 als "Ernst und Heinrich" in der Alten Seminarturnhalle, erlebten die zahlreichen Gäste im Hof ein Feuerwerk der guten Laune. Mit Gitarren begleitete "The Bänd in the Länd" ihre Songs und ließ Abba’s "Dancing Queen" mit der schwäbischen Variante "Du hasch en Fiehrerschein" den Besitzer des Lappens zum Depp vom Dienschd werden. Mit "Reiserechtsreform" wurde das Reiseverhalten der Deutschen ins Ausland mit nachträglicher Minderung des Reisepreises besungen.

Auch solistische Einlagen

Auch die Eigenkomposition über heutige "Helden", die in Stiefeln sterben, weil sich das Schuhwerk unterm Gaspedal verkeilt, fehlte ebenso wenig wie das Paradies für Frauen in Gestalt eines Mannes mit Bausparvertrag. Zwischendurch wechselten sich die Koczwara und Mantel, die auch als Solokünstler auf den Bühnen des Landes unterwegs sind, mit solistischen Einlagen ab.

Über weitergereichte Geburtstagsgeschenke

Unter der Rubrik Begegnung mit dem Alter philosophierte Ernst Mantel über drei Dinge, die sich im Laufe des Lebens verstärken. Das ist die Vergesslichkeit, Dinge verlegen oder verlieren und alles verwechseln. Schlimm, so Mantel, wenn alle drei aufeinandertreffen. So beispielsweise bei Geburtstagsgeschenken, die weitergereicht werden und im Laufe der Jahre auf dubiose Art und Weise zu einem zurückkehren.

Eine Minute und 30 für Winfried Kretschmann

Mit einem von Mantel geschriebenen Lied in der Corona-Pandemie und der damit verbundenen Lust auf "Kuschelrock" warnte er die Politik vor weiteren Lockdowns, um solche Kompositionen künftig zu vermeiden. Eine Minute und 30 Sekunden musste das Publikum eine Verneigung vor der grünen Lichtgestalt Winfried Kretschmann über sich ergehen lassen. Erholen konnten sich die Gäste im Hof der Seminarturnhalle vom Song über das "Urgestein Kretsche", der schwärzer als die CDU und politisch unkorrekt bezeichnet wurde, in der sich anschließenden Pause. Doch zuvor sangen Koczwara und Mantel "Kretschmann macht die Schwaben froh und die Bad‘ner ebenso."

Ein Reiseratgeber der speziellen Art

Aus dem Riesenwelthit von America "Horse with no Name" wurde in pragmatischem Schwäbisch ein Reiseratgeber der speziellen Art. Spätestens nach dem Song war jedem klar: Dosenwurst ist als Reiseproviant besser wie jede Frischkäsecrème – lalala. Aber sie sollte von einer Bio-Sau kommen und nicht von einem namenlosen Pferd. Spätzleteig für zwei Personen als Lobgesang auf ein regionales Lebensgut begegnete der Königin der Wurst, dem Gelüste erzeugenden "Schwarzwurschdring" – am Stück hinuntergeschlungen.

"Seitenbacher"-Werbung gruselt

Nach wie vor gruselt es den beiden Schwaben, wenn die Werbung von "Seitenbacher" im Radio erschallt. Die Bee Gees mussten mit ihrem "Tragody" für ein Klagelied eines enttäuschten Pädagogen bezüglich seiner Blauäugigkeit über seinen Lehrerjob herhalten. Die fragwürdige Methodik des Pauschalurteils wurde mit dem wenig nuancierten Lied „Du bist ein Arschloch“ besungen. Ein Lied, so Koczwara, das am richtigen Ort der richtigen Person gewidmet, befreiende Wirkung erzielt und in Nagold für reichlich Lacher sorgte. Gscheiter, schlonziger, schwäbischer Kartoffelsalat hat Klasse im Format und Genuss im Quadrat, so das Qualitätsurteil auf die Filmmelodie aus "A Star is Born".

Verabschiedung mit riesigem Applaus

Zu guter Letzt schlossen die beiden Schwaben mit einem schwäbischen Seemannslied auf den Shanty vom "Wellerman" eine Wissenslücke: Fischfang auf der Schwäbischen Alb führt zum Verdruss mangels Oktopus – deshalb, besser kein Trara, Fisch gibt’s bei Edeka und danach Party, bis das Dach sich lupft. Richtig hart wurde es beim "Engel" von Rammstein und der schwäbischen Botschaft: "Wer Arbeit schätzt auf Erden, muss von Geburt ein Schwabe werden". Den Schlusspunkt setzten Werner Koczwara und Ernst Mantel mit einem weniger charmanten Rauswurflied auf die Melodie von "Should old aquaintance be forgot", Damit forderten sie ihr Publikum auf, jetzt endlich zu gehen, um alle von hinten zu sehen. Mit riesigem Applaus für einen köstlich-unterhaltsamen Abend wurde das "Vereinigte Lachwerk Süd" aus Nagold verabschiedet.