Die Scorpions hat ihre Abschiedstour auch nach Stuttgart geführt. Foto: Deiner

Am Freitag haben sich die Scorpions bei 13.000 Fans in der Schleyerhalle verabschiedet. Fotos hier!  

Stuttgart - "The best is yet to come / I know, you know/ That we've only just begun!" Das Beste kommt noch, wird Klaus Meine auch an diesem Abend versprechen. Den Song "The Best Is Yet To Come" haben die Scorpions ins Zentrum ihres Auftritts in der Schleyerhelle gewuchtet. Wann das Beste kommt, verrät Meine nicht. Ob am Ende dieser Show, am Ende dieser Tournee, bei der die Hardrockveteranen aus Hannover auf fünf Kontinenten über 200 Konzerte geben werden, oder erst dann, wenn sich die Scorpions - wie angekündigt - nach dieser Tour auflösen werden.

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13.000 Fans wollen sich am Freitagabend in Stuttgart von den Scorpions verabschiedet. Einer Band, die seit 1965 Werbung für sogenannte deutsche Tugenden wie Robustheit, Fleiß und Hartnäckigkeit gemacht hat. Und kaum einer Band gefällt es so sehr, Rockklischees zu bedienen, wie den Scorpions.

Imposante Bühnenshow: Feuerwerk und Flammen

Das wird schon beim Opener "Sting In The Tail" überdimensional vorgeführt. Feuerwerkskörper explodieren, Flammenfontänen zucken empor, Suchscheinwerfer sausen nervös durch die Halle, Drummer James Kottack hämmert auf einem fünf Meter hohen Podest auf sein Schlagzeug ein, Matthias Jabs lässt seine Gitarre jaulen, Bassist Pavel Maciwoda schüttelt stolz sein Haar und Rudolf Schenker führt mit seiner Flying-V-Gitarre in vier Minuten sämtliche Posen vor, die die Rockgeschichte seit Elvis Presley hervorgebracht hat. Nur Klaus Meine, wie Schenker 61 Jahre alt, gibt sich zunächst zurückhaltend. Erst nach "Make It Real" kreischt er das erste Mal richtig: "Stuttgaaart" hallt es dann schrill durch die ausverkaufte Halle.

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Wer so lange wie die Scorpions im Rockgeschäft ist, weiß natürlich, wie ein gutes Rockkonzert funktioniert: Es muss schnell und laut zugehen. Man darf keine Zeit mit langen Ansagen verschwenden, die Fans nicht mit zu vielen neuen Songs nerven, sondern ihnen möglichst viele Klassiker um die Ohren hauen. Erste echte Großtat an diesem Abend ist dann auch "The Zoo" aus dem Jahr 1980, das die Scorpions so zupackend wie damals inszenieren. Von der Schwerfälligkeit und von den Selbstzitaten, die zuletzt viele Platten der Band prägten, ist nichts zu spüren. Auch nicht als Meine, der sich nun ebenfalls eine Gitarre umgehängt hat, mit Schenker, Jabs und Maciwoda bei "Coast To Coast" vorne an der weit in die Halle ragenden Rampe eine hübsche Riff-Choreografie aufführt.

"Wind of Change" gerät zu kitschig

Zwar gerät die akustische Version von "Send Me An Angel" fürchterlich holprig, die Wiedervereiniungsschmonzette "Wind Of Change" im Zugabenteil ist nach wie vor ein ziemlich unverdauliches Stück Kitsch, und Schlagzeugsoli sind auch im Jahr 2010 und trotz Videobegleitprogramm immer noch Zeitverschwendung.

Man wird die Scorpions vermissen

Doch wenn bei "We'll Burn The Sky" die ganze Halle einträchtig den "Oh Oh Oh"Chor übernimmt, wenn man sich bei den stürmischen Versionen von "Big City Nights" und "Blackout" an die Zeit der Schulfeten in den 1980ern und bei "Holiday" an die ersten zaghaften Klammerbluesversuche erinnert, merkt man doch, das man diese Band irgendwann einmal vermissen wird. Auch wenn man das vorher gar nicht wahrhaben wollte.

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Aber wie singt Klaus Meine so schön in der prallen Powerballade "The Best Is Yet To Come" im Herzen dieser Show: "How can we grow old / When the soundtrack of our lives is rock and roll?" Das Beste ist: Irgendwie geht es immer weiter. Bestimmt auch dann, wenn die Scorpions Geschichte sind.