Abschied in Loßburg (von links): Bürgermeister Christoph Enderle mit Claus Sieß, Erich Günter und Günter Muth. Foto: Frey

Mit einem feierlichen, bewegenden, aber auch humorvollen Festakt hat die Gemeinde Loßburg gleich drei Amtsleiter in den Ruhestand verabschiedet: Erich Günter, Günter Muth und Claus Sieß.

Mit einem feierlichen, bewegenden, aber auch humorvollen Festakt hat die Gemeinde Loßburg gleich drei Amtsleiter in den Ruhestand verabschiedet: Erich Günter, Günter Muth und Claus Sieß.

Loßburg. Die drei "Musketiere", die "Haudegen" und langjährigen "Gesichter der Gemeinde" Loßburg zeigten sich gerührt – über die vielen Gäste und den Respekt und die Wertschätzung, die immer wieder zum Ausdruck kamen. Überhaupt waren Respekt und Wertschätzung – gegenüber Mitarbeitern, Bürgern und Gemeinderäten – an diesem Abend häufig benutzte Worte, denn beides habe auch das Verhalten der ehemaligen Amtsleiter geprägt.

Grüße aus dem Kanzleramt

Zum feierlichen Empfang im Kinzighaus hatte Bürgermeister Christoph Enderle neben den drei "Ehemaligen" deren Familien, langjährige Wegbegleiter, aber auch Vertreter örtlicher Firmen, Banken und anderer Einrichtungen eingeladen. Neben dem offiziellen Teil blieb auch Zeit für Geselligkeit.

In seiner Rede beschrieb Enderle den Werdegang, die Leistungen, einige der realisierten Projekte, aber auch die jeweiligen Besonderheiten seiner langjährigen Amtsleiter. Er selbst hatte wohl auch Bundeskanzlerin Angela Merkel über das Ausscheiden des Trios informiert. Und Merkel hatte es sich nicht nehmen lassen, jedem eine Grußkarte mit persönlichen Worten zu schicken, die Enderle an diesem Abend verlas.

Erich Günter leitete 25 Jahre lang das Bauamt – und selbst seine 71 Lebensjahre hielten ihn nicht davon ab, bis heute ein Auge auf die baulichen Belange zu werfen, betonte Enderle. Als Chefplaner für Hotels, Scheunen, Mehrfamilienhäuser oder auch Regenüberlaufbecken habe Günter kein Architekt oder Bauingenieur etwas vorgemacht. Seine fachliche Expertise habe der Gemeinde allein beim Bau des Kinderhauses Mehrkosten von 300 000 Euro erspart, die ein Geologe für ein Gutachten berechnen wollte. Als Unterhändler seiner Gemeinde für den kommunalen Flächenerwerb habe Günter häufig in Wohnzimmern und Wirtsstuben gesessen, und dank seiner Bodenständigkeit und seiner Schlitzohrigkeit seien die Verhandlungen meist erfolgreich gewesen.

Mit Skilehrerqualitäten

Günter ist gebürtiger "Obertäler" und bewirtschaftet dort heute noch Berghänge. Sein Herz gehört der Natur, er wandert gerne in den Bergen und ist begeisterter Skifahrer. Als Skilehrer habe er wohl zahllosen Mitarbeitern der Gemeinde Loßburg das Skifahren beigebracht und legendäre Ausfahrten organisiert, so Enderle. In Erinnerung werde er als "der Schickhardt von Loßburg" oder "Bob der Baumeister" bleiben.

Als Vertreter des Gemeinderats bescheinigte auch Werner Faulhaber dem ehemaligen Bauamtsleiter ein "unheimliches Fachwissen, gesunden Menschenverstand, Pragmatismus und Heiterkeit". Schömbergs Ortsvorsteher Kurt Winter hätte Günter gerne zum Ehrenbürger Schömbergs ernannt, was aber bei einem "Obertäler" leider nicht möglich sei. Er sprach vom einem "traurigen Tag im Rathaus", da gleich drei Amtsleiter ausscheiden. "Dieser Generationenwechsel wird Spuren hinterlassen", ist sich Winter sicher.

Der ehemalige Kämmerer Günter Muth blickt auf 50 Berufsjahre, davon 43 Jahre in Loßburg, zurück. Zunächst als Stellvertreter, seit 2008 als Chef der Finanzabteilung war er als Kämmerer gleich mit der weltweiten Finanzkrise konfrontiert. Aber mit seiner ruhigen Hand und einem tollen Team habe Muth auch diese Krise gemeistert, betonte Enderle. Über viele Jahre sei Muth auch für die Grundstücksgeschäfte und für die vielen Stiftungen in der Gemeinde verantwortlich gewesen – und habe sich durch immenses Fachwissen ausgezeichnet.

Begnadeter Sänger

Ganz besonders beeindruckt zeigte sich Enderle von der Ruhe, der Gelassenheit und der eindrücklichen Präsenz seines langjährigen Finanzchefs. Oft habe es schon genügt, eine hitzige Diskussion in ruhigere Bahnen zu lenken, wenn Muth sich zu seiner vollen Größe von 1,93 Metern erhoben habe und dem Streitlustigen in ruhigem Ton einen Platz angeboten habe.

Unzählige Feste, Personalfeiern und Ausflüge hätten ein weiteres Talent von Günter Muth zu Tage gebracht. Als begnadeter Sänger und erfahrener Gitarrespieler habe er jeden Anlass musikalisch aufgewertet. Was der Verwaltung fehlen wird, wurde klar, als Muth spontan zur Gitarre griff und den selbst getexteten Song "Uffem Rathaus, do wird gschafft" vortrug. Mit Standing Ovations verabschiedeten ihn die Loßburger.

"Wengerter" kann zuhören

Claus Sieß, ehemaliger Leiter des Haupt- und Personalamts, hatte sich als jüngster der drei Ehemaligen aus dem aktiven Dienst zurückgezogen. Ein Grund war sicher auch die lange Anfahrt von Wurmlingen nach Loßburg, die Sieß über drei Jahrzehnte zu bewältigen hatte. Aber auch den Beginn seines Ruhestands hatte sich Sieß anders vorgestellt. Eine Corona-Erkrankung mit stark eingeschränkter Lungenfunktion hatte ihn schwer erwischt. Um so größer war die Freude, dass Sieß an der Abschiedsfeier teilnehmen konnte.

Sieß war zunächst im Finanzwesen der Gemeinde Betzweiler-Wälde beschäftigt, bevor er 2007 die Leitung der Personalverwaltung der Gemeinde Loßburg übernahm und 2009 zum Haupt-und Personalamtsleiter ernannt wurde. Sein besonderes Engagement galt laut Enderle den Kleinsten in der Gemeinde – Kindergärten und Schulen, eben allem, was pädagogisch zu betreuen war. Die Infrastruktur, die Loßburg heute in diesem Bereich vorzuweisen habe, gelte als vorbildlich, so der Bürgermeister.

Als Personalchef habe Sieß zudem über eine heute selten gewordene Fähigkeit verfügt, bescheinigte ihm Martina Schmider vom Personalrat: "Er konnte zuhören." Als "Wengerter" und Vorsitzender des Weinbauernverbands ist Sieß Geselligkeit wichtig. Die Besuche in seiner Besenwirtschaft und die Anekdoten seiner Mutter blieben unvergessen, betonte Enderle – und müssten trotz Ausscheiden aus dem Amt nicht zwangsläufig enden.

Bauhofleiter Johannes Harzer hatte genau 60 Sekunden, um seine Laudatio auf seinen ehemaligen Chef Erich Günter zu halten und Geschenke zu übergeben. Ein bisschen mehr Zeit nahm sich Irene Saier, langjährige Mitarbeiterin von Günter Muth, die bewegende Worte zum Abschied aller drei Ehemaligen fand. Sie verband damit auch ihren Wunsch an die Nachfolger, die Wertschätzung, die Menschlichkeit und den Respekt, den die drei vorgelebt hätten, auch in Zukunft im Rathaus hochzuhalten.

Auch die drei Geehrten nutzen die Gelegenheit, für die gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit im Rathaus, in den Gremien und mit den Bürgern zu danken. Musikalisch umrahmt wurde der Festakt am Klavier von Lukas Enderle, ebenfalls ein Schüler von "Skilehrer Erich Günter", und dem Frauenchor No Limits, der den ersten Auftritt seit fast eineinhalb Jahren souverän bewältigte.