Kindertrauerberaterin Uli Wolf hat viele Ideen zum Thema Trauer. Eine schöne Idee sind die von Ehrenamtlichen individuell gestalteten Teddybären für trauernde Kinder. Foto: Siegmeier

Abschied und Tod in Rottweil. Ulrike Wolf ist Kindertrauerberaterin. Trauer hinter verschlossenen Türen ungünstig.

Rottweil - Mit seinen vielen Gedenk- und Feiertagen wird der November häufig auch als Trauermonat bezeichnet. Dass Trauer ganz unterschiedliche Facetten haben kann und sehr individuell ist, davon erzählen die Interviewpartner in unserer Serie.

Seit vielen Jahren begleitet die Kindertrauerberaterin Uli Wolf Kinder und Familien in der schweren Zeit des Abschiednehmens und der Trauer.

Die Leiterin der Begleitungsstelle "Unter dem Regenbogen" kennt sich bestens aus mit dem Thema, kam sie doch einst über ein persönliches Erlebnis selbst zu dieser Aufgabe. Und auch wenn der Tod bei ihr zum Alltag gehört, hat er doch immer wieder andere Facetten.

Schwierige Abschiede

"In diesem Jahr hatten wir sehr schwierige Abschiede, zeitweise auch keine Abschiede. Das waren echte Herausforderungen für die Familien", berichtet sie. Durch die besonderen Umstände, bedingt durch die Coronaverordnungen, hätten teilweise nur fünf Personen zur Beerdigung kommen dürfen. "Das ist bei einer Familie mit sieben Kindern und Partnern sehr schwierig", sagt sie.

Auch sie sei heuer mit ganz neuen Herausforderungen konfrontiert worden. "Diese Umstände sind katastrophal für den Trauerprozess und für die Familien", betont sie und ist froh, dass die Regelungen zumindest für Beerdigungen wieder gelockert wurden. Auch Abschiede im Krankenhaus seien zeitweise unmöglich gewesen.

"Dabei ist der Abschied für das sprichwörtliche Begreifen unendlich wichtig", betont Uli Wolf, die deswegen rät, sich Hilfe zu holen und nach den besten Möglichkeiten zu suchen.

"Vor lauter Wünschen, dass ein geliebter Mensch doch noch da ist, können wir nämlich ganz abstruse Gedankengänge haben", erklärt die Expertin. Und das sollte man möglichst vermeiden.

"Auf den Friedhof kann man immer, der ist ja nicht gesperrt"

Trauer hinter verschlossenen Türen sei ein ungünstiger Weg. Uli Wolf zeigt einige Möglichkeiten auf, wie ein Abschied trotz Einschränkungen möglich sein kann. "Auf den Friedhof kann man immer, der ist ja nicht gesperrt", betont sie. Will heißen: Wenn man als Arbeitskollege, Freund oder Nachbar nicht zur Beerdigung gehen kann, da nur eine beschränkte Personenzahl zugelassen ist, so könne man ja anschließend ans Grab gehen und Abschied nehmen.

"Man muss den Tod realisieren können und nicht nur davon hören", weiß Wolf. Den Angehörigen dann im Anschluss mitzuteilen "ich war am Grab", brauche zwar etwas Mut, gebe ihnen aber das Gefühl, in ihrer Trauer nicht allein zu sein, erklärt Wolf.

Auch für Kinder ist es wichtig, einen Ort für ihre Trauer zu haben. "Wenn die Mama im Krankenhaus gestorben ist, dann ist es für Kinder gut zu sehen, wie sie friedlich im Sarg liegt. Das kann auch ein Trauma mildern", weiß die Trauerbegleiterin.

"Die Mama ist jetzt ein Engel" – diesen Satz habe sie nach einem solchen Abschied schon von vielen Kindern gehört. Und wenn dies nicht möglich ist, dann gehe es darum, Rituale und andere Formen des Abschiednehmens zu finden.

Wertvolle Zeit

"Deswegen ist es gut und wichtig, dass sich Familien am besten immer vor der Beerdigung melden", rät Ulrike Wolf. Gemeinsam den Sarg zu bemalen oder zu gestalten, beispielsweise mit Schmetterlingen als Auferstehungssymbol oder ganz eigenen Motiven, sei ebenfalls eine schöne Möglichkeit, Abschied zu nehmen.

"Das ist eine ganz besondere Atmosphäre und eine sehr wertvolle gemeinsame Zeit", weiß Uli Wolf. "Zu versuchen, miteinander den Abschied zu gestalten ist Gold wert."

Ideen hat Uli Wolf viele: "Es gibt einen ganzen Strauß an Möglichkeiten. Man muss immer schauen, was zur jeweiligen Familie passt und was machbar ist", sagt sie. Diese Abschiede seien sehr persönlich und würden viel Angst nehmen, betont die Trauerbegleiterin.