Eingerahmt und mit den Unterschriften der Bürgermeister hängt die Urkunde auch nach 60 Jahren noch im Rathaus. Foto: Stadtverwaltung

Freudenstadt und Courbevoie blicken auf sechs Jahrzehnte Städtepartnerschaft zurück. Doch was steht eigentlich in der Freundschaftsurkunde, die vor mehr als 60 Jahren unterzeichnet wurde? Und welche Bedeutung haben diese Worte heute noch?

Freudenstadt und Courbevoie blicken auf sechs Jahrzehnte Städtepartnerschaft zurück. Doch was steht eigentlich in der Freundschaftsurkunde, die vor mehr als 60 Jahren unterzeichnet wurde? Und welche Bedeutung haben diese Worte heute noch?

Freudenstadt. Der 1. Oktober ist für Freudenstadt ein besonderes Datum. 1961 – also vor genau 60 Jahren – wurde an diesem Tag das Fundament für die Städtepartnerschaft mit Courbevoie gelegt: Die Bürgermeister Walter Bärlin (Freudenstadt) und Charles Deprez (Courbevoie) unterzeichneten den Freundschaftsbund im großen Sitzungssaal des Freudenstädter Rathauses, der mit der französischen Trikolore und der Flagge Deutschlands geschmückt war. "Der Tag, den wir seit langem herbeigewünscht haben, ist nunmehr gekommen", sagte Bärlin damals. "Wir Freudenstädter sind glücklich."

Und auch heute blickt man bei der Stadt noch immer gerne auf diesen Tag zurück: "Es wurde der Grundstein für eine tolle Freundschaft gelegt, die auch in Zukunft anhalten soll", betont Pressesprecher Marco Gauger. Es handle sich nicht nur um eine der ersten deutsch-französischen Partnerschaften nach der Versöhnung beider Länder, sondern auch um die einzige Städtefreundschaft Freudenstadts, die mit einer Urkunde besiegelt wurde. Das historische Dokuments steht mittlerweile eingerahmt im Saal Courbevoie im Freudenstädter Rathaus – und befindet sich noch immer im Originalzustand.

Doch ist der Inhalt heute überhaupt noch zeitgemäß? "In der Sprache würde man es wohl anders formulieren, aber die Botschaft ist noch immer die gleiche – nämlich das Versprechen, die Freundschaft zu pflegen", sagt Gauger.

Neuanfang zwölf Jahre nach der Zerstörung

Die gemeinsame Geschichte von Freudenstadt und Courbevoie führt bis in das Jahr 1957 zurück – und das, obwohl die Franzosen nur zwölf Jahre zuvor Freudenstadt noch in Schutt und Asche gelegt hatten.

Der Kontakt entstand durch die Internationale Bürgermeisterunion für deutsch-französische Verständigung. Im Vordergrund stand die Verbundenheit durch die traumatisierenden Kriegserlebnisse der Bürgermeister Deprez und Bärlin. Bereits 1958 veranstalteten die beiden Städte einen Schüleraustausch, der auch heute noch regelmäßig stattfindet.

Die ersten Begegnungen standen ganz im Zeichen der europäischen Annäherung, weshalb auch in der Freundschaftsurkunde von der Vision einer "glücklichen Zukunft in einem geeinten Europa" zu lesen ist (siehe Info). Freudenstadt und Courbevoie, so Gauger, würden diesen Gedanken bis heute verkörpern. Das wurde auch vom Europarat erkannt: Für ihre partnerschaftliche Verbundenheit im Sinne des Europagedankens wurden die Städte mit der Ehrenfahne ausgezeichnet. "Städtepartnerschaften verkörpern eine gelebte europäische Freundschaft", sagt Gauger. "Der gesellschaftliche Austausch der Länder wird mit Leben gefüllt."

Botschaft soll weitergereicht werden

Seit der Unterzeichnung der Freundschaftsurkunde vor 60 Jahren stehen daher gegenseitige Besuche im Vordergrund. Neben dem Schüleraustausch findet auch regelmäßig ein Sport-Städtewettkampf zur Pflege der Freundschaft statt. "Die Botschaft soll von Generation zu Generation so früh wie möglich weitergereicht werden", sagt Gauger. Ziel sei es, mit der Partnerschaft verschiedene Altersgruppen anzusprechen.

Gegensätze machen den Austausch spannend

Das zum 60-jährigen Bestehen der Partnerschaft am 1. Oktober veranstaltete eSports-Turnier (wir berichteten), an dem Spieler aus beiden Ländern teilnahmen, war dabei nur ein kleiner Vorgeschmack auf das Fest, das im kommenden Jahr folgen soll.

Trotz aller Unterschiede können Freudenstadt und Courbevoie auf sechs Jahrzehnte Partnerschaft zurückblicken. Das Erfolgsrezept? "Gerade die Gegensätze machen den Austausch so spannend", meint Gauger. "Und man findet auch immer wieder Gemeinsamkeiten."

Mit den folgenden Sätzen in der Urkunde wurde die Freundschaft 1961 besiegelt: "Auf Grund der Beschlüsse der Gemeinderäte beider Städte und in der Gewissheit, dem Willen und Wohle der Bürgerschaft zu entsprechen, bekräftigen die gesetzlichen und in freier Wahl ihrer Mitbürger gewählten Vertreter dieser Städte, im Geiste der Freiheit und Freundschaft durch die Pflege enger und persönlicher Verbindungen zwischen unseren Bürgern und unserer Jugend einer friedlichen Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland zu dienen und damit zur Sicherung einer glücklichen Zukunft in einem geeinten Europa beizutragen. Dies beurkunden anlässlich eines Besuchs der Vertreter der Stadt Courbevoie in Freudenstadt im Schwarzwald am 1. Oktober 1961 der Bürgermeister der Stadt Courbevoie Deprez und der Bürgermeister der Stadt Freudenstadt Bärlin."