Die Städtische Musikschule Nagold feiert in diesem Jahr ihren 50. Geburtstag. Den Auftakt zu einer Veranstaltungsreihe machte das Neujahrskonzert in der Stadthalle.
Immens groß war das Publikumsinteresse. Die Besucher - darunter mehrere Vertreter der Stadt Nagold und der städtischen Bildungsstätten - besetzten sämtliche vorhandenen Plätze.
Auf der Bühne präsentierten sich drei große instrumentale Ensembles, die im Rahmen der Kooperation zwischen der Musikschule, dem OHG und der Lembergschule ein sehr attraktives Programm zusammenstellten.
Den Anfang machte die ganze junge Streichergruppe „Jolly Strings“ unter der Leitung von Antje Ruf und Judith Rentschler. Adrett und einheitlich angezogen, sorgten die über 30 Grundschüler der Lembergschule wegen ihrer fehlerlosen und kessen Darbietung der „Space Suite“ von Kathy und David Blackwell für allgemeine Verzückung. Die Dirigentin Ruf hielt die unbändige Freude unter liebevoller Kontrolle und die Kids freuten sich sehr über den reichlichen Applaus.
Das Jugendorchester wird mit Begeisterungsrufen belohnt
Aus den weiter fortgeschrittenen Instrumentalisten formierten Ashley Pöndl und Christine Wald unlängst das Nagolder Jugendorchester. Die musizierenden Teenager fühlten sich sichtlich wohl in einer bunten Melange aus der Barockzeit und der Gegenwart, meisterten glatt alle Hürden ihres anspruchsvollen, in raschen Tempi gehaltenen Programms und füllten die Musik mit jugendlicher Lebendigkeit. Judith Rentschler begleitete beide jungen Ensembles auf dem Klavier und das Publikum quittierte jeden Beitrag mit Begeisterungsrufen.
Kammerorchester präsentiert „Die Moldau“
Den Löwenanteil des Konzertprogramms bestritt das Nagolder Kammerorchester (NKO) unter wachsamer Hand des Musikschulleiters Christian Pöndl. Die generationenübergreifende Formation aus Schülern, Musikschulpädagogen und Absolventen breitete in „Die Moldau“ von Bedřich Smetana und „Hochzeitstag auf Troldhaugen“ von Edvard Grieg ein farbiges symphonisches Klangspektrum aus, wobei die starke Ausdruckskraft emotionale Tiefe der Musik hervorbrachte und ihre folkloristische Merkmale unterstrich.
Neben den rein symphonischen Werken bekamen die Zuhörer mehrere solistische Darbietungen in orchestraler Begleitung zu hören, wo der künstlerische Mittelsmann Pöndl zwischen den Parteien wirkungsvoll vermittelte und für ein optimal ausgeglichenes Klangbild sorgte.
Junge Solisten
In dem Allegro appassionato von Camille Saint-Saëns fielen die Klangzartheit sowie technische Gewandtheit der Cellistin Luise-Josefine Gneiting auf und Dominik Dörrenbächer imponierte in den virtuosen Thema-Variationen von Gioacchino Rossini mit halsbrecherischen Passagen und Intervallsprüngen durch den ganzen Tonumfang seiner Klarinette.
Die Preisträgerinnen des Bundeswettbewerbs „Jugend musiziert“ Anna Keller und Marie-Josefine Lißek trugen das Andante et Rondo von Franz Doppler mit elfenhafter Leichtigkeit vor, die dritte junge Dame von dem preisgekrönten Querflötentrio Yonka Mierendorf trällerte gefühlvoll, schier wie ein Singvogel den langsamen Satz aus einem Piccolo-Konzert von Antonio Vivaldi.
Als letzter Solist des Abends trat Johannes Pridzun mit dem Kopfsatz aus dem Violinkonzert e-moll von Felix Mendelssohn-Bartholdy vor. Seine heranreifende Darbietung beeindruckte das Publikum sehr durch zarte Klanggebung und technische Fertigkeit.
Auch in diesem romantischen Werk erwies sich das Orchester unter seinem Chef Pöndl als ein aufmerksamer und flexibler Begleiter und bestätigte seine musikalischen Vorzüge zum Konzertschluss in dem temperamentvollen Danzón Nr.2, von Arturo Márquez.
Pöndl bedankte sich bei seiner Mannschaft für ihre Superleistungen und bei dem Publikum für den ohrenbetäubenden Schlussapplaus, dann holte er die verschobene Verabschiedung der langjährigen Orchestermitglieder Hanna Callies und Janos Wieland nach. Als Zugabe wiederholte das Orchester ein Teil von dem mexikanischen Reißer Dánzon.
Information
Die Musikschule wurde 1974, zur Amtszeit von Bürgermeister Joachim Schultis ins Leben gerufen. Mito Bernd Schmid leitete die Schule bis 1992, dann übernahm Florian Hummel diesen Posten. In demselben Jahr gewann Rainer Prewo die Oberbürgermeisterwahl. 1994 schenkte Rolf Hinderer der Musikschule das Gebäude am Glockenrain 2, der Einzug in renovierte Räumlichkeiten erfolgte 1997. 2008 übernahm Jürgen Großmann das Oberbürgermeisteramt. 2019 trat Florian Hummel in den Ruhestand, zu seinem Nachfolger ernannte der Gemeinderat Christian Pöndl. Die Zusammenarbeit zwischen der Stadt und der Musikschule gestaltet sich also seit 50 Jahren unter drei Bürgermeistern und drei Schulleitern lobenswert effektiv und harmonisch.