321 082 Euro Defizit bringt die Waldwirtschaft 2020, diese müssen ausgeglichen werden.Foto: Strohmeier Foto: Schwarzwälder Bote

Waldbericht: Borkenkäfer und Frühjahrsstürme belasten Bilanz / Fällung der Eschen im Wittmanstal

Galt der Wald früher bei den Gemeinden als "Notgroschen", musste sich Bad Dürrheim schon lange von dieser Vorstellung verabschieden. In 2020 betrug der Verlust 321 082 Euro. Weitaus höher, als geplant. Es gibt allerdings auch einige Gründe dafür.

Bad Dürrheim. Für das Waldwirtschaftsjahr 2020 prognostizierten Virginia Lorek und Matthias Berger im Vorfeld bereits ein Defizit von 177 436 Euro. Mit 321 082 Euro fiel es somit nochmals rund 144 000 Euro höher aus als erwartet. Schuld waren neben der Holzschwemme durch Borkenkäferholz die Frühjahrsstürme, allen voran Sabine, die die Bäume im Wald fallen ließen. Aktuell sind die Bauholzpreise wieder stark am Steigen, und der kalte April hatte insofern gewisse Vorteile, dass der Borkenkäfer nicht ganz so aktiv war.

Regen fehlt

"Letztes Jahr um die Zeit waren wir im Katastrophenmodus", erinnerte Virginia Lorek im Rückblick. Der April war warm und trocken, der Borkenkäfer schwärmte bereits und es galt, das gefallene Sturmholz aufzuarbeiten. Die kühle Witterung in diesem Jahr mache sich bemerkbar. Jedoch: Der Regen fehlt nach wie vor. Wurde das geschlagene Holz im vergangenen Jahr vor allem ins Nasslager gelegt, so wird dies in absehbarer Zeit leer sein. Beregnet wurde dies minimal, führte Matthias Berger auf Nachfrage von Christof Trütken aus, das Wasser kam aus der Kötach, nachts wurde das Wasser abgeschalten und tagsüber fand eine Intervallberegnung statt. Es werde mit dem minimalsten Wasserverbrauch gearbeitet. Die Preistendenz beim Holz zeigt nach oben. Berger und Lorek erklärten hierbei, dass das Holz aus Bad Dürrheim nicht exportiert, sondern bei regionalen Kunden verarbeitet werde.

Eine Fläche bei Oberbaldingen steht in den kommenden zehn bis 15 Jahren besonders im Fokus, es handelt sich um zehn Hektar am Mostelgraben. Auf diesen stehen momentan Fichten, die jedoch nicht zu dem Standort passen. Mittelfristig soll das Gebiet umgebaut werden, was einen gewissen Aufwand an Pflanzung bedeuten wird. Die Kosten werden sich voraussichtlich auf rund 28 000 Euro belaufen, dafür ergeben sich rund 128 000 Ökopunkte.

Gespräche mit Jagdpächter

Die Verjüngung war dann im Waldsachstandsbericht ein weiteres Thema. Nach Angaben von Lorek gibt es Jagdreviere, in denen der Wildverbiss sehr hoch ist und es mit der natürlichen Verjüngung nicht gut aussieht. Man habe mit den Jagdpächtern gesprochen. Hier wies Lorek darauf hin, dass es bei der Neuverpachtung, die bald anstehe auch die Möglichkeit gebe, den alten Jagdpächter nicht mehr zu berücksichtigen. Denn teilweise würden die waldbaulichen Ziele nicht erreicht, und man müsse so von Hand nachpflanzen, was die teuerste Variante darstelle.

Was die Zahlen betrifft, so kostete die Holzernte 241 069 Euro, denen Einnahmen von 128 406 Euro gegenüberstehen, geschlagen wurden 6709 Festmeter Holz, die ins bereits genannte Nasslager gingen, aber erst 2021 verkauft wurden und werden. Das bedeutet, dass man zwar die Kosten, aber keinen Umsatz gegenbuchen konnte, dieser wird erst in der Abrechnung 2021 erfasst. Dies war unter anderem ein Faktor, der das finanzielle Defizit 2020 so explodieren ließ. Hierin enthalten ist dann auch noch der erhöhte Einschlag durch Borkenkäfer und die Frühjahrsstürme. Vor allem die Aufarbeitung des Sturmholzes koste verhältnismäßig viel, da die Bäume teilweise einzeln aus dem Wald herausgeholt werden müssen. Die Lohnkosten für die Waldarbeiter belaufen sich auf rund 210 000 Euro.

Kulturkosten verbuchten die Förster 33 960 Euro, dafür gab es 4725 gepflanzte Bäume und Sträucher und Kulturerhalt auf 10,5 Hektar.

Von größtem Interesse für die Gemeinderäte war natürlich die Frage, welche Entwicklung die Förster für den Borkenkäfer in diesem Jahr vorhersagen. Grundsätzlich, so erklärte Matthias Berger, habe man einen hohen Anfangsbestand, es gab seinen Angaben zufolge in diesem Jahr schon Bäume, die man umsägte, die waren "rappelvoll mit Jungkäfern". Die aktuell kalten Nächte hält sie noch in ihrem Flug zurück. "Entscheidend wird, wie viel Wasser die Fichten haben, um Harz zu bilden."

Ein Punkt war der Verbiss, Klaus Götz zeigte sich beeindruckt von den Bildern, die gezeigt wurden. Seine Frage, ob es schwierig sei, neue Jagdpächter zu finden, beantwortete Bürgermeister Jonathan Berggötz, der diese Frage mit Lorek und Berger auch schon erörtert hatte: Man finde durchaus neue Pächter.

Eschen im Wittmanstal

Auskunft gab es noch zum Thema Wildschweine. Auf der Ostbaar wurden diese augenscheinlich weniger, auch aufgrund der intensiven Bejagung, dafür nehmen sie im Wittmanstal zu, so die Beobachtung der Förster. Was verwundert, denn dort gibt es so gut wie keine Buchen und Eichen, von deren Samen sie sich ernähren. Was das Wittmanstal betrifft, so werden die Waldarbeiter in diesem Jahr noch einiges zu tun haben, da sich dort viele Eschen befinden, an denen das Triebsterben beobachtet werde.