Wenn am 28. September der Autor, Journalist und Jurist Heribert Prantl in der Neuen Tonhalle „Denkanstöße zu Menschenrechten und Humanität“ gibt, so geschieht das vor dem Hintergrund von 25 Jahren Refugio VS.
Das Psychosoziale Zentrum für traumatisierte Flüchtlingen hat den ehemaligen Ressortleiter der Süddeutschen Zeitung anlässlich des Jubiläums eingeladen.
Prantl spricht unter dem Titel „Utopie & Hoffnung im Meer der Gleichgültigkeit“ und nimmt hernach Teil an der Podiumsdiskussion, für die Refugio auch die Sigmaringer Landrätin Stefanie Bürkle sowie die Landessprecherin der Grünen Jugend, Aya Krkoutli, gewann. Auch Refugio-Geschäftsführerin Astrid Sterzel und der Psychotherapeut Manfred Kiewald werden im Podium sitzen. Als Moderatorin wirkt Esther Kuhn-Luz, einst Pfarrerin in Schwenningen.
Viele Kriege
25 Jahre im Dienste traumatisierter Flüchtlinge blicken Sterzel und Kiewald auf eine Zeit des stetigen Wandels zurück, wie sie im Gespräch mit unserer Redaktion anmerken. Seit der Gründung von Refugio VS anlässlich des Balkankrieges habe sich ein „offenes Europa“ mit Beginn des 21. Jahrhunderts allmählich ins Gegenteil verkehrt. Die Ursachen liegen in Kriegen wie in Afghanistan, Syrien und der Ukraine sowie im „Rechtsruck“ Europas. Nicht von ungefähr habe die Landrätin von Sigmaringen dem Veranstalter, also Refugio, daher die Anforderung eines Polizeiaufgebotes für den 28. September empfohlen, sagt Astrid Sterzel.
Lage verschlechtert
Zuletzt noch einmal drastisch verschlechtert haben sich für die Flüchtlinge ferner die Auswirkungen einer Asylpolitik, die Haftlager an den europäischen Außengrenzen einrichtet, wo in Schnellverfahren ein Screening bezüglich einer Traumatisierung der Geflüchteten unmöglich ist, die legale Fluchtwege versperrt, Verträge nicht umsetzt und Gelder kürzt. Nur kurzfristig wurde mit Ausbruch des Ukrainekriegs der Jahreszuschuss des Bundes für Refugio um 100 000 Euro erhöht, um ihn bereits ein Jahr später wieder auf 40 000 Euro zurückzufahren. Und das ungeachtet der Tatsache, dass immer mehr Flüchtlinge, darunter eine exponentiell wachsende Zahl von unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen, psychotherapeutisch zu versorgen seien.
„Wir sind frustriert“
„Wir sind frustriert“, so Manfred Kiewald. Die sieben Fachkräfte bei Refugio kümmern sich unter anderem um Mädchen aus Afrika, die vor Zwangsprostitution flohen, um Menschen aus dem Iran, die gefoltert wurden, um in der Türkei vergewaltigten Kurdinnen und junge Afghanen, die in ihrem Heimatland von den Taliban zum Kämpfen gezwungen wurden.
Die aktuelle Reform des EU-Asylsystems laufe auf eine Abschaffung des Rechts auf Asyl hinaus. „Wir treten der Politik auf die Füße“, macht Astrid Sterzel dazu die Haltung Refugios und seinem Dachverband BAfF (bundesweite Arbeitsgemeinschaft der psychosozialen Zentren für Flüchtlinge und Folteropfer) deutlich.
Spenden stabil
Zum Schluss noch etwas Erfreuliches: In 25 Jahren stabil geblieben sei die Spendenbereitschaft der Bürger aus dem Versorgungsgebiet von sieben Landkreisen, „ohne die wir unsere Arbeit definitiv nicht leisten könnten“, sagt Astrid Sterzel.
Der Vortragsabend
Heribert Prantl referiert am Donnerstag, 28. September, 20 Uhr, im Foyer der Neuen Tonhalle. Einlass ist um 19 Uhr mit der Möglichkeit, Fragen an den Referenten für die anschließende Podiumsdiskussion zu formulieren. Der Eintritt kostet 15 Euro (ermäßigt zehn Euro). Karten über www.villingen-schwenningen.de/tickets oder Telefon 07721/82 25 25.