Zum Abschied erhielt Schwanaus Bürgermeister Wolfgang Brucker (links) von mehreren Rednern nicht nur Dankesworte, sondern auch Geschenke. Hier überreicht Martin Herrenknecht Brucker und seiner Frau eine Miniatur-Tunnelbohrmaschine. Foto: Lehmann

Nach 23 Jahren im Amt ist Wolfgang Brucker als Bürgermeister von Schwanau verabschiedet worden. Gäste aus Politik, Wirtschaft und Kirche nutzten am Samstagabend in Ottenheim die Gelegenheit, um Brucker "auf Wiedersehen" zu sagen.

Geprägt von Worten des Dankes und der Anerkennung war die Verabschiedung von Bürgermeister Wolfgang Brucker in der Rheinauenhalle in Ottenheim. Rund 200 Gäste waren zur Verabschiedung gekommen. Zahlreiche Weggefährten stießen nach der rund zweistündigen offiziellen Verabschiedung auf die gemeinsame Zeit an, und übergaben die besten Wünsche für die Zukunft. Umrahmt wurde der Abend von einer Abordnung des Musikvereins Ottenheim.

Bürgermeisterstellvertreter Patrick Fertig eröffnete die Ansprachen. Er blickte auf rund 300 Gemeinderatssitzungen zurück und einen Bürgermeister, der sich stets dafür eingesetzt hat, dass sich Schwanau weiterentwickelt. Nicht zuletzt wuchs die Gemeinde in der Amtszeit Bruckers von 6500 Einwohner auf 7200 Einwohner und wurde zu einer Gemeinde, die "bürger- und unternehmensfreundlich ist". Brucker selbst attestierte er, ein "echter Bürgermeister" gewesen zu sein, der immer bürgernah war.

Landtagsabgeordnete und Justizministerin Marion Gentges freute sich über den Erfolg Bruckers, zum Direktor des Regionalverbands Südlicher Oberrhein gewählt worden zu sein, bedauerte jedoch, ihn als Bürgermeister und CDU-Kreistagsvorsitzenden ziehen lassen zu müssen. Brucker habe sein Handeln immer zum Wohl der Bürger und der Gemeinde verschrieben. "Schwanau ist lebens- und liebenswert" resümierte die Parteikollegin Bruckers.

Landrat Frank Scherer zollte Brucker Respekt und Anerkennung für sein kommunalpolitisches Engagement. Dabei sei die Verabschiedung keine übliche, wie sonst in den Ruhestand, sondern eine in einen neuen Lebensabschnitt. Scherer selbst dankte Brucker für sein pragmatisches, versöhnliches, aber auch sympathisches und lösungsorientiertes Handeln während seiner Zeit als Bürgermeister, Kreistagsmitglied aber auch CDU-Fraktionsvorsitzendem im Kreistag. "Du warst ein Glücksfall für Schwanau und für den Ortenaukreis", so Scherer.

Hauptamtsleiter Michael Fertig blickte mit einem Augenzwinkern auf die vergangenen 23 Jahre mit Brucker als Gemeindeoberhaupt. Brucker selbst hatte im Imagefilm gesagt, Bürgermeister sei der schönste Beruf den es gibt: "Sie werden jetzt Direktor beim Regionalverband – unter uns: ist das wirklich eine Verbesserung?", fragte Fertig in seinen humorvollen Ausführungen. Auch die flotten Sprüche bleiben nicht nur Fertig, sondern auch den Kollegen in positiver Erinnerung. So sei ein Bürgermeister immer bemüht, positiv in der Presse zu erscheinen. Wenn dies nicht immer gelang, pflegte Brucker stets zu sagen "In der Zeitung von heute, wird der Fisch von morgen eingepackt." Daher durfte der symbolische Fisch in der Zeitung bei den Geschenken nicht fehlen, was nicht nur Brucker, sondern auch den Gästen ein herzhaftes Lachen entlockte.

Unternehmer und Ehrenbürger Martin Herrenknecht bewies ebenfalls Humor. In seiner Ansprache hatte er eine Anekdote aus seinen Geschäftszeiten parat. Die Idee, eine Halle ohne Bauantrag und roten Punkt zu bauen, um zu zeigen, wie einfach und unbürokratisch es sein könnte, blieb Herrenknecht indes verwehrt. Auch ein Blick auf die Bürgermeisterwahl und einen Kommentar konnte sich Herrenknecht nicht verkneifen. Er überreichte Brucker zum Abschied einen Miniatur-Tunnelbohrer, der Platz auf dem Schreibtisch des künftigen Verbandsdirektors finden solle.

Meißenheims Bürgermeister Alexander Schröder  eröffnete – stellvertretend für die Bürgermeister des ehemaligen Landkreises Lahr – mit dem Gedicht "Willkommen und Abschied" von Johann Wolfgang von Goethe seine Abschiedsworte. "Es war immer schön, gemeinsam zu arbeiten und wir hatten immer positive Begegnungen", hob Schröder hervor. Im Fokus des gemeinsamen Wirkens stand stets das kollektive Miteinander zum Wohle der Bürger. Brucker sei hierbei immer ergebnisoffen, fair und zielorientiert gewesen. Der Abschied von den Bürgermeisterkollegen sei hierbei nicht für immer, schließlich treffen sich die Kollegen wieder bei den Sitzungen des Regionalverbands.

Auch die Pfarrerinnen und Pfarrer verabschiedeten sich vom scheidenden Bürgermeister. Pfarrerin Christine Egenlauf thematisierte die neuen Wege, die Brucker mit der Kandidatur in Schwanau gegangen ist und auch mit seinem neuen Beruf gehen wird. Für die Kirche war Brucker stets ein zuverlässiger und freundlicher Wegbegleiter, der sich auch neuen Herausforderungen stellte. Neben Egenlauf überreichten auch Pfarrerin Marie Jakobi und Pfarrehepaar Renate und Axel Malter zum Abschied ein Geschenk.

Wolfgang Brucker selbst wollte den Abschluss des offiziellen Teils kurz gestalten, um Raum für die anschließenden Gespräche beim Umtrunk zu haben. Die Gespräche und das Miteinander waren es, die ihm immer wichtig waren, erklärte er. Dennoch wollte er es nicht versäumen, sich bei den Rednern und insbesondere seiner Familie zu bedanken. Ein besonderer Dank galt daher seiner Frau und seinen Söhnen. "Der Rückhalt der Familie tut gut und das braucht man auch in diesem Geschäft", so der scheidende Bürgermeister. Für jeden Gastredner hatte er zudem persönliche Worte und ging auf die Abschiedsreden ein. "Ich war gerne Bürgermeister in Schwanau und es ist der schönste Beruf der Welt – wie es als Verbandsdirektor wird, das kann ich Ihnen in ein paar Jahren sagen", sagte Brucker. Er sei gerne bei den Terminen gewesen, auch wenn nicht alle immer nur schön gewesen seien. "Vier sind Schwanau – herzlichen Dank für alles", schloss er.

Elf Bewerber für die Nachfolge

Wer auf Wolfgang Brucker als Schwanauer Bürgermeister folgt, entscheidet sich am 15. Mai. Zehn Bewerber und eine Bewerberin haben ihren Hut in den Ring geworfen. Die Kandidaten stellen sich am Mittwoch, 4. Mai, ab 18.30 Uhr in der Rheinauenhalle in Ottenheim vor. Dabei haben die Schwanauer gleich die Gelegenheit, Brucker wiederzusehen. Der 60-Jährige, der in Schwanau wohnen bleibt, will sich die Kandidaten anschauen, sagte er der LZ.