Das Siegerpaar: die einzige Amazone in der Siegerrunde Dominique Michelle Weber auf "Chasseur en blanc". Foto: Lenski

Reitsport: Neue Championesse des Großen Preises der Burg Hohenzollern ist Dominique Michelle Weber. Mit Video

Gegen sieben Männer startet sie in der Siegerrunde des Großen Preises als einzige Amazone: Dominique Michelle Weber. Mit einer fehlerfreien Runde ist sie die neue Championess und gewinnt den Wanderpokal der Burg Hohenzollern. Mit Tränen.

"Vielleicht ist ja heute der Tag der Damen?", sagt Hallensprecher Hendrik Schulze-Rückamp als Dominique Michelle Weber mit ihrem zwölfjährigen Schimmelwallach "Chasseur en blanc" zur Siegerrunde antritt. Sie war neben Schweizer Adrian Schmid, als Einzige im ersten Umlauf des Parcours der Klasse S*** "Null" geblieben. Nur acht Teilnehmer dürfen an der Siegerrunde des Großen Preises der Burg Hohenzollern teilnehmen, davon ist sie die alleinige Amazone.

Amazone hat ihren Riesen selbst ausgebildet

Die fehlerfreie Runde blieben ihr und Schmid erhalten, aber die gebürtige Mannheimerin war schneller: in 37,34 Sekunden legte sie eine Siegerrunde der Extraklasse hin, die das Publikum zum Schreien brachte. Von Sprung Nummer drei auf vier kürzte sie so knapp ab, dass die Zuschauer den Atem anhielten, und Weber flog mit ihrem Schimmel über den Oxer. Sie feuerte ihren 1,78 Meter große Riesen über jedem Hindernis an. "Trotz seiner Größe war er ultra vorsichtig", sagt die Championess. "Chasseur en blanc" kämpfte für seine Reiterin und trug sie zum Sieg.

"Ich hatte schon auf dem Abreiteplatz ein perfektes Gefühl und dann im ersten Umlauf gab er alles für mich", erzählt die 25-Jährige. "Er ist mein Ausnahmepferd und ein absoluter Kämpfer, wir haben eine unglaublich enge Verbindung." Dominique Michelle Weber hat ihr großes Herzenspferd seit zehn Jahren und selbst ausgebildet. Von den ersten Springpferdeprüfungen der Klasse A bis zu ihrem ersten S*** Sieg am Sonntagnachmittag in Steinhofen, hat das Paar, das in Ludwigshafen zuhause ist, alles gemeinsam erlebt und zusammen erarbeitet.

Im ersten Umlauf gingen 33 Bewerber an den Start der Schweren Prüfung. Insgesamt mussten die Reiter mit ihren Pferden 15 Hindernisse in einer Zeit von 68 Sekunden überwinden; sie sind bis zu einem Endmaß von 1,50 Meter hoch gebaut. "Der Parcours erfordert viel Springvermögen und Kraft der Pferde", kommentiert Andy Witzemann, der vor der Prüfung den Parcours bewertet hat. Parcourschefin Christa Jung hätte einen guten aber schweren Parcours gebaut; gerade die drei Kombinationen und insbesondere die dreifache.

Witzemann gab seinem "Cassadero" zu Beginn seiner Runde zur Motivation noch ein paar "Küsschen" mit der Stimme – aber gereicht hat es nicht. Nachdem Stangen fielen, entschied sich der Winterlinger zur Schonung seines Pferdes aufzugeben. "Die Batterie war einfach alle. Wir haben uns im Stechen am Samstagabend verausgaben müssen – ich habe einfach gemerkt es geht nicht mehr und es dann auch gelassen." Der Hochleistungssportler betont, dass man eigentlich für diese zwei hochkarätige Prüfungen, wie die Qualifikation für das Finale in der Schleyerhalle und den Wanderpokal der Burg Hohenzollern am Sonntag, zwei frische Pferde benötige. "Wir wollten unsere jungen einfach noch nicht so schnell so schwer reiten."

Ehrenplatz auf dem Kamin für den Pokal

In der tränenreifen Siegerehrung gewann Dominique Michelle Weber nicht nur den Wanderpokal, sondern noch den Ehrenpreis: einen VW-UP im Wert von 9000 Euro.

Das Preisgeld wurde auf insgesamt 19 000 Euro dotiert, 10 000 Euro gingen an die weiteren zwölf Platzierten. Ihre Eltern Sabine und Markus Weber hatten einen guten Grund für Freudentränen: "Wir sind so stolz auf Dominique. Sie hat das ganz alleine geschafft, von Anfang an", sagt Sabine Weber und ihre Tochter fügt hinzu: "Es ist toll, auch wenn ich eine ›Nicht-Reiter-Familie‹ habe, so unterstützt zu werden. Ohne sie wäre es nicht annähernd so schön." Und wo steht künftig der Pokal? "Im Wohnzimmer auf dem Kamin – der Ehrenplatz", sagt sie lachend.

Grund zur Freude hat aber neben der neuen Titelträgerin auch Adrian Schmid, der seine fehlerfreie Siegerrunde in 38,18 Sekunden ritt und damit den zweiten Platz belegte. Er gewann einen Sattel von Passier und ein Preisgeld in Höhe von 3000 Euro. Den dritten Rang belegte Christian Brühl mit vier Strafpunkten, er gewann 2100 Euro Preisgeld.

Auch an den anderen Turniertagen war im Reitsportzentrum Hohenzollern einiges geboten: