Diese beiden Leser sind am Sonntag im Angebot der Kippenheimer Bücherei fündig geworden. Foto: Schillinger-Teschner/Silvia Schillinger-Teschner

Für den „Welttag des Buches“ öffnete die Bücherei Kippenheim im Bürgerhaus vier Wochen nach der offiziellen Eröffnung erneut an einem Sonntag den Lesebegeisterten ihre Pforten. Seit dem Umzug wird die Bücherei besser angenommen als je zuvor.

In der heutigen Zeit, 90 Jahre nach der Buchverbrennung durch das nationalsozialistische Regime, sollte es in jeder Demokratie selbstverständlich sein, Zugang zu Büchern in gedruckter oder digitaler Form ohne Zensur zu erhalten. Erschreckend und befremdlich ist es, dass in den Vereinigten Staaten von Amerika immer mehr Bücher „im Namen der Kinder“ und der „Freiheit der Eltern“ aus Bibliotheken und Leselisten entfernt werden. Zensiert werden insbesondere Bücher die sich mit Rassismus, sexueller Aufklärung, oder mit LGBTQ+-Inhalten befassen. So stehen etwa „George“ von Alex Gino, „The hate u give“ von Angie Thomas auf dem Index. Aber auch Klassiker wie beispielsweise „Wer die Nachtigall stört“ von Harper Lee, „Das Tagebuch der Anne Frank“, „Harry Potter“ von Joanne K. Rowling, aber auch die Bibel stehen auf dem Index der verbotenen Literatur in den USA.

Was in Amerika verboten ist, steht in Kippenheim zur Ausleihe bereit

„In einer Demokratie dürfen keine Bücher verbannt werden“, so die einhellige Meinung der ehrenamtlichen Helfer in der Bücherei Kippenheim. „Darum sind wir heute hier und weisen am Welttag des Buches auf diese Missstände hin – und halten die in Amerika verbannten Bücher zur Ausleihe bereit“, setzt Daniela Goth vom Büchereiteam aus Kippenheim ein Statement.

Die Bücherei bemüht sich um ein vielseitiges Angebot an Büchern aus allen Genres und möchte die Lust am Lesen vermitteln und diese fördern. Seit dem Umzug in die neuen Räumlichkeiten im Bürgerhaus, der Dank der tatkräftigen Unterstützung durch den Bauhof der Gemeinde reibungslos verlaufen ist, wurden die Freiwilligen „schier überrannt“. Durch den exponierten neuen Standort wird die Bücherei nun auch von „auswärtigen“ Lesern gefunden und ist nicht nur ein Insidertipp der Kippenheimer.

Unter den Neulesern in der Kippenheimer Bücherei sind auch viele Kinder

In der Leseecke schmökern die Kinder gleich in für sie interessante Bücher hinein.

Etwa 20 neue Leseausweise konnten ausgestellt werden. „Besonders stolz sind wir darauf, dass wir viele Kinder als neue Leser gewinnen konnten“, betont Carmen Karcher. Insbesondere der ehemaligen Pädagogin ist es eine Herzensangelegenheit, Kinder zum Lesen zu bringen. Die Kinderecke ist ein Magnet für die Kleinen, nicht selten wird das erste Buch gleich dort zu lesen begonnen oder vorgelesen. Das erste „Vorlesen für Kinder“ werde von zehn Kindern besucht, ein Rekord, der vielleicht noch gebrochen werden kann, wenn am 5. Mai die amtierende Kippenheimer Weinkönigin Katharina Nowack zu Besuch sein wird.

Auch für die Erwachsenen warten im laufenden Jahr noch zahlreiche Veranstaltungen rund ums Buch. So sind Autorenlesungen des Kippenheimer „Eigengewächses“ Markus Fix und des im Schwarzwald lebenden Schriftstellers Michael Paul auf der Agenda des Büchereiteams vorgesehen.

Das Fazit der ersten vier Wochen im Bürgerhaus lässt sich für die Bücherei und deren Maskottchen Bücherwurm Willi mit „wir sind sehr gut angekommen“ zusammenfassen.

Welttag des Buches

Mit dem Welttag des Buches wird auf Bücher und Lesen als wichtige Bestandteile einer lebendigen Schriftkultur und Wissensvermittlung hingewiesen. Der 23. April als Datum, an dem dieser besondere Tag gefeiert wird, ist nicht willkürlich gewählt. In Katalonien ist dies der Namenstag des Volksheiligen St. Georg und traditionell werden an diesem Tag Geschenke als Zeichen der Wertschätzung und Zuneigung weitergegeben. Während Frauen und Kinder eine Rose erhalten, wird ein Mann mit einem Buch beschenkt. Auch der Todestag von William Shakespeare und der Geburtstag des isländischen Literaturnobelpreisträgers Halidòr Laxness dürften ebenfalls Einfluss auf die Terminierung auf den 23. April gehabt haben.