Priska Katharina Rieger wird heute 100 Jahre alt. Foto: Herzog

Priska Katharina Rieger, geborene Kuhner, feiert ihren 100. Geburtstag. Mit ihr wächst der 100er-Club der Stadt auf vier Personen an.

Während die geistig rüstige Jubilarin heute mit ihren sieben Kindern in einem Talstädter Gasthaus feiert, kommen am Samstag die neun Enkel mit Partnern und sieben Urenkel zu Besuch.

Immer noch liest sie täglich den Schwarzwälder Bote und das katholische Sonntagsblatt, bügelt regelmäßig ihre Wäsche mit der Wäschemange und putzt Gemüse für das Mittagessen. Weil das Gehör und die Beweglichkeit in den vergangenen Jahren deutlich nachgelassen haben, ist ihr Kontakt nach außen eingeschränkt.

Glücklich ist die Hochbetagte darüber, dass ihr Sohn Edwin immer noch in ihrem Haushalt lebt und für sie einkauft. Außerdem freut sie sich, wenn die anderen Kinder und Enkel sie abwechselnd besuchen und im Haushalt unterstützen.

Bei Kerzenlicht geboren

Die Jubilarin blickt auf ein arbeitsreiches und mühsames Leben zurück. Geboren am 29. November 1923 in Schramberg an der Steige bei Kerzenlicht, weil es damals noch keinen Strom im Haus gab, wuchs sie als Älteste mit vier Geschwistern auf. Nach der Schule besuchte sie die Frauenarbeitsschule. Ihr Berufswunsch, Handarbeitslehrerin zu werden, wurde ihr verweigert, weil sie nicht in die Hitlerjugend eintrat.

Hätte gerne gegen Hitler gewählt

Als Zehnjährige hatte sie die Machtergreifung Hitlers miterlebt und damals zu einer Schulkameradin der dritten Klasse gesagt: „Schade, dass ich noch nicht wählen darf. Dann hätte Hitler eine Neinstimme mehr“. Später erlernte sie den Beruf der Damenschneiderin, entwarf und nähte Brautkleider und erwarb 1950 den Meisterbrief. Gleichzeitig half sie ihren Eltern im Haushalt und Garten.

Aufs Heideckle gezogen

Bei einem Lazarettaufenthalt in Bad Dürrheim lernte sie ihren späteren Mann Emil Rieger kennen, der in Zepfenhan eine Schneiderei betrieb. Sie heirateten im Juni 1950 und führten den Betrieb dort gemeinsam bis zum Umzug nach Schramberg im Jahre 1954. Sie hatte von ihrer Mutter erfahren, dass auf dem „Heideckle“ ein Haus zu kaufen ist. Diese Gelegenheit nutzten sie, das ist heute noch ihr Zuhause.

Neun Kinder

Das Ehepaar lebte im christlichen Glauben, vertraute auf Gott und schenkte neun Kindern das Leben. Eines davon starb früh im Alter von zwei Jahren, ein weiteres 2016.

Nachdem die Kinder aus dem Haus waren, wurden ein paar Zimmer als Pension für Kurgäste und Saisonarbeiter umgebaut. 2003 verstarb ihr neun Jahre älterer Mann.

Priska Rieger hatte nicht nur ein Faible fürs Nähen und Stricken, sie kochte auch gerne und gut, mit Gemüse und Salat aus dem eigenen Garten. Ihre geschätzten Kochkünste erwarb sie im ordensgeführten Karolusheim in Bad Dürrheim. Einen frisch gebackenen Hefezopf gab es jeden Sonntag.

Gesundes Leben

Zu ihrer nachhaltigen und gesunden Lebensführung gehörten zudem natürliche Heilmittel, Tees und Kneipp-Anwendungen, worin möglicherweise das Geheimnis ihres hohen Alters liegt.