Unter Dirigent Philipp Armbruster spielte das Bundespolizeiorchester München auch die Welturaufführung des Arrangements der „Matrix“-Filmmusik für symphonische Blasmusik. Mit fast 50 Musikern war das Orchester für das Benefizkonzert in der Hausacher Stadthalle angereist. Foto: Dorn

Mit dem Benefizkonzert des Bundespolizeiorchesters München endeten die Feierlichkeiten zum 100-jährigen Jubiläum des Blasmusikverbands Kinzigtal in der voll besetzten Hausacher Stadthalle. Die Musiker beeindruckten dabei insbesondere mit Filmmusik – samt einer Weltpremiere.

Mit fast einer halben Hundertschaft der Bundespolizei auf der Bühne wurde der Abend zu einer polizeilichen Begegnung, die man bestens im Gedächtnis haben wird, wie kurz nach der Pause Armin Klausmann, der stellvertretende Dienststellenleiter im Bundespolizei-Schwerpunkt Offenburg, feststellte.

Zu diesem Zeitpunkt hatte das Polizeiorchester unter Leitung des neuen Dirigenten Philipp Armbruster beim Benefizkonzert zugunsten der Nachwuchsförderung im Blasverband Kinzigtal die Filmmusiken zu „Star Wars“, „Drachenzähmen leicht gemacht“, und den Filmen der „Harry Potter“-Reihe mit viel Wucht und Präzision auf die Bühne der Hausacher Stadthalle gebracht.

Filmmusik von „Star Wars“ bis zu „Independence Day“

Die Verdienste des amerikanischen Komponisten John Williams um die Filmmusik wurden in der Vergangenheit mit mehreren Oscars gewürdigt. Dessen Werke – wie die bekannten Rhythmen aus der „Star-Wars“-Reihe, oder auch die mit feiner Klinge gespielten Motive wie „Hedwig’s Theme“ aus „Harry Potter“ – verfehlten in ihrer symphonischen Fassung ihre Wirkung beim Konzert nicht.

Dass auch andere Filme durchaus mit meisterlichen Kompositionen versehen sind, zeigte das Orchester mit dem 20-minütigen Epos „Drachenzähmen leicht gemacht“ von John Powell. Leise und furchtsam folgten Piccoloflöte, Querflöte, Klarinette, Oboe und Englischhorn dem ungestümen Tiefblech, als die ersten Zähmungsversuche des Drachen durch einen Jungen im Animationsfilm scheiterten, bevor die Melodie in Generalpausen endete. Erst als sich Fagott und Solo-Klarinette dem Thema annahmen, spielten die Register nicht mehr gegen- sondern miteinander.

Im Foyer der Stadthalle begutachtete das Publikum verschiedene Blasmusikinstrumente, wie dieses Flügelhorn. Foto: Dorn

Kurz schienen auch die Motive der Melodie eines Schlangenbändigers auf, die Wiederholung durch Posaunen und Bässe erinnerte daran, dass hier eine Zähmung im XXL-Format vonstatten geht. Die vielen aktiven Musiker aus den Musikvereinen im Kinzigtal im Publikum belohnten die Leistung mit brandendem Applaus. Mit „Oblivion“, einer Komposition aus dem Spätwerk von Astor Piazolla, beweist das Orchester, „dass es auch leise spielen kann“, so Dirigent Armbruster. Stefan Mishula begeistert mit feinem Solo am Sopransaxophon.

Aus der Pause mit Bewirtung durch die Musiker der Stadtkapelle Hausach kam das Bundespolizeiorchester mit der Wucht zweier Hollywood-Blockbuster zurück. An der Instrumentierung der Filmmusiken zu „Ben Hur“ (1959) und „Independence Day“ (1996) ließ sich die Entwicklung im Genre „Filmmusik“ gut erkennen. 1959 blieben die einzelnen Register in ihren klassischen Rollen verhaftet: die Klarinetten steuerten Triller bei, die Flöten die melodramatische Melodie, die Trompeten waren für die Fanfaren zuständig.

Das Arrangement wurde vom Dirigent beauftragt

Zudem wurden mit großer Geste Becken und Große Trommel eingesetzt. Es fehlte zum Schlussakkord nicht viel, um sich in der Stadthalle das Brüllen des Metro-Goldwyn-Mayer-Löwen im Abspann des Films vorzustellen.

Zu Roland Emmerichs Katastrophenfilm „Independence Day“ wurden die Grenzen für die einzelnen Register aufgelöst, jeder der Musiker konnte seinen Beitrag zur Außerirdischen-Kakophonie beitragen und sich dann hinter dem Englischhorn-Solo (und im Film hinter der US-amerikanischen Flagge) versammeln, um die Welt zu retten. Nach der Filmmusik zu „Batman“ und drei Tänzen von Leonard Bernstein hielt das Bundespolizeiorchester zum Finale noch eine Welturaufführung bereit.

Zwar wurde die „Matrix“-Filmreihe bereits 1999 mit ihrem ersten Teil begonnen, ein Arrangement der Filmmusik von Don Davis für symphonische Blasorchester existierte bislang allerdings nicht. Zu seinem Einstand als neuer Dirigent des Polizeiorchesters München hatte Philipp Armbruster dann Andres Reukauf als Arrangeur damit beauftragt, das nachzuholen. Mit beängstigender Perfektion trafen die Holzbläser und Trompeten jeden Ton der ikonischen Filmszene mit der Einwahl-Sequenz von Hacker „Neo“. Dem standen einige Takte später die Posaunen und Bässe beim Thema der Verfolgung des Schwebeflugschiffes „Nebukadnezar“ durch finstere Roboter in der realen Welt nichts nach.

Mit stehendem Applaus erklatschte sich das Publikum noch zwei Zugaben, zunächst die Filmmusik zum Disney-Animationsfilm „The Incredibles“ und als Abschluss eines fantastischen Konzertabends noch das Badnerlied.

Info: Die Bundespolizei

Kurz nach der Pause gab Armin Hansmann von der Bundespolizei in Offenburg beim Konzert einige Statistiken zur Bundespolizei. In Offenburg sichern laut dem stellvertretender Inspektionsleiter insgesamt 300 Mitarbeiter mehr als 100 Kilometer Grenze zu Frankreich gegen unerlaubte Einreise und Schleusertum. An Wochenenden werde der „Fußball-Reiseverkehr“ in den Zügen gesichert. Bundesweit seien 55 000 Menschen bei der Bundespolizei beschäftigt, davon sind 9000 in Ausbildung.